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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Magozzi. «Wir haben es erst heute
    Nachmittag herausgefunden. Ben Schuler hatte auf der Rückseite
    von Bildern in seinem Haus ein Verzeichnis derer angelegt, die sie umgebracht haben.»
    Lily richtete sich auf ihrem Stuhl auf. «Wie viele?»
    «Bisher über sechzig.»
    Sie schloss die Augen.
    «Sie hatten keine Ahnung, was Morey all die Jahre getrieben
    hat?»
    Sie nahm die Brille mit den dicken Gläsern ab, öffnete die Augen
    und sah ihn an. Es war das erste Mal, dass Magozzi ihre Augen ohne die Brille sah, durch die sie sonst abgeschirmt wurden. Sie waren sehr schön, dachte er, und Tragik lag in ihnen.
    «Ich sage Ihnen, was ich wusste. Er sprach gleich nach dem
    Krieg davon. Andere Leute, kleine Gruppen brachten diese Männer
    zur Strecke und ermordeten sie. Er hielt das für gerecht. Für etwas Nobles. Ich habe zu ihm gesagt, wenn er je unser Haus verlassen
    würde, um ein menschliches Wesen zu töten, brauche er gar nicht
    erst wiederzukommen, und danach hat er nie wieder darüber
    gesprochen.»
    «Er hat mindestens zweimal im Jahr ohne Sie diese Reisen
    unternommen», rief Gino ihr ins Gedächtnis. «Kam Ihnen das nicht
    seltsam vor?»
    «Sie sind ein misstrauischer Mensch, Detective Rolseth.
    Ihre Frau verreist übers Wochenende mit Freunden, und Sie
    denken, aha, sie ist unterwegs, um Menschen umzubringen? Morey
    und Ben sind ab und zu zum Angeln gefahren. War das so schwer zu
    glauben? Na, jedenfalls war das alles, was ich wusste bis zu jener Nacht, in der Morey erschossen wurde. Ich dachte, er sei im
    Gewächshaus wie jeden Abend. Doch dann weckte er mich gegen
    Mitternacht und sagte, er habe das Tier umgebracht.»
    «Ein Tier?», fragte Gino.
    «Das Tier. So nannten wir ihn. Er war ein SS-Mann in
    Auschwitz.»
    «Heinrich Verlag», sagte Magozzi. «Auch bekannt unter dem
    Namen Arien Fischer.»
    Jacks Kinnlade fiel vor Entgeisterung herunter. «Fischer? Der
    Mann, der an die Eisenbahnschienen gebunden wurde? Willst du mir
    sagen, dass Pop das getan hat? Und dir dann davon erzählt hat?»
    Lily nickte. «Verlag kannte ich. Verlag hatte ich erlebt. Sechzig Jahre lang habe ich mir gewünscht, dass der Mann den Tod findet.
    Und da kommt Morey zu mir, stolz wie ein Kater, der eine tote Maus nach Hause bringt, und glaubt, ich hätte nichts dagegen, dass er den Mann getötet hat. All diese Jahre, und er hat mich nicht gekannt.»
    «Du hättest es mir sagen sollen, Ma.»
    «Meinst du, ich wollte meinen Sohn wissen lassen, dass sein
    Vater ein Mörder war?»
    «Aber ich wusste es schon.»
    Lily lächelte ihm traurig zu. «Das sagst du mir jetzt.»
    Magozzi legte seinen Stift zur Seite und rieb sich die Augen. Es
    waren beinahe zu viele Informationen, um sie zu verarbeiten, und
    keine von ihnen war positiv für Jack oder Lily.
    «Wir werden alles protokollieren und weiterleiten müssen», sagte
    Gino und gab damit seinen Gedanken Ausdruck.
    Jack schmunzelte. «Machen Sie kein so düsteres Gesicht,
    Detective. Seit zwei Tagen versuchen Sie, mich hinter Gitter zu
    bekommen, und jetzt erfüllt sich Ihr Wunsch. Ich war Zeuge eines
    Mordes, ich habe das nicht angezeigt, und ich werde ein Geständnis unterschreiben. Es wird langsam Zeit, dass jemand aus dieser
    Familie die Verantwortung dafür übernimmt, was er getan hat.»
    Lily tätschelte ihm die Hand.
    «Hoffen Sie noch nicht auf einen Luxusurlaub in Stillwater. Es
    gibt eine Menge mildernder Umstände. Wir wissen nicht, was der
    Staatsanwalt aus dieser Geschichte machen wird.»
    «Noch eine Frage, Jack», sagte Magozzi. «Marty wollte, dass Sie
    uns etwas erzählen, damit wir den Fall Eddie Starr abschließen
    können.» Er sah, dass die Erwähnung dieses Namens Lily hart traf.
    «Er wusste, dass Morey ihn getötet hat, stimmt's?»
    Jack sah ihn starr an.
    «Es ist nicht mehr von Bedeutung, Jack. Wir hatten uns das
    schon gedacht – die Waffe, die Morey und die anderen bei einer
    Menge ihrer Opfer benutzt hatten, war dieselbe, mit der auch Eddie Starr getötet wurde…»
    «Morey hat den Mann getötet, der Hannah ermordet hat?»,
    flüsterte Lily.
    «Nein», sagte Jack gefasst. «Marty war es. Und das hat ihn fertig gemacht. Das war es, womit er nicht leben konnte.»
    Magozzi und Gino sahen einander an und lehnten sich auf ihren
    Stühlen zurück, als sei ihnen die Anstrengung, aufrecht zu sitzen, plötzlich zu groß.
    Magozzi schloss die Augen und sah nur Hass und Rachsucht.
    Morey, der tötet, Marty, der tötet… und nur Lily und Jack, die
    abseits standen

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