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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Ihr Fall hat sich damit erledigt. Das ist alles, was Sie wissen müssen.«
    Â»Die Verschwiegenheitspflicht erlischt nicht mit Abschluss des Falles, das wissen Sie genau.«
    Â»Der Exfreund könnte ein Verdächtiger sein.«
    Sekundenlanges Zögern.
    Â»Ist er nicht«, sagte Myers schließlich mit Nachdruck. »Glauben Sie etwa, ich hätte ihn nicht gründlich durchleuchtet, bevor ich den Fall angenommen habe? Außerdem haben Sie gesagt, dass Kelly gestern getötet wurde. Er ist seit fünf Tagen im Ausland.«
    Â»Wenn Sie so fest an seine Unschuld glauben, warum verraten Sie mir dann nicht seinen Namen, damit ich mich selbst davon überzeugen kann?«
    Ein langes, unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, bevor Myers ihm schließlich die rechte Hand hinstreckte. Sie sah Hunter fest in die Augen. »Kann ich jetzt mein Magazin wiederhaben?«
    Hunter wusste, dass sie einen Vertrauensbeweis von ihm wollte. Eine Hand wusch die andere. Langsam zog er das Magazin aus seiner Jackentasche und legte es ihr in die offene Handfläche. Myers steckte es nicht zurück in die Waffe, sondern betrachtete es lediglich eine Zeitlang nachdenklich. Ihre Lügen wurden immer unübersichtlicher, und sie wusste, dass sie bald die Kontrolle darüber verlieren würde. Sie musste verschwinden, bevor sie noch einen Fehler machte und sich verplapperte.
    Â»Sie wissen, dass ich Ihnen den Namen nicht verraten kann. Sonst kriege ich nie wieder einen Klienten. Aber ich kann Ihnen meine Informationen über den Fall zur Verfügung stellen. Vielleicht finden Sie noch irgendwelche nützlichen Hinweise.«
    Hunter sah ihr rechtes Auge unmerklich zucken.
    Myers warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Geben Sie mir ein paar Stunden Zeit, um die Unterlagen zusammenzusuchen, und dann können Sie alles von mir haben.«
    Hunter musterte sie weiterhin aufmerksam und schweigend.
    Â»Ich weiß ja, wo ich Sie finde.«
    Hunter sah Myers nach, als diese das Schlafzimmer ­verließ. Dann langte er in seine Tasche und betrachtete die Privatermittler-Lizenz, die er heimlich aus ihrer Brief­tasche gestohlen hatte.
    Â»Und ich weiß, wo ich Sie finde«, murmelte er zu sich selbst.
    56
    Kelly Jensens Atelier in Culver City war eine umgebaute Autowerkstatt, verborgen hinter einer Ladenzeile. Die Straße war schmal und lag ein Stück von der Hauptstraße entfernt auf einem kleinen Hügel. Rechts neben dem Atelier befand sich ein kleiner Parkplatz, auf dem die Ladenbesitzer tagsüber ihre Fahrzeuge abstellten. Zu dieser späten Stunde war er komplett leer. Das einzige Licht kam von einer Laterne an der Ecke, deren Glühbirne vom Alter gelb geworden war. Hunter sah sich nach Überwachungskameras um. Fehlanzeige.
    Kellys Atelier war groß und gut organisiert. Für jedes Utensil und jede Leinwandgröße gab es eigene Regale oder Schubladen. Die fertigen Bilder standen aufgereiht auf einem großen Holzgestell, das die gesamte Nordwand des Ateliers einnahm. Es gab nur eine einzige Staffelei, die vor dem großen Westfenster aufgestellt war. Wahrscheinlich hatte Kelly bei der Arbeit gerne den Sonnenuntergang angeschaut. Über dem Bild, das auf der Staffelei stand, hing ein Tuch voller Farbflecken. Anders als Laura Mitchell schien Kelly nicht an mehreren Gemälden gleichzeitig gearbeitet zu haben.
    Hunter hob das Tuch an, um sich das Bild darunter anzusehen. Es zeigte einen dunklen Himmel über einem still daliegenden See, in dessen Mitte auf einem steil aufragenden Hügel eine Ruine zu sehen war. Hunter trat ein paar Schritte zurück, um das Bild aus der Entfernung zu betrachten. Kelly war eine Malerin des Realismus, und die Wirkung, die sie in dem Bild erzielt hatte, war so lebensecht, dass man das Gefühl hatte, selbst am Ufer des Sees zu stehen und auf den Horizont zu blicken. Aber gleichzeitig hatte sie einen Effekt angewandt, den Hunter noch nie ­zuvor gesehen hatte. Es war, als betrachte man die Szene durch trübes Glas. Über allem lag ein trauriger, grauer Schleier, als könne jeden Moment das Wetter umschlagen und sich ein Gewitter über dem See entladen. Das Bild sah so real aus, dass Hunter unwillkürlich fröstelte und den Kragen seiner Jacke hochklappte.
    In Kellys Arbeitsbereich lag oder stand nichts herum. Die einzigen Möbel waren die Regale und Schubladenkästen an den Wänden, der Ständer für die

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