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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Plastiktablett durch eine Klappe in der schweren hölzernen Tür geschoben wurden. Die Zelle war klein, zehn Schritte mal acht Schritte, und hatte nackte Ziegelwände, Zementboden, ein Bett mit Eisengestell und einen Eimer in der Ecke, der einmal täglich geleert wurde.
    Sie bewegte den Kopf. Schon wieder drehte sich alles. Das Schwindelgefühl wollte einfach nicht weggehen. Sie wusste nicht einmal mehr, ob sie wachte oder schlief, es fühlte sich an wie irgendetwas dazwischen. Das Einzige, was sie mit Sicherheit wusste, war, dass sie Angst hatte – schreckliche Angst.
    Er sah, wie sie die Hände ans Gesicht hob und sich die Tränen wegwischte, die nie zu versiegen schienen. Wie viel größer ihre Angst wohl werden würde, wenn er ein Geräusch machte? Wenn sie merkte, dass sie nicht allein war? Wenn sie wüsste, dass er bei ihr war, in der Dunkelheit verborgen, nur drei Schritte von ihr entfernt? Wie sie wohl reagieren würde, wenn er die Hand ausstreckte und ihre Haut berührte, ihre Haare? Wie sie vor Schreck zusammenfahren würde, wenn er ihr etwas ins Ohr flüsterte?
    Mit einem Lächeln sah er sie erneut erschauern. Vielleicht war es an der Zeit, dass sie es herausfand.
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    Hunter verbrachte noch eine weitere halbe Stunde mit der Sichtung der Videoaufzeichnungen vom Parkplatz vor Kelly Jensens Atelier. Im Wesentlichen gab es drei re­levante Stellen. Die erste war das Zeitintervall zwischen zweiundzwanzig Uhr sechsundzwanzig und zweiundzwanzig Uhr einunddreißig. Die zweite von dreiundzwanzig Uhr sieben bis dreiundzwanzig Uhr neun. Und die dritte von dreiundzwanzig Uhr elf bis dreiundzwanzig Uhr vierzehn.
    Die Fahrt von seiner Wohnung in Huntington Park ins Parker Center dauerte eine Dreiviertelstunde. Er ging gleich als Erstes in die IT -Abteilung, aber zu dieser frühen Stunde war bis auf einen Frischling, der Eindruck schinden wollte, noch niemand da. Er trug ein gebügeltes weißes Hemd und eine konservative graue Krawatte. Seine ebenfalls graue Anzugjacke hing über seiner Stuhllehne. Niemand in der IT -Abteilung trug jemals Hemd und Krawatte, geschweige denn einen Anzug.
    Der junge Mann teilte Hunter mit, dass Brian Doyle an diesem Tag voraussichtlich etwas später kommen werde. Er sei am vorigen Abend feiern gewesen. Eine lange Ermittlung, an der er beteiligt gewesen war, sei endlich abgeschlossen worden. Nach einem verdeckten Zugriff, der den ganzen Tag gedauert habe, sei es ihnen gelungen, einen Pädophilen dingfest zu machen.
    Â»Der Typ, den sie geschnappt haben«, erzählte der Frischling, »ist verheiratet und hat zwei Kinder – eins ist zehn Jahre alt, das andere zwölf. Genauso alt wie die Kinder, die er sich im Internet ausgeguckt hat.« Er schüttelte den Kopf, als könne er den Wahnsinn dieser Welt nicht begreifen. »Kann ich Ihnen vielleicht mit irgendwas weiterhelfen, Detective?«, fragte er dann und deutete mit dem Kinn auf den Laptop unter Hunters Arm.
    Â»Wie heißen Sie denn?«
    Â»Garry, Sir.« Er streckte die Hand aus. »Garry Cameron.«
    Hunter schüttelte sie. »Ich bin Robert, und wenn Sie mich noch einmal Sir nennen, verhafte ich Sie wegen Beleidigung.«
    Cameron nickte grinsend.
    Â»Ich fürchte, ich muss mit Brian persönlich sprechen. Er muss für mich ein paar Videoclips durch eins seiner Zauberprogramme jagen.«
    Camerons Grinsen wurde breiter. »Also, eigentlich ist das genau mein Fachgebiet – Video- und Audioanalyse. Des­wegen wurde ich hierher versetzt.«
    Hunter lachte überrascht auf. »Na, wenn das so ist.« Er stellte den Laptop auf Camerons Schreibtisch, und beide war­teten schweigend, bis er hochgefahren war. Hunter schaltete den Videoplayer ein und lud die ausgewählten Passagen. »Das sind Originalaufzeichnungen von einer privaten Überwachungskamera«, erklärte er, bevor er auf den Pfeil fürs Abspielen klickte.
    Cameron setzte eine Brille auf und beugte sich dicht zum Display. Die Aufzeichnung begann mit einem Parkplatz, der bis auf einen candy-weißen Trans-Am T-top mit getönten Heckscheiben leer war. Die Bildqualität war miserabel, und die ungünstigen Lichtverhältnisse machten es noch schlimmer.
    Â»Netter Wagen«, meinte Cameron.
    Sie mussten nur wenige Sekunden warten, bevor ein geheimnisvoller Mann von rechts auf den Parkplatz kam. Er war groß, zwischen eins fünfundachtzig und eins neunzig,

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