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Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
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Geschworenen ebenfalls von der Schuld des Angeklagten überzeugt, der zwölfte hielt es jedoch für denkbar, dass die Tat erst nach Huskeys Festnahme am 22. Oktober begangen wurde. (Neal Haskell hatte nach seiner entomologischen Analyse zwar den Todeszeitpunkt auf den 21. oder 22. Oktober verlegt, aber Moncier war auf meiner beiläufigen Bemerkung herumgeritten, Patricia Johnson sei erst »vor wenigen Tagen« gestorben.) Trotz aller Argumente und dem Druck der anderen elf Geschworenen blieb der zwölfte bei seinem Urteil.
    Der wahre Stolperstein war aber am Ende nicht Huskeys Schuld oder Unschuld, sondern sein Geisteszustand. Am vierten Tag der Beratungen waren die zwölf Geschworenen in drei Lager gespalten: Fünf hielten Huskey für gesund und waren der Ansicht, man müsse ihn für die Morde zur Rechenschaft ziehen; vier glaubten, er sei geistesgestört; die übrigen drei konnten sich nicht entscheiden. Am fünften Tag schließlich teilten sie dem Richter mit, die Verhandlungen seien hoffnungslos festgefahren.
    Nach sechs Jahren, einem Aufwand von einer halben Million Dollar und vielen tausend Stunden Ermittlungsarbeit erklärte der Richter Richard Baumgardner den Prozess für gescheitert. Für Polizei, Ankläger und die Familien der Opfer war es ein schwerer Schlag. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Im Juli 2002 kam der Richter Richard Baumgardner einem weiteren Antrag der Verteidigung nach und entschied, dass Huskeys Geständnisse im Verfahren nicht mehr verwendet werden dürften. Während seiner Verhöre hatte Huskey zweimal - am Tag seiner Festnahme und dann noch einmal eine Woche später - einen Anwalt verlangt, aber die Ermittler der Kreispolizei von Knoxville und die Polizei des Staates Tennessee hatten das Verhör einfach fortgesetzt.
    Zu dem Zeitpunkt, da ich diese Zeilen schreibe, ist das erneute Verfahren gegen Tom Huskey wegen der vier Morde wieder einmal ausgesetzt; ein Berufungsgericht hat einige frühere Urteile wegen Vergewaltigung und Kidnapping aufgehoben und die Strafe auf 44 Jahre herabgesetzt. Kenner der Materie gehen davon aus, dass man die Mordanklage ganz fallen lassen wird, wenn die Geständnisse nicht mehr als Beweis verwendet werden dürfen. Die Räder der Justiz, so scheint es, mahlen langsam... und manchmal bleiben sie auch ganz stehen oder drehen sich sogar rückwärts. Andererseits bleibt der Mann, der nach eigenem Geständnis vier Frauen umgebracht hat, wenigstens vorerst hinter Gittern, und das noch für 40 Jahre. Die einzigen Leichen, die in den zehn Jahren seit Huskeys Festnahme noch aus dem Wald an der Cahaba Lane ans Licht kamen, waren die von ein paar Eichhörnchen. Auf der Magnolia Avenue geht mittlerweile eine neue Frauengeneration ihrem Gewerbe nach. Die Fluktuation ist dort groß. Ich frage mich, wie viele von ihnen wohl schon einmal vom Zoomann gehört haben, und ob ihnen klar ist, wie stark sie gefährdet sind. Und ich frage mich, ob sie etwas dagegen tun können, selbst wenn sie es wissen.

13
    Mit unbekanntem Ziel verreist
    D as Klingeln des Telefons klang verblüffend laut in der Stille. Es war Juli, und die Universität war mehr oder weniger eine Geisterstadt. Verlassen und nur schwach erleuchtet, lagen die Korridore unter dem Neyland Stadium. Die meisten Studenten und Dozenten hatten sich Ende Mai verabschiedet und würden erst Ende August wieder auf der Bildfläche erscheinen. Verständlicherweise nutzte jeder gern die Gelegenheit, den Tiefen des Stadions zu entkommen. Ich dagegen verbrachte praktisch jede wache Minute in meinem düsteren, staubigen Büro. Anns Tod lag schon einige Monate zurück, aber ich konnte die Leere in unserem Haus immer noch nicht ertragen. Bei der Arbeit war ich von Menschen umgeben. In ihrer Mehrzahl waren sie zwar schon tot, aber deshalb trösteten sie mich nicht weniger. Sie hatten mir ihre Geschichte erzählt und waren Teil meines Lebens geworden; es waren Kameraden, die mich nie verlassen würden. Außerdem wusste ich ganz genau: Wenn ich im Büro war, würde es nicht lange dauern, bis mich irgendjemand anrief und mir von einem interessanten Fall erzählte. Und als an diesem stillen Sommertag das Telefon klingelte, griff ich eifrig zum Hörer.
    Am anderen Ende der Leitung war meine Sekretärin Donna. Ihr Büro lag ganz buchstäblich ein Footballfeld von meinem privaten Heiligtum entfernt tief unter der Osttribüne des Stadions. Sie erklärte, sie werde mir jetzt einen Anrufer durchstellen; es war Corporal James J. Kelleher von der

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