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Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
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Stelle gesehen worden, wo man später Lisas Leiche fand.
    Die Beamten nahmen Lisas Freund und seinen Kumpanen Danny hart in die Mangel. Dem Polizeibericht zufolge zeigte sich im Lügendetektortest, dass Danny bei Fragen nach Lisas Tod die Unwahrheit sagte, aber da die Todesursache nicht geklärt war und keine sonstigen Umstände auf einen Mord hindeuteten, entschied sich der Staatswanwalt, weder gegen Bernie Wood noch gegen Danny Heath Anklage zu erheben.
    Mittlerweile war Rick Daniele, ein neuer Ermittler, von dem Fall gefesselt. Er schickte Fotos der Leiche und die an der Straße gefundenen Sandalen an die forensische Anthropologin Dr. Louise Robbins in North Carolina, eine Expertin für die Untersuchung von Fuß- und Schuhabdrücken. Sie erklärte, die Verfärbung von Fußballen und Fußgewölbe sei ein Indiz dafür, dass Lisa die Sandalen nach ihrem Tod noch mehrere Tage an den Füßen gehabt hatte. Außerdem bemerkte Dr. Robbins ein Stück Haut, das an einer der Sandalen klebte - ebenfalls ein Beweis dafür, dass die Leiche bereits teilweise verwest war, als die Sandale abgenommen wurde.
    Jetzt wandte sich Detective Daniele an Bill Rodriguez und bat ihn, die Beweisstücke zu untersuchen. Neben den Fotos schickte er Bill auch Bodenproben vom Fundort der Leiche und konservierte Maden, die man auf Lisas Körper eingesammelt hatte. Offensichtlich waren die Ermittler bei der Spurensicherung sehr gründlich vorgegangen; weniger offensichtlich, aber ebenso bedeutsam war, dass die Insektenkunde sich zu einem anerkannten Hilfsmittel der Gerichtsmedizin entwickelt hatte, und das war zu einem großen Teil den Forschungsarbeiten zu verdanken, die Bill fünf Jahre zuvor auf der Body Farm geleistet hatte.
    Als Bill die Fotos von Lisas Leiche durchsah, fiel ihm sofort die stark fortgeschrittene Verwesung auf, insbesondere an Brustkorb und Händen. Dass das Gesicht bereits völlig verschwunden war, wunderte ihn nicht: Die feuchten Öffnungen sind der Lieblingsort für Schmeißfliegen, die ihre Eier ablegen - jedenfalls in der Regel. Anders sieht die Sache aus, wenn der Körper irgendwo blutig ist.
    Jeder forensische Anthropologe, der schon eine Leiche mit einer Stichwunde oder durchgeschnittener Kehle gesehen hat, weiß ganz genau, wie stark das Blut in solchen Wunden die Fliegen anzieht und das Madenwachstum begünstigt. Bei warmem Wetter - und im August 1984, als Lisa Rinker starb, war es warm - fressen die massenhaft geschlüpften Maden das umgebende Gewebe viel schneller auf als an anderen Stellen. Dieses Phänomen, das wir »differenzielle Verwesung« nennen, lässt im Geist jedes erfahrenen Gerichtsmediziners sofort die Warnlampen angehen.
    Wegen der starken differenziellen Verwesung an Brust und Bauch war Bill so gut wie sicher, dass Lisa dort eine Stichwunde gehabt hatte; die Gewebeschäden an der Hand ließen darauf schließen, dass sie sich dort geschnitten hatte, vermutlich weil sie versuchte, sich zu verteidigen. Er rief Detective Daniele an und teilte ihm seine Befunde mit.
    Angesichts dieser Deutung der Fotos ließ Daniele sich Lisas Kleidung aus der Asservatenkammer kommen und schickte sie ins kriminaltechnische Labor von Virginia. Die Analyse bestätigte Bills Vermutungen: An acht verfärbten Stellen der Hose wurde Blut gefunden, und zwar viel Blut - es hatte den Stoff völlig durchtränkt. Daniele appellierte an die Angehörigen und den Staatsanwalt, einer Exhumierung zuzustimmen, damit Bill auch am Skelett nach Verletzungsspuren suchen konnte.
    Drei Monate später, an einem kalten, verschneiten Tag, fuhr Bill zu dem Friedhof, auf dem Lisa bestattet war. Arbeiter brachen den gefrorenen Boden auf, legten den Sarg frei und hoben ihn aus dem Grab. Dann stellten sie ihn auf einen Leichenwagen, und er wurde in das Leichenschauhaus des Kreises Fairfax gebracht. Dort nahm Bill den Brustkorb, den Bauch und beide Hände auseinander, legte sie in einen großen Wasserkessel und kochte sie eine Stunde, um das restliche Fleisch zu entfernen. Dann holte er die Knochen aus dem Topf und säuberte sie vorsichtig mit einer Bürste.
    Lisa Rinker war tatsächlich erstochen worden. Bill fand insgesamt sieben Messerspuren an verschiedenen Teilen des Brustkorbes (Rippen und Brustbein) sowie Handverletzungen, die durch Abwehrversuche entstanden waren. Die Schnitte stammten von einem Messer mit schmaler Klinge. Nach Polizeiangaben hatte Danny Heath in einer Scheide am Gürtel häufig ein großes Taschenmesser mit sich herumgetragen,

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