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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas O'Callaghan
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Runde. Alle außer Margaret wichen seinem Blick aus. Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie, damit sie wusste, dass er sich nicht einschüchtern ließ.
    »Okay, John, was brauchen Sie?«, wollte Walters wissen.

    »Drei solche und dreißig solche«, erwiderte Driscoll und teilte damit seinem Vorgesetzten mit, dass er drei Sergeants und dreißig Detectives brauchte. »Und, Chief, ich will keine Pfeifen.«
    Im NYPD war allgemein bekannt, dass jeder schlaue Dezernatsleiter seine schlechtesten Ermittler ablud, wenn eine Sonderkommission gebildet wurde. Driscoll hoffte, dass das diesmal unterblieb.
    »Geht klar. Notieren Sie die Namen und geben Sie mir die Liste. Wie sieht’s mit Fahrzeugen aus?«
    »Ich schätze, ich werde zehn zusätzliche Wagen und ein Überwachungsfahrzeug brauchen.«
    Walters wandte sich einem schmalen Mann im Anzug zu, der ihm gegenübersaß.
    »Inspector Malloy, Sie regeln das mit unserem Wagenpark. Und rufen Sie Gallagher vom TARU an und warnen Sie ihn vor. Noch was, John?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Wollen Sie die Ermittlungen von Ihrem Büro aus leiten?«
    »Ja, Sir. Dort habe ich alles, was ich brauche.«
    »Okay. Noch Fragen? Nein? Besprechung beendet.« Sämtliche namenlosen Anzüge erhoben sich und gingen hinaus.
    »John, Sie und Margaret bleiben bitte noch einen Moment hier«, bat Walters, doch er fuhr erst fort, als alle anderen den Raum verlassen hatten. »Ich weiß, Sie tun beide Ihr Möglichstes. Lassen Sie sich von Santangelo nicht runterziehen. Wenn jemand diesen Fall aufklären kann, dann Sie. Falls Sie noch irgendetwas brauchen, wenden Sie sich diskret an mich. Alles klar?«
    Driscoll nickte.

    »Ich will täglich einen Bericht haben. Und passen Sie auf, dass nichts an die Presse dringt. Sie sprechen nur mit mir. Mit niemandem sonst. Und John, eines noch.«
    »Ja?«
    »Gehen Sie dem FBI aus dem Weg.«
    »Ja, Sir.«
    Auf der Fahrt mit dem Aufzug in die Einsatzzentrale im vierzehnten Stock war Driscoll in Gedanken noch bei Walters. Dieser war ein klar denkender Profi, kein lautstarkes Großmaul wie Santangelo. Dafür war Driscoll dankbar. Und während Driscoll an Walters dachte, war Margaret in Gedanken bei Driscoll, ohne zu wissen, warum. Der tapfere und unerschütterliche Driscoll. Verdammt, er ist verheiratet, vergiss das nicht. Margaret biss sich fest auf die Unterlippe.

14. KAPITEL
    Margaret hatte Mr. Thornwood und seine beiden Enkelinnen befragt, die Kunden aus der Videothek, in der Deirdre McCabe zuletzt gesehen worden war. Daraus hatte sich nichts Neues ergeben. Ms. Clairborne hatte Recht gehabt: Thornwood und seine Enkelinnen hatten Mrs. McCabe nicht einmal gesehen. Die beiden Touris waren nicht wegen Ladendiebstahls aufgefallen, und das zuständige Polizeirevier, das 68., war an jenem Abend lediglich zweimal per Funk zu einem Einsatz gerufen worden. Ein Betrunkener, der sich ungebührlich benahm, und ein Bagatellunfall, bei dem eine ältere Frau zu scharf abgebogen war und ein geparktes Auto geschrammt hatte. Thomlinson hatte die Leute, die bei dem Videoverleih ein
Kundenkonto besaßen, auf Vorstrafen überprüft. Nichts Auffälliges. Ein gewisser Thomas Whiting, zweiundsiebzig Jahre alt, war 1984 wegen Aktienbetrugs belangt worden, und die mittlerweile fünfundvierzigjährige Alice Hathaway war mit dreiundzwanzig einmal wegen Prostitution festgenommen worden.
    Driscoll sann über diese »Enthüllungen« nach, während er am East Broadway im Stau stand. Er war mit Thomlinson unterwegs zum Büro des ärztlichen Leichenbeschauers an der First Avenue. Wegen eines Wasserrohrbruchs an der Allen Street hatte man den gesamten Verkehr auf die Canal Street umgeleitet. Driscoll platzierte das Blaulicht auf dem Streifenwagen, stellte die Sirene an und bog in nördlicher Richtung in die Centre Street ein, womit er die Schlange aus normalen Autos und Taxis hinter sich ließ.
    Das NYPD arbeitete auf Hochtouren, und Driscoll konnte über sämtliche Ressourcen verfügen. Cedric Thomlinson sollte sein Faktotum spielen und als Speerspitze der Ermittlungen fungieren, indem er mit Driscolls Autorität sprach und die Arbeit der zusätzlichen Polizeikräfte koordinierte. Was auch immer die Mitglieder der Sonderkommission von Thomlinson hielten, sie wussten, dass er auf direkte Anweisung des Lieutenant handelte, und infolgedessen fügten sie sich. In seiner neuen Funktion hatte Thomlinson bereits Kontakt zu Telephone Control aufgenommen, dem internen Telekommunikationsdienst des

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