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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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dieser, bevor er sich bückte, mit dem Zeigefinger oben auf der Fußleiste entlangfuhr und Hunter das Ergebnis präsentierte. »Kein Stäubchen. Meine Frau ist ziemlich penibel, was Sauberkeit angeht, aber nicht mal sie staubt bei jedem Hausputz die Fußleisten ab. Der einzige Ort, wo man hier und da ein Körnchen Staub findet, ist dieses abgefahrene Zimmer, in dem ihr gewartet habt. In der Küche gibt es einen ganzen Schrank voll mit Putzmitteln. Genug Bleiche, um eine Badewanne zu füllen. Entweder der Typ hat einen Sauberkeitsfimmel, oder er hat damit gerechnet, dass wir kommen.«
    Die Befragung der Nachbarn im Haus förderte ebenfalls keine relevanten Informationen zutage. Die meisten Bewohner gaben zu Protokoll, dass sie den Mann, der in Apartment 418 wohnte, nie zu Gesicht bekommen hätten. Diejenigen, die ihm doch hin und wieder begegnet waren, hatten nie mit ihm gesprochen. Smith’ unmittelbarer Nachbar, ein kleiner, zierlicher Mann Mitte sechzig mit Brillengläsern so dick wie kugelsichere Scheiben, sagte, Smith habe stets gegrüßt, wenn sie sich auf dem Gang getroffen hätten, und sei überhaupt immer sehr höflich gewesen. Manchmal sei er ausgegangen, dann habe er einen Anzug getragen. Sonst trage niemand im Haus einen Anzug. Der alte Mann erwähnte auch, dass die Wände im Haus nicht besonders dick seien. Er habe Smith oft beim Saubermachen gehört, wie er durch die Wohnung gegangen sei und gestaubsaugt oder gescheuert habe. Das sei recht häufig vorgekommen.
    Die zwei Techniker von der Spurensicherung nahmen Schuhe und Unterwäsche aus Smith’ Schrank sowie eine Rasierklinge, eine Zahnbürste und ein Deospray aus seinem Bad mit. Was DNA -Spuren anging, wollten sie nichts dem Zufall überlassen.
    Die Nacht war hereingebrochen, und der Himmel war dunkel, als Hunter einen Anruf von der Einsatzzentrale bekam.
    Â»Detective Hunter? Hier ist Pam.«
    Â»Pam. Was haben Sie für mich?«
    Â»Wenn Sie das nächste Mal einen Verbrecher jagen, könnten Sie sich dann bitte einen aussuchen, der einen etwas selteneren Namen hat? James ist der häufigste amerikanische Vorname, und Smith ist der häufigste amerikanische Nachname. Wenn man sie zusammennimmt, kommt man auf rund dreieinhalb Millionen männliche Einwohner, die den Namen James Smith tragen.«
    Â»Großartig.«
    Â»Allein im Stadtgebiet von L. A. gibt es fünfhundert ­Ja­mes Smith. Interessant ist allerdings, dass keiner von ihnen unter der Adresse in Norwalk gemeldet ist, die Sie mir durchgegeben haben.«
    39
    Ihre Lider zuckten, aber es gelang ihr nicht, die Augen zu öffnen. Das Bewusstsein kam und ging wie Wellen, die an einen Strand schlugen. Jedes Mal wenn es so schien, als würde sich der Nebel in ihrem Kopf endlich lichten, kam eine schwarze Unterströmung und zog sie wieder ins Nichts zurück.
    Das Einzige, was sie wirklich wahrnahm, war der Geruch. Wie ein Gemisch aus Mottenkugeln und starkem Desinfektionsmittel. Es kam ihr vor, als wäre der wider­wärtige Gestank ihr in die Nase, den Hals hinab und in den Magen gedrungen und hätte auf dem Weg dorthin alles versengt. Ihre Eingeweide fühlten sich an wie Schlangen, die sich wanden und verzweifelt versuchten, ins Freie zu gelangen.
    Erneut flatterten ihre Lider, diesmal etwas länger, und mit größter Mühe zwängte sie die Augen auf. Das Licht war trübe, trotzdem brannte es auf ihrer Netzhaut wie ein Blitz. Ganz langsam wurde ihre Umgebung deutlicher. Sie lag rücklings auf einer harten, unbequemen Oberfläche. Die Luft war heiß und feucht. Rostige Metallrohre verliefen kreuz und quer an der Decke und verschwanden in von Schimmel befallenen Betonwänden.
    Sie versuchte, den Kopf anzuheben, doch die Bewegung jagte eine Woge der Übelkeit durch ihren Magen.
    Ganz langsam verschwand das taube Gefühl in ihrem Körper und machte einem rasenden Schmerz Platz. Ihre Lippen fühlten sich an, als hätte man sie ihr mit Zangen aus dem Gesicht gerissen. Ihr Kiefer tat weh, als wäre er gebrochen. Sie versuchte, den Mund zu öffnen, aber die Schmerzen waren so stark, dass sie beinahe erneut das Bewusstsein verloren hätte. Tränen liefen ihr übers Gesicht, als sie verzweifelt versuchte, ihren Verstand in Gang zu setzen, damit er ihr sagte, was sie tun sollte. Sie versuchte, die Arme zu bewegen – erstaunlicherweise gelang dies ohne Schmerzen.

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