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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Das war albern. Lächerlich. Von den Mitteln und dem Motiv einmal abgesehen - er hätte gar nicht die Möglichkeit gehabt. Immerhin war der Captain hier, in Rhymes Schlafzimmer gewesen, zeitweise jedenfalls, als der Kidnapper seine Opfer entführt hatte.
    Oder etwa nicht?
    Rhyme warf einen Blick auf das Täterprofil.
    Dunkle Kleidung, zerknitterte Baumwollhose. Polling hatte in den letzten Tagen dunkle Sachen getragen, sportliche Kleidung. Aber was besagte das schon? Heutzutage war das -
    Die Tür unten ging auf und fiel wieder ins Schloß.
    »Thom?«
    Keine Antwort.
    »Lincoln?«
    O nein. Verdammt. Er tastete nach seiner elektronischen Steuerkonsole und fing an zu wählen.
    Neun-eins-
    Mit dem Kinn schubste er den Cursor auf die zwei.
    Schritte auf der Treppe.
    Er wollte die Eingabe rückgängig machen, stieß dabei zu heftig an den Joystick und schubste ihn außer Reichweite.
    Und dann war Jim Polling in seinem Zimmer. Rhyme hatte gehofft, daß ihn der Wachmann erst benachrichtigen würde. Aber als einfacher Streifenpolizist ließ man einen Captain selbstverständlich passieren.

Unbekannter Nr. 238
    Aussehen
    Weiß, männlich,schmächtig
    dunkle Kleidung,
    Skimaske? marineblau?
    alte Handschuhe, Leder
    Aftershave: um anderen
   Geruch zu überdecken?
    Aftershave = Brut
    Haarfarbe nicht braun
    Tiefe Narbe am Zeigefinger
    Sporthose
    Handschuhe sind schwarz
    Aufenthaltsort
    Wahrsch. sicherer Unterschlupf
    Wohnhaft nahe:
   Houston/Lafayette, St.: ShopRite
       Altes Haus, rosa Marmor
    Mind. 100 Jahre alt;
   evtl. Herrenhaus od.
   öffentl. Gebäude
    Gebäude im Federal Style,
   Lower East Side
    Nähe archäol. Ausgrabung
    Fahrzeug
    Gelbes Taxi
    Limousine, neuester Typ
    Hellgrau, Silber, beige
    Mietwagen, evtl. gestohlen
    Hertz, silb. Taurus, neuestes Baujahr
    Sonstiges
    Kenntn. TO-Arbeit
    evtl. vorbestraft
    Kenntn. Fingerabdr.
    Waffe = . 32er Colt
    Fesselt Opfer mit ungew. Knoten
    Vorliebe für »Altes«
    Nannte ein Opfer »Hanna«
    Grundkenntnisse Deutsch
    Vorliebe für Unterirdisches
    Persönlichkeitsspaltung
    Evtl. Priester, Sozialarbeiter, Anwalt
    Ungewöhnlich abgetragene Schuhe;
       liest viel?
    Hörte zu, als er 0. den Finger brach
    Hinterließ Schlange als Denkzettel
   für Ermittler
    Wollte Fuß d. Opfers enthäuten
    Nannte ein Opfer »Maggie«
    Mutter & Kind v. besond. Bedeutung?
    Buch »Berühmte Kriminalfälle im
   alten N. Y.« als Vorbild?
    Tätervorbild: James Schneider,
   der »Knochensammler«
    Haßt Polizei
     
     
    Pollings dunkles Sakko war nicht zugeknöpft, so daß Rhyme die Automatik sehen konnte, die er am Gürtel trug. Er konnte nicht erkennen, ob es eine Dienstwaffe war. Er wußte aber auch, daß der .32er Colt zu den bei der New Yorker Polizei offiziell zugelassenen persönlichen Waffen zählte.
    »Lincoln«, sagte Polling. Er war sichtlich nervös und angespannt. Sein Blick fiel auf den ausgebleichten Rückenwirbel.
    »Wie geht es Ihnen, Jim?«
    »Nicht schlecht.«
    Polling, der Naturfreund. Rührte die Narbe auf dem Fingerabdruck vielleicht daher, daß der Unbekannte jahrelang die Angelschnur über den Finger hatte laufen lassen? Oder von einem Schnitt mit dem Jagdmesser? Rhyme versuchte einen Blick auf seine Hände zu werfen, doch Polling hatte sie in die Hosentaschen gesteckt. Verbarg er dort etwas? Ein Messer womöglich?
    Polling kannte sich mit Forensik und Tatortarbeit aus - er wußte, was man tun mußte, um keine Spuren zu hinterlassen.
    Die Skimaske? Wenn Polling der Unbekannte war, mußte er selbstverständlich eine Maske tragen - weil er womöglich hinterher einem der Opfer begegnen könnte. Und was das Aftershave anging ... vielleicht benutzte der Täter das Parfüm gar nicht, sondern nahm nur die Flasche mit und versprühte es am Tatort, damit sie glaubten, er verwende Brut. Wenn Polling also hier vorbeischaute und keins aufgetragen hatte, würde ihn niemand verdächtigen.
    »Sind Sie allein?« fragte Polling.
    »Mein Assistent -«
    »Der Cop unten hat gesagt, daß er noch eine ganze Weile weg ist.«
    Rhyme zögerte. »Das stimmt.«
    Polling war schmächtig, aber kräftig und hatte sandfarbene Haare. Terry Dobyns' Worte fielen Rhyme wieder ein: Jemand, der hilfsbereit ist, rechtschaffen. Ein Sozialarbeiter, ein Anwalt, ein Politiker. Jemand, der anderen Menschen beisteht.
    Zum Beispiel ein Polizist.
    Rhyme fragte sich, ob er nun sterben mußte. Und zu seinem Erschrecken wurde ihm klar, daß er nicht sterben wollte. Nicht auf diese Weise, nicht

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