Der Knochenbrecher
ab.«
Hunter drehte sich um und sah zum Eingang »Wurde sie hier gefunden? In diesem Raum?«
Brindle nickte. »In genau derselben Position, wie du sie jetzt siehst. Anders als bei der Leiche in Glassell Park mussten wir sie fürs Röntgen nicht erst umdrehen, sie lag bereits auf dem Rücken. Es gibt keine Anzeichen, dass jemand anders vor uns die Leiche angefasst hat.«
Hunters Blick glitt flüchtig über Decke und Wände. »Was ist in dem Raum da?« Er deutete auf die nächste Tür.
»Dasselbe wie hier und drüben«, gab Dr. Hove zurück. »Mehr Graffiti, mehr Müll.«
Hunter zog an der Tür, die sich knarrend öffnete. Die Tatortlampe war hell genug, um auch den GroÃteil des nächsten Raums auszuleuchten.
»Da drin gibt es kein Bett, keinen Tisch, keinen Tresen? Sie wurde einfach hier auf dem Boden abgelegt?«
»Nein«, sagte Brindle. Er legte den Kopf in den Nacken, und sein Blick ging zur Decke. »Oben.«
Erneut spähte Hunter in den dritten Raum. Links neben der Tür führte an der Wand eine Treppe ins obere Geschoss.
»Zwei von meinen Leuten sind oben«, fuhr Brindle fort. »Wie es aussieht, wurde sie auf einem Holztisch abgelegt.« Er wusste, was Hunter als Nächstes fragen würde, und nickte, noch bevor die Frage kam. »Der Tisch war durch Holzblöcke um etwa dreiÃig Zentimeter erhöht, genau wie in Glassell Park.«
»Die Botschaft �«
Wieder nickte Brindle. » Es ist in dir drin . Diesmal hat er es an die Decke geschrieben.«
Auch Garcia sah sich flüchtig im nächsten Raum um. »Das heiÃt, sie ist vom Tisch geklettert und hat es die Treppe runter bis hierher geschafft, bevor sie gestorben ist?«
»Bevor sie zusammengebrochen ist«, korrigierte Dr. Hove, woraufhin sich beide Detectives zu ihr umwandten. »Bis zum Eintreten des Todes hat es noch eine ganze Weile gedauert. Sie muss schreckliche Qualen gelitten haben.«
»Wahrscheinlich ist sie bis hier unten gekrochen«, erklärte Brindle weiter. »Sie muss eine sehr starke Frau gewesen sein, körperlich und mental, mit einem ungeheuren Ãberlebenswillen. Die Schmerzen waren so groÃ, dass sich die meisten Menschen an ihrer Stelle nicht einmal hätten bewegen können, geschweige denn, dass sie es vom ersten Stock bis hier runter geschafft hätten.«
Hunters Blick wanderte zum Röntgengerät auf dem Boden und zum dazugehörigen Laptop. Er schien ausgeschaltet zu sein.
Brindle und Hove folgten seinem Blick. »Nach unserem bisherigen Kenntnisstand und in Anbetracht der Tatsache, dass die Tötungsart und wesentliche Merkmale der Tat dieselben sind«, sagte die Rechtsmedizinerin, »kann man wohl davon ausgehen, dass der Täter wieder eine Art Selbstauslöser verwendet hat. Allerdings war es diesmal weder ein Fächermesser noch eine Bombe. Warten Sie, ich zeige es Ihnen.«
Garcia räusperte sich unbehaglich, während Hove den Laptop aus dem Ruhezustand aufweckte.
»Wir waren gerade mit den Aufnahmen fertig, als ihr gekommen seid«, erklärte Brindle.
Die Detectives traten näher, als die Röntgenaufnahme des Gegenstandes, den der Mörder im Unterleib der Leiche zurückgelassen hatte, langsam auf dem Bildschirm Gestalt annahm.
Niemand sagte ein Wort.
Hunter und Garcia kniffen die Augen zusammen, während sie zu erkennen versuchten, was sie da gerade anschauten.
»Ausgeschlossen«, stieà Hunter irgendwann hervor. »Ist das da, was ich denke, dass es ist?«
Brindle und Hove nickten gleichzeitig. »Sieht ganz so aus, ja.«
Wenige Sekunden verstrichen, dann hatte auch Garcia den Gegenstand erkannt, und seine Augen weiteten sich in fassungslosem Entsetzen.
78
Die Digitaluhr an Hunters Mikrowelle zeigte drei Uhr zweiundvierzig an, als er seine Wohnung betrat und die Tür hinter sich schloss. Als Erstes ging er herum und schaltete überall das Licht ein. Er hatte genug von der Dunkelheit. Er war müde, aber ausnahmsweise war er dankbar für seine Schlaflosigkeit. Er wusste nicht, ob er die Kraft hätte, mit den Alpträumen fertig zu werden, die ihn ohne Zweifel heimsuchen würden, kaum dass er die Augen geschlossen hätte.
Nach dem Abtransport der Leiche hatten Hunter und Garcia noch lange in der alten Eisenbahnmeisterei nach Hinweisen gesucht, vor allem im oberen Stockwerk. Der Raum dort war groà und hatte früher
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