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Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
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nach dunklen feuchten Hohlräumen (einschließlich Bills Nasenöffnungen) suchten, um ihre Eier darin abzulegen. Er lernte sehr schnell, dass er sich ein Netz über den Kopf ziehen musste, um die Fliegen von Augen, Nase, Mund und Ohren fern zu halten.
    An warmen Tagen dauerte es nur wenige Stunden, dann waren Nase, Mund und Augen einer Leiche voller körniger, gelblich weißer Massen von Fliegeneiern. Ein Schmeißfliegenweibchen legt mehrere hundert Eier auf einmal ab, und wenn eine Leiche eingetroffen war, wurde sie buchstäblich von Tausenden solcher »schwangerer« Weibchen umschwärmt. In der Hitze des Mai und Juni - den Monaten, als 1-81 und 2-81 auf dem Forschungsgelände ausgelegt wurden - schlüpften in nur vier bis sechs Stunden Tausende von Maden aus den Eiermassen.
    Aber die Fliegen waren nicht die einzigen Insekten, die frische Leichen besiedelten. Während der ersten Minuten bis Stunden ließen sich auch verschiedene Wespenarten sehen. Nach Bills Feststellungen ernährten manche sich von der Leiche selbst, andere fingen aber auch Fliegen aus der Luft, trugen sie davon und köpften sie mit einem schnellen Biss ihrer kräftigen Kiefer. Wieder andere taten sich an den Massen der Fliegeneier gütlich oder fraßen die zarten jungen Maden, die in den Körperöffnungen schlüpften.
    Als die Zahl der Maden explosionsartig wuchs, bemerkte Bill die ersten Aaskäfer. Auch sie ernährten sich nicht nur von dem Fleisch, sondern außerdem von den Maden. Wie eine Wespe, die eine Fliege enthauptet, so legte auch der Käfer seine kräftigen Kiefer um das sich windende Opfer und teilte es fein säuberlich in zwei Teile. Einige Male beschrieb Bill mit epischen Worten einen solchen Kampf auf Leben und Tod; ich glaube, kein anderer Student hat sich jemals so in sein Forschungsthema vertieft. »Das ist die Nahrungskette hautnah«, erzählte er mir eines Tages ganz begeistert. »Es ist kein zufälliges Ereignis, sondern ein geordneter Ablauf, den wir interpretieren und zu forensischen Zwecken nutzen können.«
    Mit seinen Forschungsarbeiten brachte Bill ein wenig frischen Wind in die forensische Anthropologie, aber nicht in sein häusliches Leben. Nachdem er einen ganzen Tag inmitten von Leichen und summenden Insekten - von denen viele sich auf ihm niederließen, nachdem sie von den Leichen gefressen hatten, und manchmal sogar Eier auf ihm ablegten - auf seinem Stuhl ausgeharrt hatte, nahm er den Verwesungsgeruch in Kleidung, Haut und Haaren mit nach Hause. Nach den ersten Tagen erließ seine Frau Kathleen strenge Anweisungen: Er musste sich in der Garage ausziehen, seine Kleidungsstücke sofort in die Waschmaschine stecken und unter die Dusche gehen. Erst dann durfte er sich ihr nähern.
    Schon an den ersten Tagen der Untersuchung hatten Bill und ich Spekulationen darüber angestellt, auf welche Entfernung Fliegen die Leichen riechen konnten und ob Tag für Tag dieselben Insekten wiederkamen, um hier ihre Nahrung zu suchen. So entstand die Idee, Fliegen mit Farbe zu markieren und zu verfolgen.
    Mit dem Netz, das er jeden Tag zum Einfangen seiner Stichproben verwendete, fing Bill fünf Schmeißfliegen, die Nummer 1-81 umschwirrten. Er brachte sie in mein Büro im Institut und malte ihnen mit dem Orange der University of Tennessee einen Fleck auf den Brustkorb, sodass sie in einem Schwarm leicht zu erkennen waren. Als wir die markierten Insekten draußen freiließen, hoben sie in scheinbar zufälligen Richtungen ab. Am nächsten Tag hatte Bill auf der Body Farm drei der fünf markierten Fliegen wieder im Netz.
     
    Am 11. Februar 1982, neun Monate nachdem die Studie begonnen hatte, trug Bill seine Befunde auf der Jahrestagung der American Academy of Forensic Sciences in Orlando (Florida) vor. Als er ans Rednerpult trat, war der Raum - ein großer Ballsaal des Hyatt-Hotels - gut gefüllt. Als er jedoch die ersten 35-mm-Dias projizierte, die er während der Untersuchung in kurzen Zeitabständen aufgenommen hatte, standen schon nach wenigen Minuten die ersten Zuhörer auf und verließen den Saal. Waren Bills Bilder - die ersten Fotos von verwesenden Leichen auf der Body Farm, die wir öffentlich zeigten - selbst für abgebrühte Gerichtsmediziner zu viel des Guten?
    Nach einigen weiteren Minuten kamen die Zuhörer, die den Raum verlassen hatten, einer nach dem anderen zurück - und sie brachten noch viele Kollegen mit, die sie aus anderen, gleichzeitig laufenden Vorträgen herausgeholt hatten. »Das musst du dir unbedingt

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