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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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musste bis halb acht warten, bevor er sich Gewissheit darüber verschaffen konnte, wer das jüngste Opfer war.
    Die Hauptstelle der Los Angeles Public Library in der West 5th Street konnte ohne Weiteres als Hunters zweites Zuhause gelten, so viel Zeit verbrachte er dort. Sie öffnete um zehn Uhr, aber er kannte viele Mitarbeiter und wusste, dass besonders eine von ihnen, Maria Torres aus dem Archiv, immer schon sehr früh dort war.
    Hunters Verdacht hatte ihn nicht getrogen. Er hatte das Gesicht der Toten tatsächlich schon einmal gesehen. Wann immer er in den letzten Wochen die Abteilung für Kunst, Musik und Freizeit im ersten Stock der Bibliothek durchstreift hatte, war er an ihrem Bild vorbeigekommen. Im Aufsteller mit Mitarbeiterempfehlungen fand sich in der Kategorie Jazzgitarre eine ihrer CD s: Fingerwalking . Der Aufsteller stand direkt im Mittelgang. Das Cover der CD zeigte ein Schwarzweißporträt der Künstlerin.
    Von der Bibliothek aus fuhr Hunter ins Rechtsmedizinische Institut, nachdem Dr. Hove angerufen und ihm mitgeteilt hatte, dass die Autopsie abgeschlossen sei. Er brauchte zwanzig Minuten, und als er ankam, war Garcia bereits dort.
    Hove sah zu Tode erschöpft aus. Kein noch so dick aufgetragenes Make-up konnte die dunklen Tränensäcke verbergen, ihre Augen schienen tiefer in ihre Höhlen gesunken zu sein, und ihre Haut wirkte bleich und stumpf wie die von jemandem, der seit Monaten kein Sonnenlicht mehr gesehen hat. Ihre Schultern waren wie unter einer unsichtbaren Last vornübergebeugt.
    Â»Sieht so aus, als hätte keiner von uns heute Nacht viel geschlafen«, meinte Garcia mit einem Blick auf Hunters schwere Lider, als dieser sich am Eingang zum Sektionssaal zu ihnen gesellte. »Ich habe es bei dir zu Hause versucht, aber –«
    Hunter nickte. »Ich war in der Bibliothek.«
    Garcia schnitt eine Grimasse und sah auf die Uhr. »Ist dir der Lesestoff ausgegangen?«
    Â»Ich wusste, dass ich das Opfer schon mal gesehen habe«, erklärte Hunter. »Ihr Name ist Jessica Black.« Er zog eine CD -Hülle aus seiner Jackentasche.
    Garcia und Hove betrachteten nacheinander das Cover.
    Â»Innen drin ist noch ein anderes Foto.«
    Hove zog das Booklet heraus und schlug es auf. In der Mitte war ein Ganzkörperfoto von Jessica zu sehen. Sie stand mit dem Rücken an eine Ziegelwand gelehnt, die ­Gitarre neben sich. Sie trug ein ärmelloses schwarzes Top, Jeans und schwarze Cowboystiefel. An ihrer rechten Schulter war deutlich eine Tätowierung zu erkennen. Dr. Hove musste nicht erst nachsehen, sie wusste sofort, dass es dieselbe Tätowierung war wie die der Toten auf dem Sektionstisch. Sie hatte sie oft genug betrachtet.
    Â»Ich habe es eben erst rausgefunden«, erklärte Hunter. »Ich habe von unterwegs gleich die Einsatzzentrale angerufen und sie gebeten, mir ihre Adresse zu geben und alles, was sie sonst noch über sie in Erfahrung bringen können. Wir gehen die Informationen durch, sobald wir hier fertig sind.« Er nickte Garcia zu, der die Geste erwiderte. »Die Vermisstenstelle weiß nichts von ihr«, fuhr er fort. »Ihr Verschwinden wurde nie gemeldet.«
    Schweigend betraten sie den Sektionssaal und blieben vor dem Obduktionstisch stehen. Alle Blicke wandten sich Jessicas Gesicht zu. Die Fäden waren gezogen worden, aber die Löcher, wo Nadel und Faden ihre Haut durchbohrt hatten, waren blieben. Um ihren Mund herum waren Kratzspuren zu sehen. Hunter wusste, dass Jessica sie sich selbst beigebracht hatte, als sie in blinder Panik mit dem, was noch von ihren Fingernägeln übrig war, an den Nähten gezerrt hatte. Niemand konnte sich auch nur ansatzweise vorstellen, wie sehr sie gelitten haben musste.
    Â»Wir hatten recht.« Dr. Hove brach als Erste das Schweigen. Ihre Stimme klang heiser und gepresst. »Der Killer hat sie von innen verbrannt.«
    Garcia kämpfte gegen ein Zittern an. »Wie?«
    Â»Genau so, wie wir vermutet haben. Er hat eine Leuchtfackel in ihren Körper eingeführt.«
    Garcia schloss die Augen und wich instinktiv einen Schritt zurück. Das war der Grund gewesen, weshalb sich ihm in der vorigen Nacht der Magen umgedreht hatte: der Geruch von verbranntem Fleisch. Es war einer der Gerüche, die man nie mehr vergaß, wenn man sie einmal gerochen hatte. Auch Garcia nicht.
    Â»Nun ja, keine Leuchtfackel im eigentlichen Sinne«, berichtigte Dr. Hove sich

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