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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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raste auf den Durchgang zu.
    Sachs suchte ihre Pistole und nahm die Verfolgung auf. Sie stürmte auf der anderen Seite aus dem Tunnel heraus, sah gerade noch, wie das verletzte Tier auf Pammy und den Notarzt zuhielt, der wie erstarrt dastand, als der Dobermann zum Sprung ansetzte.
    Sachs ging in die Hocke und drückte zweimal ab. Eine Kugel traf das Tier am Hinterkopf, die andere schlug in die Ziegelmauer. Zuckend brach der Hund zu Füßen des Notarztes zusammen.
    »Schußwechsel«, hörte sie über Funk, und im nächsten Moment stürmte ein halbes Dutzend Männer die Treppe herunter, zogen den Hund weg und gingen rund um das Mädchen in Stellung.
    »Alles in Ordnung!« rief Sachs. »Das war ich!«
    Die Männer standen wieder auf.
    Pammy kreischte: »Der Hund ist tot«, schrie sie. »Sie hat den Hund umgebracht!«
    Sachs steckte ihre Pistole wieder ein und setzte sich die Kleine auf die Hüfte.
    »Mami!«
    »Bald siehst du deine Mami wieder«, sagte Sachs. »Wir rufen sie gleich an.«
    Sobald sie oben war, setzte sie Pammy ab und wandte sich an einen in der Nähe stehenden Polizisten. »Ich habe meinen Handschellenschlüssel verloren. Könnten Sie ihr die bitte abnehmen? Schließen Sie sie über einem Bogen Zeitungspapier auf, wickeln Sie sie darin ein und stecken Sie das Päckchen in einen Plastikbeutel.«
    Ihr Ansprechpartner verdrehte die Augen. »Hör mal, Herzchen, such dir gefälligst irgend 'nen Grünschnabel, wenn du jemand rumkommandieren willst.« Damit entfernte er sich.
    »Sie da, hören Sie«, brüllte Bo Haumann. »Tun Sie gefälligst, was sie sagt.«
    »Sir«, protestierte er. »Ich bin vom Spezialeinsatzkommando.«
    »Gute Nachrichten«, versetzte Sachs. »Ab jetzt sind Sie bei der Spurensicherung.«
    Carole Ganz lag in einem beige gestrichenen Zimmer, starrte an die Decke und dachte daran, wie sie und Pammy und ein Haufen Freunde vor ein paar Wochen bei Kate und Eddie droben in Wisconsin ums Lagerfeuer gesessen, miteinander geplaudert, Geschichten erzählt und Lieder gesungen hatten.
    Kates Stimme war nicht besonders, aber Eddie konnte singen, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht. Er hatte sämtliche Gitarrengriffe drauf. Ihretwegen hatte er Carole Kings »Tapestry« angestimmt, und Carole hatte unter Tränen mitgesungen. Damals hatte sie gedacht, daß sie vielleicht, nur vielleicht, über Rons Tod hinwegkommen und weiterleben könnte.
    Sie wußte noch genau, was Kate in dieser Nacht gesagt hatte: »Wenn man wütend ist, muß man seine Wut zusammennehmen und ihr Ausdruck verleihen. Verstehst du? Du mußt deine Wut rauslassen. Du darfst sie nicht in dich reinfressen. Laß sie raus.«
    Tja, jetzt war sie wütend. Fuchsteufelswild.
    Irgendein junger Kerl - ein Scheißschwachkopf - hatte ihr den Mann genommen, ihn von hinten erschossen. Und jetzt war ihre Tochter in der Hand eines Irren. Sie hätte aus der Haut fahren können. Mußte sich mit aller Macht zusammennehmen, denn am liebsten hätte sie getobt und geschrien und alles, was ihr in die Finger kam, an die Wand geschmissen.
    Sie ließ sich zurücksinken und bettete vorsichtig die gebrochene Hand auf ihren Bauch. Sie hatte ein Demerol genommen, das zwar die Schmerzen linderte, aber geschlafen hatte sie noch nicht. Sie hatte den ganzen Tag lang nur herumgelegen, gelegentlich versucht, Kate und Eddie zu erreichen, und ansonsten auf eine Nachricht von Pammy gewartet.
    Sie sah Ron vor sich, und wieder packte sie die Wut. Sie sah förmlich, wie sie ihre ganze Wut zusammennahm, sie in eine Kiste stopfte, verschnürte und gut verpackte ...
    Und dann klingelte das Telefon. Sie starrte es einen Moment lang an, dann riß sie den Hörer von der Gabel.
    »Hallo?«
    Es war die Polizistin, die ihr mitteilte, daß sie Pammy gefunden hatten. Sie sei jetzt im Krankenhaus, ansonsten aber wohlauf. Kurz darauf kam Pammy selber ans Telefon, und beide weinten und lachten zugleich.
    Zehn Minuten später saß sie auf dem Rücksitz eines schwarzen Polizeiwagens und war unterwegs zum Manhattan Hospital.
    Carole rannte den Korridor entlang, bis sie unverhofft von einem Wachposten aufgehalten wurde. Hatten die den Scheißkerl etwa immer noch nicht geschnappt? Doch sobald sie ihre Tochter sah, dachte sie nicht mehr an ihn, dachte nicht mehr an die entsetzliche Taxifahrt, an den brennenden Keller. Sie schloß die Kleine in die Arme.
    »Oh, mein Schatz, du hast mir ja so gefehlt! Geht's dir gut? Wirklich?«
    »Die Frau da, die hat einen Hund

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