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Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
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machte ich mich mit Steve Symes, Pat Willey und David Hunt auf den Weg in den 160 Kilometer entfernten Kreis Hawkins.
    Mittlerweile arbeitete ich seit zehn Jahren an Tatorten und Mordschauplätzen in Tennessee, und dabei hatte ich mir eine Vorgehensweise angeeignet, die offensichtlich ganz gut funktionierte. Wenn ich von einer Polizeibehörde gebeten wurde, bei der Suche, Bergung oder Identifizierung menschlicher Überreste zu helfen, stellte ich eine vierköpfige forensische Einsatztruppe zusammen: ein Dozent (damals war ich das, heute übernehmen andere Mitglieder des Lehrkörpers abwechselnd die gerichtsmedizinischen Fälle) und drei Studenten, die in der Identifizierung menschlicher Knochen ausgebildet waren.
    Mein eigenes Auto benutzte ich mittlerweile nicht mehr. Das anthropologische Institut verfügte jetzt über einen Lieferwagen, und der war ständig mit allem beladen, was wir vor Ort brauchten: Schaufeln und Maurerkellen zum Graben, Drahtgitter zum Aussieben kleiner Knochen und Knochenbruchstücke aus der Erde, drei Leichensäcke, mit denen wir Tote auf der Ladefläche des Wagens (unter einer Abdeckung) transportieren konnten, Asservatenbeutel aus Papier zum Einsammeln von zerbrochenen Knochen, Patronenhülsen, Zigarettenstummeln, Bierflaschen, Messern und anderen aufgefundenen Beweisstücken, ein 30-Meter-Maßband zur Vermessung der Lage von Leichen oder Knochen im Verhältnis zu Bäumen, Masten oder Gebäuden, rote oder orangefarbene Fähnchen zur Markierung der Fundorte von Knochen oder Beweisstücken, und mindestens zwei Kameras.
    Die Kameras waren in meinen Augen die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände von allen; wir brauchten sie, um den Tatort, die Suche nach menschlichen Überresten und insbesondere ihre Bergung zu dokumentieren. Ich kenne nur zwei Arten der wissenschaftlichen Forschung, bei denen man den Untersuchungsgegenstand völlig zerstört: Ausgrabungen an archäologischen Stätten und die Untersuchung an einem Mordschauplatz. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, ist nichts mehr da - es ist weg, auseinander genommen; deshalb sollte man mit allen Mitteln dafür sorgen, dass der Vorgang umfassend in Bildern festgehalten wird. Ist der Boden erst einmal umgegraben und zertrampelt, kann man später nicht noch einmal hingehen und suchen, wenn man etwas übersehen hat, beispielsweise die Fußspuren auf einem flachen Grab.
    Der Polizeibeamte Harold Nye - er war bei der Polizei des Staates Kansas eine lebende Legende - brachte mir im Zusammenhang mit der Untersuchung von Tatorten eine der wichtigsten Lektionen bei: »Schieß dir den Hinweg frei, und schieß dir den Rückweg frei.« Was wie die Handlungsanweisung für einen Bankräuber mit nervösem Finger am Abzug klingt, war in Wirklichkeit eine Aussage über das Fotografieren: »Wenn du am Tatort ankommst und aus dem Auto steigst, mach eine Aufnahme von dem Haus, dem Wagen oder was sonst noch vorhanden ist«, sagte er. »Wenn du dann näher herangehst, mach weitere Fotos. Mach Aufnahmen vom Erdboden, bevor du ihn betrittst; mach Aufnahmen von den anwesenden Personen; Aufnahmen von den Schuhen der Polizeibeamten am Tatort. Und mach Aufnahmen von der Leiche, bevor du sie bewegst oder auch nur berührst.«
    Auf diese Weise hatte sich Harold in der Nacht, als die Leichen im Farmhaus der Familie Clutter gefunden wurden, den Weg freigeschossen. Hätte er es nicht getan - hätte er oder ein anderer Untersuchungsbeamter einen Fuß in den Keller gesetzt, bevor Harold dort den staubigen Fußboden fotografiert hatte -, hätte die Polizei nie die Fußspuren gesehen und auf Film festgehalten, die man später mit den Schuhen des Mörders zur Deckung bringen konnte. Aber da Harold so wild um sich geschossen hatte, waren die Fußabdrücke dokumentiert, und man konnte die Mörder überführen.
    Die Frage, was ein Menschenleben oder die Gerechtigkeit wert sind, ist schwer zu beantworten; dagegen ist ein Film ein wahrhaft billiger Gegenstand. Ich habe im Laufe der Jahre Hunderttausende von Tatortfotos gemacht und kein einziges Klicken des Auslösers bereut. Mit immer raffinierteren Kameras - sie sprechen heute auf Infrarotstrahlung oder Wärme an, fangen hochauflösende Digitalfotos ein oder besitzen sogar eingebaute GPS-Empfänger, die automatisch die genaue Lage des Aufnahmeortes mit Längen- und Breitengrad festhalten - wird die Fotografie der Spurensicherung am Tatort in Zukunft noch größere Möglichkeiten bieten.
    In meiner vierköpfigen Einsatzgruppe war

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