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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas O'Callaghan
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stattdessen hatte er sich dafür entschieden, Moira am Leben zu lassen - als Krüppel. Sie würde Driscoll für immer daran erinnern, dass er ihm in die Quere gekommen war. Damit wollte der Täter dem Lieutenant sagen, dass er sich heraushalten solle. Doch das würde er niemals tun! Und wenn er Legionen von Polizisten aufbieten musste, Driscoll würde dieses Schwein fassen und sich rächen.
    Als er sich im Raum umsah, ergriff ihn ein Gefühl der Klaustrophobie. Fast übermächtig wurde sein Drang, gegen die Wände zu hämmern, das Gebäude erzittern zu lassen, die Toten zu wecken und die Aufmerksamkeit auf die Lebenden zu richten, denn er wusste, dass Moira
irgendwo zwischen beiden schwebte. Warum, haderte er, waren ausgerechnet die Frauen, die ihm am nächsten standen, in so jungen Jahren einem so tragischen Schicksal zum Opfer gefallen? Seine Gedanken überschlugen sich. Plötzlich sah er sich in dem Plymouth Voyager, der Colette und seine Tochter an diesem schrecklichen Tag im Mai befördert hatte. Er malte sich aus, wie er sich mit seinem Körper über Nicole warf, als der Tanklastzug mit dem Familienvan kollidierte. Lag darin eine latente Todessehnsucht? War es das, was sich in seinem von Schuldgefühlen geplagten Kopf abspielte? Hier vor ihm lag Moira, eine weitere Tochter, für die er verantwortlich gewesen war. Er hätte sie gleich zu Beginn aufhalten sollen. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Wie hatte er zulassen können, dass sie den Weg eines Mörders kreuzte? Es war seine Schuld, dass Moira so grauenhaft zugerichtet worden war. Davon war er überzeugt. Diese Wahrheit würde ihn bis ins Grab verfolgen.
    Er ging auf Moira zu und legte ihr sacht die Hand auf die eingegipste Schulter. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich hoffe, du verzeihst mir irgendwann. Ich selbst werde mir allerdings nie verzeihen.«

68. KAPITEL
    »Was hat er denn angestellt?«, fragte der junge Polizist.
    Richie Winslow, sein erfahrener Kollege, warf dem Gefangenen in der Arrestzelle einen verächtlichen Blick zu. »Er ist ein Vandale«, erklärte Winslow.
    »Für einen Graffitisprayer sieht er aber ein bisschen alt aus. Was hat er denn beschädigt?«

    »Unser Freund hat offenbar ein Faible für Erdbaumaschinen. Also hat er einen halben Liter Ahornsirup in den Dieseltank eines Bulldozers gekippt.« Er wandte sich direkt an den Häftling. »Sagen Sie mal, warum haben Sie das eigentlich gemacht?«
    Colm fuhr zurück. In der Arrestzelle des Polizeireviers von Old Brookville fühlte er sich wie in einer Falle. »Wie lange wollen Sie mich hier festhalten?«
    »Bis wir mit Ihnen fertig sind!«
    Auf Winslows Schreibtisch klingelte das Telefon. Nach einem kurzen Gespräch wandte er sich wieder dem Gefangenen zu.
    »Ihr Doktortitel hat Ihnen gerade zu einer Eintrittskarte für einen Gerichtstermin verholfen.«
    »Heißt das, ich kann gehen?«
    »Fürs Erste schon. Aber morgen früh um acht haben Sie einen Termin bei einem Mann in einer schwarzen Robe. Und Ihren Appetit auf Pfannkuchen lassen Sie dann lieber zu Hause.«

69. KAPITEL
    Vom Bezirksstaatsanwalt über den Bürgermeister bis hin zum Polizeipräsidenten hackten alle auf Driscoll herum. Er kam sich vor, als wäre sein Kopf eine Trommel, auf die vom Bürgermeister abwärts alle eindroschen. Seine Gedanken überschlugen sich, doch immer wieder drängte sich Moiras Zustand in den Vordergrund. Voller Schuldgefühle rief er Margaret und Thomlinson zu einem Gespräch in sein Büro. Er musste sich wieder auf den Fall konzentrieren und einen klaren Kopf bekommen.

    »Cedric, fehlt Ihnen auch nichts? Sie sind ein bisschen blass.«
    Driscoll wusste Bescheid. Da war sich Thomlinson sicher. Er würde warten, bis sie den Fall abgeschlossen hatten, und sich dann darum kümmern. »Nur eine kleine Erkältung«, antwortete er.
    Driscoll warf ihm einen Blick zu, der besagte: »Wir müssen mal ein ernstes Wort miteinander reden.« Doch der Moment verstrich, ohne dass einer von beiden etwas sagte. Schließlich brach Driscoll das Schweigen. »Haben unsere Technikgenies schon das Passwort für Moiras Festplatte herausgekriegt?«
    »Leider nein«, sagte Margaret.
    »Die sind ja offenbar überbezahlt.«
    »Was hat es eigentlich mit den Knochen auf sich?«, fragte Margaret.
    »Das ist die Vierundsechzigtausend-Dollar-Frage.«
    »Unser Täter nimmt sie alle mit. Was zum Teufel fängt er damit an?«
    »Vielleicht baut er seine Opfer neu zusammen«, mutmaßte Thomlinson. »So ähnlich wie der Serienkiller in

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