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Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
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Holzarbeiterstraße gegangen, habe zu Boden geblickt und geflucht. »Na ja, hier hat er gelegen«, hatte er zu Knudsen gesagt und dabei auf einen flachen Graben im Boden gedeutet; dort hatte er angeblich zusammen mit einem anderen Komplizen von Fat Sam die Leiche verscharrt.
    Knudsen führte mich zu der fraglichen Stelle. Sie war mit Unkraut, wilden Rosen, Büschen und Giftefeu bewachsen, aber ich sah dennoch auf den ersten Blick, dass der Boden hier vor relativ kurzer Zeit durchwühlt worden war. Über die umgegrabene Erde hatte man einen Baumstamm und mehrere Äste nebeneinander gelegt. Mit dem rötlich braunen Lehm war ein weißes, pulveriges Material vermischt; Carroll hatte Knudsen erzählt, sie hätten Kalk über die Leiche von Monty Hudson geschüttet, weil sie fälschlicherweise glaubten, dies werde die Verwesung beschleunigen. (Diese falsche Vorstellung ist unter Mördern anscheinend weit verbreitet. Kalk dämpft den Verwesungsgeruch, aber er verringert auch die Geschwindigkeit der Zersetzung. Deshalb kann man eine mit Kalk bedeckte Leiche vielleicht nicht ohne weiteres riechen, aber sie bleibt auch länger erhalten.)
    Während ein Kriminalbeamter alles auf Video festhielt, gingen wir an die Arbeit. Zunächst fotografierte Steve Symes den Schauplatz aus mehreren Blickwinkeln; er fing neben den Autos an und ging dann nach und nach näher heran. Anschließend machten Pat Willey und ich uns an die Beseitigung von Buschwerk, Ranken und Gras. Schon bevor wir zu graben begannen, fanden wir etwas sehr Wichtiges. In einem Gewirr aus Unkraut, Blättern und kleinen Steinen lag der Ellenknochen aus dem rechten Unterarm eines Menschen.
    Wer auch die Leiche transportiert hatte - ob Fat Sam oder seine Handlanger -, er hatte die Aufgabe recht schlampig erledigt, und das war auch nicht verwunderlich. Den Grund erkennt man sofort, wenn man sich in die Lage eines Leichentransporteurs versetzt - man muss ein Grab öffnen, die Leiche herausholen und anderswo verstecken. Wohlgemerkt: Die Leiche verwest schon seit Monaten in einem flachen Grab, das heißt, sie stinkt und ist weit gehend zersetzt. Man hält die Luft an, greift nach einem Arm, zieht - und hat den Arm in der Hand. Wenn es so weit ist, muss man schon besonders gewissenhaft sein und einen widerstandsfähigen Magen haben; ansonsten ringt man nach frischer Luft und rafft zwischendurch alle Stücke zusammen, derer man habhaft werden kann - Kopf, Rumpf, ein Stück von den Beinen, den größten Teil der Arme -, und bringt sie so schnell wie möglich weg. Was mir dabei zugute kommt: Die meisten Bösewichter, die mit dem Transport einer Leiche beauftragt werden, wissen nicht oder kümmern sich nicht darum, dass Zähne häufig schon nach wenigen Wochen ausfallen, dass Hände sich lösen oder abgebissen werden, dass Pistolenkugeln manchmal frei werden und zurückbleiben.
    Da es sich anscheinend um ein flaches Grab handelte, arbeiteten wir nicht mit Schaufeln, sondern mit Maurerkellen. Nachdem wir einige Stunden vorsichtig gegraben hatten, waren wir bis zu einer Schicht mit unberührter Erde vorgedrungen. Neben der Elle hatten wir mittlerweile ein Sammelsurium anderer Dinge gefunden: zwei Brustwirbel, fünfzehn Zähne, vier Bruchstücke des Hinterhauptsbeins, eine zerschmetterte Schädelbasis, fünf Finger- und Zehenknochen, ein Stück eines langen Knochens (vermutlich aus dem Schienbein), menschliche Haare, leere Puppenhüllen von Maden, die sich in ausgewachsene Fliegen verwandelt hatten, Stofffetzen und eine Pistolenkugel.
    Zähne und Knochen steckten wir in Beutel, um sie im anthropologischen Institut einer gründlichen Prüfung zu unterziehen; den Stoff und die Kugel übergaben wir der Kriminalpolizei von Tennessee zur weiteren Analyse. Wir stiegen wieder in die Dienstwagen und fuhren zurück nach Nashville. Von dort gingen wir munter und gesund getrennte Wege.
    Wieder in Knoxville, durchsuchten wir das Material, um die »großen Vier« zu ermitteln: Geschlecht, Alter, Rasse und Körpergröße. Leider hatten wir nicht viel in der Hand. Die Feststellung des Geschlechts war schwierig, da wir weder das Schambein noch Hüft- oder Gesichtsknochen besaßen. Die Elle war allerdings sehr kräftig, und das legte die Vermutung nahe, dass es sich um einen Mann handelte. Das Gleiche konnte man auch an den Fragmenten des Hinterhauptsbeins ablesen: Die Protuberantia occipitalis externa - der Höcker an der Unterseite des Schädels - war stark ausgeprägt und trug kräftige

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