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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Fluch. Die wenigen, die körperlich in der Lage gewesen
    wären, einen mehrfachen Mord zu planen und auszuführen, haben
    wasserdichte Alibis für die Tatzeiten der Morde an Gilbert, Rose
    Kleber und Ben Schuler.»
    Gino sah hinüber zu McLarens Schreibtisch. Der junge Detective
    hatte sich das rote Haar so gerauft, dass es steil zu Berge stand, und er sprach mit Nachdruck ins Telefon. «Sieht so aus, als hätte
    McLaren was am Wickel.»
    «Der redet mit seinem Börsenmakler. Uns sind die Morde
    ausgegangen, es sei denn, ihr wollt, dass wir weiter zurückgehen als zehn Jahre.»
    «Um Himmels willen, nein.» Magozzi ließ sich in seinen Stuhl
    sinken und kniff sich in den Nasenrücken. «Wir haben schon fast den ganzen Tag verschwendet. Tut mir leid. Ich habe uns auf die falsche Fährte geführt.»
    «Uns die Familien näher anzusehen war eine gute Idee», sagte
    Gino zu ihm. «Und eine andere Spur hatten wir nicht. Die Frage ist nur, wie wir jetzt weitermachen. Die Verdächtigen sind uns nämlich auch ausgegangen.»
    Peterson reichte ihm einen dicken Schnellhefter. «Hier ist das
    Fax vom Sheriff in Brainerd. Vielleicht hilft uns das weiter.»
    Gino warf den Hefter beiseite. «Unwahrscheinlich. Der einzige
    Überlebende der Familie ist in Deutschland. Ich habe heute erst mit ihm gesprochen.»
    Hilflos bewegte Peterson die Arme auf und ab. «Und was jetzt?»
    Magozzi sah aus müden Augen zu ihm auf. Peterson war
    frustriert. Das waren sie alle. Frustriert, müde und hungrig, wie er deutlich merkte, als sein Magen knurrte. Es wurde Zeit, für heute aufzuhören. Sie waren jedem Hinweis nachgegangen, jeder Theorie,
    hatten sie alle als untauglich aufgeben müssen, und nun schien sich keine neue Perspektive zu ergeben. Dies zu akzeptieren hieß
    einzuräumen, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als auf den
    Händen zu sitzen und abzuwarten, dass der Killer wieder zuschlug.
    Der böseste Albtraum eines Mordkommissars – wenn die Lösung
    eines Falls davon abhing, dass eine weitere Leiche auftauchte. Jack Gilbert war ein nahe liegendes Opfer, und sie ließen ihn bewachen, aber was, wenn er nicht der Einzige war? Was, wenn der Mörder
    Jack ausließ und sich dem Nächsten auf seiner Liste zuwandte? Zu
    diesem Zeitpunkt blieb ihnen einzig die Hoffnung, dass sie durch
    das, was Jack Gilbert wusste, einem brauchbaren Verdächtigen auf
    die Spur kämen. Und dass es Marty gelingen würde, ihn zum
    Sprechen zu bringen.
    An seinem Schreibtisch knallte McLaren wütend den Hörer auf
    den Apparat. «Wisst ihr, was dieser Mistkerl gemacht hat? Kommt
    mir mit 'ner Nachschussaufforderung für ein paar Scheißaktien aus Uruguay. Den Arsch habe ich gefeuert. Was läuft so?»
    «Absolut nichts», sagte Gino missmutig. «Es hat alles nichts
    gebracht. Wir stehen wieder am Anfang.»
    «Und was machen wir? Warten, dass der Typ wieder auf Jack
    Gilbert schießt?»
    «Gilbert ist in Sicherheit», sagte Magozzi. «Ich habe vor kurzem
    erst mit Becker gesprochen. Er hat ein Auge auf Jack, und
    anscheinend ziehen sie heute Abend allesamt in ein Hotel, um
    Becker die Arbeit etwas zu erleichtern. Ich mache mir mehr Sorgen, dass unser Killer sich ein Opfer vornimmt, von dem wir noch nichts wissen.»
    Ginos Handy rumorte in seiner Tasche. «Das ist Angela. Ich
    mache jetzt hier die Biege. Sie sitzt zu Hause fest mit zwei Kindern, betrunkenen Eltern und einem drohenden Unwetter.» Er nahm den
    Anruf an und machte sich auf den Weg nach draußen, das Handy am
    Ohr. Auf halbem Weg drehte er sich um und hob einen Finger,
    während er weiter zuhörte.
    Magozzi wartete und blätterte dabei gelangweilt in dem Fax aus
    Brainerd. Es waren mindestens hundert Seiten mit Polizeiberichten, Obduktionsergebnissen, Befragungen, Zeitungsausschnitten…
    «Du bist unser Mann, Marty», sagte Gino ins Telefon und
    beendete das Gespräch. Er grinste Magozzi an. «Marty hat es
    durchgezogen und Jack zum Reden gebracht. Sie sind im Büro der
    Gärtnerei, und er sagt, wenn wir es schaffen hinzukommen, bevor
    Jack wieder nüchtern wird oder umkippt, hat er uns was zu sagen,
    das in die richtige Richtung weist.»
    «Gott sei Dank», sagte Peterson. «Wollt ihr, dass wir bleiben?»
    Gino schüttelte den Kopf. «Lasst aber eure Handys an für den
    Fall, dass wir etwas erfahren, dem wir sofort nachgehen wollen.»
    Über Kurzwahl rief er Angela an, um ihr zu sagen, dass sie nicht
    warten sollte, und während es bei ihm zu Hause klingelte, sah er
    fragend zu Magozzi hinüber.

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