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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas O'Callaghan
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steht nicht fest, welchen Online-Dienst sie benutzt hat, obwohl das Wunderkind behauptet, sie sei Juno-Kundin. Die Leute bei Juno haben zwar eine A. Stockard auf ihrer Liste stehen, aber ihr Online-Service ist gratis, daher …«
    »Daher haben sie keine weiteren Daten über A. Stockard. Keine Rechnungsanschrift. Keine Telefonnummer.«
    »Du hast’s erfasst.«
    »Juno. Netscape. Ich sage dir, für mich sind das alles böhmische Dörfer. Moira denkt ja sogar in einer anderen Sprache.«
    »Du musst einfach damit leben, dass uns die Kids auf dem Informationshighway meilenweit voraus sind.«
    Worauf wollte Margaret hinaus?, fragte sich Driscoll. Sie klang ja schon, als wäre sie selbst ein Fan des Technowahns geworden. Wahrscheinlich will sie nur eine Gegenposition beziehen, mutmaßte er.
    »Das Internet ist das Medium von morgen«, dozierte Margaret weiter.

    »Und womöglich heute schon eine Todeszone.«
    »Ich habe ein paar Recherchen angestellt. Um mich schlau zu machen.«
    »Und was hast du herausgefunden?«
    »Wusstest du, dass das Internet als Projekt des Verteidigungsministeriums entstanden ist? Sie haben mehrere Universitäten gebeten, im Namen des wissenschaftlichen Fortschritts ihre Computer zu verbinden. Die Idee hat sich verbreitet, und ehe man sich’s versah, war alle Welt - ob Gelehrte, Händler oder Wahrsager - vernetzt. Noch in diesem Jahrhundert rechnet man mit vierhundert Millionen Websites.«
    »Und da habe ich George Orwell für einen Träumer gehalten. Vierhundert Millionen Sites?« Driscoll schwieg einen Augenblick und fragte dann: »Könnte Moira damit Recht haben, dass der Mörder seine Opfer übers Internet ködert?«
    »Sie ist sich ziemlich sicher.« »Okay, ich habe ihr versprochen, ich würde ihrer Theorie nachgehen, also holen wir uns mal die Computer, die von der McCabe und der Stockard benutzt wurden, und lassen die Jungs von Computerfahndung und Technik danach forschen, ob irgendwelche gemeinsamen Websites, E-Mails oder Textmitteilungen vorhanden sind. Wenn sie irgendeinen gemeinsamen Link oder eine identische IP-Adresse finden, haben wir vielleicht etwas in der Hand, was uns weiterhilft.«
    »Ich rufe gleich mal Lieutenant White von der Computer-Abteilung an. Er hat eine Schwäche für mich und sorgt garantiert dafür, dass sie gleich loslegen.«
    Das Telefon klingelte, und Driscoll nahm ab. »Driscoll hier … Mhm … Wir sind gleich da.«

    Margaret sah ihn fragend an.
    »Opfer Nummer vier ist eine Wasserleiche. Sie wurde gerade unterhalb der Brooklyn Bridge an Land gespült.«
     
    Von der Brücke aus konnte Driscoll bereits die Einsatzfahrzeuge am Brooklyner Ende sehen.
    Er fuhr an der Court Street ab und hinunter zum Hafen. Gelbes Absperrband markierte den vor Unbefugten gesicherten Bereich. Brooklyner Bürger sahen zu, wie uniformierte und nicht uniformierte Polizeibeamte die Gegend absuchten. Driscoll und Margaret zeigten ihre Dienstmarken vor, bückten sich unter dem Absperrband durch und betraten den sandigen Uferstreifen.
    Die in ihrem architektonischen Erscheinungsbild gewaltige Brücke hockte mit ihren massiven Beton- und Backsteinpfeilern auf dem Fluss und warf einen düsteren Schatten über den Leichenfundort.
    »Was für ein trostloser Ort zum Sterben«, murmelte Margaret.
    »Eher einschüchternd«, sagte Driscoll mit Blick auf die imposante Spannweite der Brückenseile.
    »Ich glaube, sie warten auf uns.« Margaret gestikulierte hinüber zu den Leuten von der Spurensicherung, den Detectives vom lokalen Polizeirevier und den Mitarbeitern der Hafenpolizei, die sich um die entbeinten Überreste des Opfers versammelt hatten. Der kopflose Torso, dem auch Hände und Füße fehlten, lag einen Meter von der Wasserlinie entfernt.
    Ein älterer Detective kam zu ihnen herüber. Driscoll kannte ihn, doch wollte ihm sein Name nicht einfallen.
    »Der Polizeichef hat angerufen und gesagt, wir sollen den Fall Ihnen übergeben, Lieutenant.«

    »Was haben wir an Fakten?«, erkundigte sich Driscoll, während er näher an das menschliche Strandgut herantrat.
    »Zwei Spaziergänger haben kurz nach zehn heute Morgen die Wasserleiche entdeckt. Sie sitzen noch bei uns im Revier, haben aber im Grunde nichts gesehen. Guzman nimmt gerade ihre Aussagen auf. Ich lasse die Protokolle umgehend in Ihr Büro bringen, sobald sie getippt sind. Davon abgesehen gibt es nicht viele Anhaltspunkte. So wie’s aussieht, wurde sie nicht hier umgebracht. Und dass sie so aufgebläht ist, spricht dafür, dass

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