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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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gewesen war. Jacks Augen waren gerötet, und sein Gesicht
    war aufgedunsen. «Wie geht es Ihnen, Jack?»
    «Okay, schätze ich. Setzt euch, Leute.»
    «Das war ein schrecklicher Abend», sagte Gino. «Es tut uns leid
    wegen Marty. Sehr leid. Und es tut uns auch leid, dass wir Sie jetzt mit unseren Fragen behelligen müssen.»
    «Das ist Ihr Job», sagte Lily, die sich geschäftig in der Küche
    bewegte, Teller aus Schränken holte und Gläser füllte, als seien Gino und Magozzi zwei Gäste, die auf einen kleinen Imbiss
    vorbeigekommen waren. «Hier. Essen Sie das.» Sie stellte jedem von ihnen eine Schüssel mit wohlriechender Suppe vor die Nase. «Das ist Hühnersuppe. Hilft bei vielen Sachen. Hausgemacht, echtes
    Schmalz. Alles andere wirkt nicht.»
    Gino hatte keine Ahnung, was Schmalz war, aber es klang nicht
    halb so gut, wie die Suppe roch. Er nahm seinen Löffel zur Hand,
    aber zögerte. Sie glaubte, sie würden sie ins Gefängnis bringen, und trotzdem servierte sie ihnen Suppe. Er fragte sich, ob sie sich der Bestechlichkeit schuldig machten, wenn sie von der Suppe aßen.
    «Entspannen Sie sich.» Jack beobachtete ihn. «Sie weiß, warum
    Sie hier sind. Wir werden Ihnen alles sagen, was wir wissen. Aber die Suppe müssen Sie essen.»
    «Zuerst», fügte Lily hinzu. «Und dann reden wir.»
    Magozzi aß seine Suppe, aber anders als Gino verstand er das
    Angebot als das, was es bedeutete. Lily Gilbert würde sie endlich einweihen.
    Als sie gegessen hatten, räumte Lily ab und setzte sich neben
    Jack. «Erzähl ihnen von Brainerd.»
    Magozzi holte eilig Notizbuch und Stift hervor, und für den Fall, dass man ihm die Verblüffung ansah, wandte er dabei sein Gesicht
    ab. Woher zum Teufel wusste Jack etwas von Brainerd? Er kannte
    die Antwort, bevor er die Frage stellte, und das verursachte ihm
    Übelkeit. Jack war zusammen mit seinem Vater und den anderen
    beim Anglerheim gewesen. Jack hatte mitgemacht.
    Er spürte Ginos Angespanntheit, wusste, dass sein Partner
    dasselbe dachte, aber beide blieben stumm und warteten darauf, dass es laut ausgesprochen wurde.
    Die wahre Geschichte war fast noch schlimmer.
    Jack brauchte eine ganze Weile, um ihnen davon zu erzählen, wie
    Morey, Rose und Ben den alten Mann im Anglerheim erschossen
    hatten, wie er an jenem Tag im Speicher den Schatten gesehen hatte, und schließlich auch von seiner Weigerung mitzumachen.
    Magozzi und Gino hörten zu schreiben auf und sahen gleichzeitig
    Jack an.
    «Was?», fragte Jack.
    «Nichts, Jack. Erzählen Sie weiter.»
    Er berichtete ihnen von der Heimfahrt an jenem Tag, von dem
    Streit mit seinem Vater und allem anderen, was darauf gefolgt war.
    «Aber ich habe Brainerd nie mit dem Tod meines Vaters in
    Zusammenhang gebracht», schloss er. «Bis gestern, als Ben
    umgebracht wurde und ich Rose Klebers Bild in der Zeitung sah –
    vorher kannte ich nicht einmal ihren Namen. Da erst wurde mir klar, was ablief und dass derjenige, der vom Speicher aus beobachtet
    hatte, was wir taten, uns jetzt einen nach dem anderen umlegte.»
    «Was die taten, Jack», verbesserte Gino ihn. «Nicht Sie.»
    «Egal. Ich habe Blut an den Händen, gleichgültig wie man es
    betrachtet. Wenn ich es Ihnen eher erzählt hätte, wäre es Ihnen
    vielleicht gelungen, sich alles früh genug zusammenzureimen, und
    Marty wäre jetzt nicht tot.»
    Magozzi sagte ihm die Wahrheit. «Vielleicht. Aber vielleicht
    auch nicht. Jeff hat sich ziemlich gut verborgen gehalten.»
    Er hatte ihm einen kleinen Knochen hingeworfen, aber das würde
    Jack niemals reichen, und mehr hatte Magozzi nicht anzubieten.
    Einerseits hätte er Jack am liebsten den Hals umgedreht, denn er
    musste annehmen, dass Marty tatsächlich nicht hätte sterben müssen, wenn sie bestimmte Dinge früher gewusst hätten –, aber andererseits empfand er großes Mitleid mit dem Mann. Wie musste ein Mensch
    sich fühlen, wenn der eigene Vater ihn zum Killer machen wollte
    und ihn enterbte, wenn er sich widersetzte?
    Jack stand auf und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. «Da ist
    noch etwas anderes. Pop hat gesagt, dass sie das schon seit Jahren machten, dass sie eine Menge Nazis umgebracht hatten. Er sagte, er hätte eine Liste im Computer, aber ich habe nichts gefunden. Kann sein, dass er sie gelöscht hat.»
    «Wir schicken jemanden her, damit der Computer abgeholt wird,
    und überprüfen das», sagte Magozzi.
    Jack zuckte die Achseln. «Vielleicht ist es ja auch gar nicht
    wahr.»
    «Es ist leider wahr», sagte

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