Der Knochendieb
sein.«
»Entschuldigung.«
»Ich bin in Eile. Mach dich gleich mal über die Liste her.«
»Alles klar.« Margaret war pikiert. Das kann nicht sein Ernst sein. Hat er überhaupt eine Ahnung, wie viele Piercing-Studios es in diesen drei Bundesstaaten gibt?
Thomlinson nahm den Ring in die Hand. »Wenn er nur sprechen könnte …«
»Können Sie ihn zum Sprechen bringen, Larry?«, fragte Driscoll.
»Ich würde sagen, er ist handgeschmiedet. Wahrscheinlich
von demselben Typen, der ihr das Piercing gesetzt hat. Sie machen gern ihre eigenen Schmuckstücke. Und euer Opfer hat dabei Schmerzen gelitten. Das kann ich euch sagen.«
»Wie das?«
»Der Ring wurde ohne Betäubung gesetzt. Piercer verwenden meist ein Lokalanästhetikum, so etwas wie Lidocain oder Novocain. Das hinterlässt immer eine Spur im umliegenden Gewebe. Eine Signatur. Hier ist keine.«
»Hoffen wir mal, dass wir anhand dessen den Piercing-Künstler identifizieren können«, sagte Driscoll.
Sowie sich Pearsol wieder seinem Recorder widmete, schweiften Driscolls Gedanken ab. Was hatte eine Hausfrau mit einer Neunzehnjährigen gemeinsam, abgesehen davon, dass sie beide weiblich waren? Und was hatte dieser Irre als Köder benutzt, um die beiden unglücklichen Frauen anzulocken? Während er auf den zerfleischten Körper von Monique Beauford hinabblickte, wurde Driscoll eines klar: Diese Morde würden sich fortsetzen, und sie würden ihn und die Stadt New York auf eine höllische Achterbahnfahrt schicken.
15. KAPITEL
Margaret war mit sich zufrieden. Sie hatte es geschafft, sich in eines ihrer alten Kleidungsstücke aus der Zeit im Sittendezernat zu zwängen, und sah einfach umwerfend aus. Die Lederhose saß hauteng, und das bauchfreie Top präsentierte vorteilhaft ihren flachen Bauch. Ein Pushup-BH und rote High Heels rundeten ihre Erscheinung ab.
Sie zog die Tür des strategisch positionierten TARU-Vans auf und stieg ein. Sämtliche Männer im Wagen unterbrachen ihre jeweilige Beschäftigung und glotzten. Pfiffe ertönten.
»Spart euch den Quatsch, ihr Dumpfbacken«, schimpfte Margaret. »Das ist ein professioneller Polizeieinsatz.«
Danny O’Brien, der TARU-Techniker, reichte Margaret einen kleinen runden Gegenstand.
»Das ist der Sender, Sarge. Sie müssen selbst wissen, wo Sie ihn unterbringen.«
Margaret verzog sich in den hinteren Teil des Vans und wandte den Männern den Rücken zu, ehe sie in ihren BH griff und den Sender verstaute.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, grölte O’Brien.
»Vielleicht im nächsten Leben«, entgegnete Margaret, während sie sich umdrehte und den Techniker ansah.
»Jetzt mal im Ernst, Sarge: Der Sender ist auf Empfang. Sprechen Sie ganz normal. Wenn Sie Ärger kriegen, sagen Sie einfach das Wort ›Holzkopf‹, dann stehen wir im Handumdrehen auf der Matte. Nicht vergessen: ›Holzkopf‹.«
»O’Brien, wie viele Jahre hab ich das bei der Sitte gemacht? Ich weiß ganz gut, wie ein Sender funktioniert. Hauptsache, ihr Witzfiguren bewegt euch, wenn ich euch das Zeichen gebe.«
Als sie sich zum Aussteigen anschickte, berührte Driscoll sie am Arm. »Sei bloß vorsichtig da drin. Wenn dir etwas faul vorkommt, schreist du. Hast du mich verstanden, Margaret?«
»Hey, John, du bist ja richtig besorgt«, spöttelte sie, warf ihr Haar zurück und stieg aus.
Francis, seines Zeichens selbsternannter Body-Piercer ersten Ranges, musterte die potenzielle Kundin in ihrer hautengen Ledermontur, während sie das Schaufenster betrachtete.
»Komm rein, Süße, nur keine falsche Scheu«, flötete er, als könnte er der zögernden Frau seine Worte durch Telepathie übermitteln.
»Wahnsinn«, staunte Francis, als die aufregende Brünette tatsächlich auf die Türklinke drückte.
Undercover Sergeant Margaret Aligante stöckelte in den Laden und studierte das Angebot an Piercings in Gold, Silber, Platin und Edelstahl, die in der Vinylhaut einer nackten Schaufensterpuppe steckten. Ein immer wieder veränderbares Kunstwerk, dachte Margaret.
Indem sie verdeckt ermittelte, konnte sie vielleicht Francis’ Zunge lösen. Das glaubte auch ihr vertraulicher Informant, ihr Straßenspitzel, der sie auf diesen speziellen Piercing-Künstler aufmerksam gemacht hatte. Der Spitzel hatte in Francis einen Typen erkannt, der zwar vor der Polizei auf der Hut war, jedoch selbst seinen Bruder verpfeifen würde, wenn er damit die eigene Haut retten konnte. Und das war genau das, was Margaret suchte: einen Verräter.
Rasch musterte sie
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