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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Der hätte eigentlich Freudentänze
    aufführen und bereits halbwegs zur Tür hinaus sein müssen.
    Stattdessen hockte er brütend an seinem Schreibtisch und starrte auf etwas, das vor ihm lag. «He, Leo, hast du mich gehört?»
    Magozzi hob eine Hand, ohne aufzublicken, griff nach einem
    Blatt Papier und starrte es wie gebannt an. Es war die Fotokopie
    eines Nachrufs in einer Zeitung aus Brainerd mit einem Foto des
    kürzlich verstorbenen William Haczynski, Besitzer des Sandy Shore Resort, mit seinem Sohn Thomas. Der alte Mann und der blonde
    Junge mit dem frischen Gesicht hatten einander die Arme um die
    Schultern gelegt. Sie strahlten in die Kamera, Gewehre in den
    Armbeugen.
    Magozzi hatte das Bild eigentlich erst seit ein paar Sekunden vor Augen, aber es kam ihm vor, als stünde er schon seit Stunden in
    dessen Bann. Er betrachtete noch einmal den Sohn des alten Mannes, die hellen Augen und das unschuldige Gesicht eines Jungen, den er als Jeff Montgomery kannte. «Verdammt, Gino! Thomas Haczynski
    ist nicht in Deutschland.»
    Sofort hatten alle Magozzi umringt und sahen sich das Bild an.
    Gino erkannte den Montgomery-Jungen und sagte: «Dieser kleine
    Mistkerl», bevor er merkte, dass er noch immer sein Telefon in der Hand hielt und mit Angela verbunden war. Er entfernte sich vom
    Schreibtisch, sprach leise und schnell und beendete dann das
    Gespräch.
    Langer, Peterson und McLaren betrachteten das Foto. «Ich
    kapiere das nicht», sagte McLaren. «Woher weißt du, dass er nicht in Deutschland ist?»
    Magozzi stieß mit dem Finger auf das Foto. «Der Bursche nennt
    sich Jeff Montgomery. Er arbeitet in der Gärtnerei, Lily Gilbert
    behandelt ihn wie einen Enkel, und Morey hat ihm sein Studium
    finanziert.»
    Langer atmete hörbar aus. «Und er ist der Sohn eines Mannes,
    den Morey Gilbert letztes Jahr umgebracht hat?»
    «So sieht es aus.»
    McLaren überlief ein Schauder. «Der muss unser Mann sein. Ist
    das kaltblütig. Morey finanziert sein Studium, während er dessen
    Ermordung plant und noch ein paar andere dazu. Der Junge ist ja die reine Killermaschine.»
    «Hatte wohl einen guten Lehrer», sagte Langer leise.
    «Verdammt noch mal, ich habe heute Nachmittag noch mit ihm
    gesprochen», sagte Gino. «Es war eine Verbindung nach Übersee,
    das schwöre ich bei Gott. Diese Verzögerung kann man nicht
    nachahmen…»
    «Vielleicht hat er jemanden in Deutschland, der mit ihm unter
    einer Decke steckt, aber wie er es gemacht hat, ist jetzt egal», sagte Magozzi knapp und dringlich. «Wir müssen sofort handeln. Gino, ruf Marty zurück und warne ihn. Und dann mach dasselbe bei Becker.»
    «Ich kümmere mich um Becker», bot Peterson an und hastete zu
    seinem Schreibtisch, während Gino hektisch sein Handy malträtierte.
    Magozzi wandte sich an Langer und McLaren. «Der Junge ist
    wahrscheinlich an einem von zwei Orten – in seiner Wohnung oder
    in der Gärtnerei –, und wir müssen beide gleichzeitig überwachen.
    Ihr zwei stellt ein Team zusammen und fahrt zur Wohnung. Nehmt
    euch aber genug Leute zur Deckung mit. Ich habe das Gefühl, dieser Junge wird sich nicht ohne weiteres ergeben.»
    «Geht klar.»
    Gino drückte noch immer wie wild auf die Tasten seines Handys,
    horchte und wählte dann von neuem. «Verdammt, Marty geht nicht
    an sein Handy.»
    Magozzi bewegte sich schnell, überprüfte die Ladung seiner 9-
    Millimeter, klinkte die Handschellen an seinen Gürtel. «Versuch's in der Gärtnerei, in Lilys Haus, versuch Jacks Handy. Haben wir die
    Handynummer von Jack?»
    «Die Zentrale kann Becker nicht erreichen», rief Peterson,
    Anspannung lag in seiner Stimme.
    Alle erstarrten. Wie jeder Officer im Einsatz hatte Becker ein
    Funkgerät im Auto und eins an der Schulter, und wenn keine
    Reaktion kam, bedeutete das fast dasselbe wie «Officer verwundet».
    Zwei Sekunden später waren Gino und Magozzi zur Tür hinaus,
    und ihre Absätze knallten über die Fußbodenfliesen, dass der Klang von Panik im leeren Korridor widerhallte.

    KAPITEL 40

    Marty stand unmittelbar vor Jeff Montgomery, und die 9-Millimeter des Jungen zielte direkt auf seine Brust. Seine Gedanken trafen mit Wucht auf die Mauer des Offensichtlichen und prallten daran ab,
    weil sie es nicht wahrnehmen mochten.
    In der vergangenen Stunde hatte er erfahren, dass der allseits
    geliebte alte Morey Gilbert ein Henker gewesen war, und allem
    Anschein nach war dieser so unschuldig aussehende Junge mit dem
    glatten Gesicht und den klaren blauen Augen

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