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Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
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Entscheidung weise wie Salomo und großzügig wie Carnegie: Er bot an, aus seinem eigenen Etat einen Maschendrahtzaun um den gesamten noch verbliebenen halben Hektar zu finanzieren, sodass keine Fremden mehr in die Nähe der Leichen kamen.
    Ein paar Wochen später stand der Zaun, und die Krise war vorüber. Robert Frost hatte Recht: Ein guter Zaun macht gute Nachbarn. Aber es sollte weder unsere letzte noch unsere schlimmste Krise bleiben.

10
    Fat Sam und Cadillac-Joe
    A n einem Donnerstag im Mai veranlasste mich ein Anruf, die Tür meines Arbeitszimmers zu schließen. Das kam nur selten vor. Fast immer stand meine Tür offen - einerseits weil ich gern mitbekam, was im Institut vorging, andererseits aber auch, damit Studenten und Kollegen sich ohne Hemmungen mit jedem kleinen Problem an mich wenden konnten (bevor es zu einem großen Problem wurde) und damit niemand über seltsame Vorgänge hinter der Tür von Dr. Bass besorgt war oder tratschte. Als die anderen nun hörten, wie mein Telefon klingelte und wie ich dann die Tür schloss, wussten alle im anthropologischen Institut, dass es um ein sensibles Thema ging.
    Der Anrufer war Arzo Carson, der Direktor der Kriminalpolizei des Bundesstaates Tennessee. Wie er mir erklärte, arbeitete seine Behörde zusammen mit dem FBI an einem Fall, der als Entführung begonnen und sich dann offensichtlich zu einem Mord ausgeweitet hatte. Carson brauchte es mir nicht besonders zu erklären: Da das FBI ihm über die Schulter schaute, stand für die Polizei von Tennessee viel auf dem Spiel, und der Druck war groß.
    Während neugierige Doktoranden an meiner Tür vorüberschlichen und sich bemühten, Bruchstücke der Unterhaltung aufzuschnappen, setzte Direktor Carson mich über den Fall in Kenntnis. Die Umstände - und sogar die Namen der Verbrecher - waren so bizarr, wie ich es noch in keinem gerichtsmedizinischen Fall erlebt hatte: Fat Sam. Cadillac-Joe. Funky Don.
    Nachdem ich aufgelegt hatte, öffnete ich die Tür und rief Pat Willey und Steve Symes zu mir, zwei meiner besten ständigen Mitarbeiter bei forensischen Einsätzen. Ohne ins Detail zu gehen, fragte ich sie, ob sie mir nächste Woche bei Außenterminen helfen würden. Beide erklärten sich sofort bereit und waren eifrig bemüht, den Schleier des Geheimnisses zu lüften. Fünf Tage nach dem Anruf des Kriminaldirektors stiegen wir zu dritt in meinen Kombi und fuhren auf der Interstate 40 nach Westen Richtung Nashville. Unterwegs weihte ich die beiden in den Fall ein.
    14 Monate zuvor war ein Ehepaar namens Monty und Liz Hudson am helllichten Tag auf dem Parkplatz eines Hotels in Nashville gekidnappt worden. Das Hotel, ein Holiday Inn, lag eigentlich in einem relativ sicheren Teil der Stadt neben dem Gelände der Vanderbilt University. Vor den Augen mehrerer Zeugen - darunter einer, der eine Kamera dabeihatte und Fotos machte - wurden die Hudsons von drei Männern mit Waffengewalt entführt. Zwei der Kidnapper zwangen Monty, in seinen eigenen Cadillac zu steigen, der dritte stieß Liz in ein anderes Auto; beide Wagen fuhren gleichzeitig vom Holiday Inn weg.
    Einige Tage später wurde Liz Hudson in der Innenstadt von Nashville freigelassen. Die Entführung war gemeldet worden, und auf dem Parkplatz sowie im Holiday Inn trieben sich Beamte des FBI und der Polizei von Tennessee herum, um nach Spuren zu suchen. Von nun an nahm der Fall eine wahrhaft seltsame Wendung.
    Liz weigerte sich, mit dem FBI zusammenzuarbeiten. Sie erklärte den Polizisten, die Entführung sei ein Missverständnis gewesen, und Monty sei mittlerweile auf eine Geschäftsreise gegangen. Sie wisse nicht, wo er sei und wann er zurückkommen werde, aber sie versicherte, Monty sei wohlauf, und ihm fehle nichts. Zum Zeitpunkt der Entführung war Liz im sechsten Monat schwanger. Drei Monate später brachte sie Montys Kind zur Welt, aber Monty war von der Geschäftsreise immer noch nicht zurück.
    Einige weitere Monate vergingen. Dann bekamen die Ermittler einen Tipp über Montys Aufenthaltsort: Nach Angaben eines Informanten hatte die Geschäftsreise in einem flachen Grab rund 120 Kilometer südlich von Nashville ihr Ende gefunden, auf einer Farm nicht weit von der Grenze zu Alabama.
     
    Der Westen von Tennessee ist das Revier der Baumwolle. Nashville ist das Revier der Musik. Der Kreis Lawrence war 1980 das Revier von »Fat Sam« Passarella. Wer an Gangster denkt, hat vermutlich meist die Paten von Jersey, Chicago oder Las Vegas vor Augen. Dagegen fällt

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