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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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selbst, »aber etwas Ähnliches.« Sie deutete hinter sich auf den langen Tresen, wo auf einem Stahltablett ein Metallzylinder lag. Er war etwa dreizehn Zentimeter lang und hatte einen Durchmesser von fünfzehn Millimetern. »Das ist die Aluminiumröhre, die wir in ihrem Unterleib gefunden haben.«
    Hunter trat näher, um sich die Röhre genauer anzusehen. Sie war an einem Ende versiegelt. Niemand sprach, also fuhr Dr. Hove fort.
    Â»Die am weitesten verbreiteten Leuchtfackeln sind Si­gnalfackeln. Zu beschaffen sind sie kinderleicht, man findet sie auf jedem Boot im Hafen oder auch in Notfallkoffern im Auto, die so ziemlich überall erhältlich sind. Aber es sind nicht die einzigen Arten von Fackeln, die man kaufen …« Sie hielt inne, und ihr Blick glitt zurück zum Zylinder auf dem Tablett. »… oder selber herstellen kann.«
    Â»Pyrolante«, sagte Hunter.
    Hove nickte. »Genau. Anders als bei Leuchtfackeln besteht ihr Hauptzweck nicht darin, möglichst hell zu brennen und ein weithin sichtbares Warnsignal zu erzeugen. Ihr Zweck ist es, möglichst heiß zu brennen.« Sie nahm den Zylinder in die Hand. »Im Wesentlichen ist eine Leuchtfackel nichts weiter als ein Behälter voller Chemikalien, die ein helles Licht oder starke Hitze erzeugen können, ohne zu explodieren. Und genau so etwas hat der Täter gebaut und in sein Opfer eingeführt.«
    Â»Wie lange hat das Ding gebrannt?«, wollte Hunter wissen.
    Hove zuckte die Achseln. »Kommt darauf an, was für Chemikalien er verwendet hat und in welchen Mengen. Der Zylinder geht sofort ins Labor, sobald wir hier fertig sind. Aber viel hätte er nicht gebraucht. Pyrolante erzeugen beim Verbrennen eine extreme Hitze. Wenige Sekunden Kontakt reichen aus, um menschliches Gewebe vollständig zu karbonisieren.« Sie verstummte und rieb sich langsam das Gesicht. »Die Verletzungen, die das Fächermesser im zweiten Opfer angerichtet hat …« Sie schüttelte den Kopf. »… sind Peanuts gegen das hier.«
    Garcia holte tief Luft und verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
    Dr. Hove drehte den Zylinder um und zeigte ihnen einen winzigen Knopf am versiegelten Ende. »Derselbe hochempfindliche erschütterungsaktivierte Auslöser. Als ihre Füße den Boden berührt haben, hat es klick gemacht, und es gab einen winzigen Funken. Genug, um die Chemikalien in der Röhre in Brand zu setzen. So ähnlich wie bei einem Ofenanzünder.«
    Â»Wie kann denn im Innern des menschlichen Körpers ein Feuer brennen?«, fragte Garcia. »Es braucht doch Sauerstoff.«
    Â»Aus genau demselben Grund, aus dem eine Signalfackel unter Wasser brennen kann«, antwortete Hunter. »Sie enthalten ein Oxidationsmittel, das Sauerstoff aus der Umgebung abspalten kann. Unterwasserleuchtfackeln enthalten besonders viel davon, so dass selbst in einer sauerstofffreien Umgebung das Feuer nicht erlischt.«
    Garcia sah Hunter an, als wäre der ein Außerirdischer.
    Erneut nickte Dr. Hove. »Je mehr Oxidationsmittel, desto stärker die anfängliche Deflagration.«
    Daran wiederum hatte Hunter nicht gedacht.
    Â»Und im Klartext heißt das …?«, fragte Garcia.
    Â»Wenn der Funke auf die Chemikalien trifft, erzeugt das … sagen wir, eine thermische Reaktion. Diese Reaktion sorgt dafür, dass sich die gesamte Wirkladung auf einmal entzündet, aber ohne zu explodieren. Genau das bezeichnet man als Deflagration – eine Art sehr schnellen Verbrennungsvorgang. Bei einer Verpuffung entsteht eine Blase aus extrem heißem Gas. In unserem konkreten Fall ist diese Gasblase oben aus der Röhre herausgeschossen wie eine Kugel aus einem Pistolenlauf. Diese Blase musste sich ausdehnen, bis ihre Energie verbraucht war.« Dr. Hove machte mit der rechten Hand eine Faust und öffnete dann langsam die Finger, um den Vorgang zu veranschaulichen. »Sie hat sich nicht sehr stark ausgedehnt, wahrscheinlich nur wenige Millimeter, aber dabei wurde alles, womit sie in Berührung gekommen ist, im Wesentlichen zu Asche verbrannt.«
    Garcia spürte, wie erneut sein Magen rebellierte.
    Â»Die Schmerzen, die sie hatte, müssen … unbeschreiblich gewesen sein«, sagte Hove. »Die meisten Brandopfer sterben durch den Rauch, nicht durchs Feuer. Im Prinzip kollabiert die Lunge, weil sie den Rauch nicht verarbeiten kann, und man

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