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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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geöffnet, wenngleich sein Hemd
    sich rot färbte; Jack Gilbert, der vom Sofa aufsprang, um sich neben Marty zu knien. Schreibtisch, Computer, Stuhl, eine fast leere
    Flasche, die auf der Seite lag und aus der noch ein Rest Scotch
    tropfte.
    Jetzt erst gestattete er sich, Luft zu holen, und ließ sich vom
    Wind in das kleine Büro schieben, in dem es nach Schnaps, Kordit
    und Blut roch. Noch hielt der Junge seine Waffe umklammert, aber
    Magozzi stieß sie ihm mit den Zehenspitzen aus der Hand und spürte gleich darauf auf der Schulter das tröstliche Gewicht von Ginos
    Pranke, die ihn sanft beiseite schob. «Lass mich vorbei, Kumpel.
    Lass mich vorbei.»
    Als die Wirkung des Adrenalins verebbte, fingen Magozzis Beine
    zu zittern an. Er sah zu, wie Gino sich hinunterbeugte und die Finger an Montgomerys Hals presste. Er erhob sich wieder und sagte: «Der ist hinüber.»
    Als sie die drei Schritte zu der Stelle getan hatten, wo Marty lag, stand bereits ein halbes Dutzend Polizisten mit gezogenen Waffen
    im Regen links und rechts vor der Tür. «Alles klar?», rief einer von ihnen.
    «Alles klar! Wir brauchen sofort einen Krankenwagen!»,
    antwortete Gino.
    «Schon auf dem Weg!»
    Jack riss Martys Hemd auf und zog sich selbst das Polohemd aus,
    um es fest auf die Wunde zu pressen. Marty stöhnte und kniff vor
    Schmerzen die Augen zusammen.
    «Verdammt, Jack, willst du mich umbringen?»
    «Sieht nicht so übel aus, Marty. Du bist bald wieder okay. Nur
    ein kleines Loch. Wir haben alles unter Kontrolle, aber du hast dein ganzes Hemd mit Blut eingesaut, du blöder Arsch. Weißt du
    eigentlich, wie schwer es ist, Blutflecke aus Leinen rauszukriegen?»
    Marty schloss die Augen und lächelte ein wenig, aber er sah
    schlecht aus.
    «Lass mich das übernehmen, Jack.» Magozzi legte die Hand auf
    Jacks, wartete, bis der seine wegzog, und drückte dann auf die
    Polohemd-Kompresse, wenn auch nicht besonders stark. Er wusste
    verdammt gut, dass Marty weniger äußerlich blutete als vielmehr
    innerlich, und das war nicht gut. Er atmete schwer, Lunge und Herz kämpften gegen den Druck, und das Blut, das in Jacks Polohemd
    sickerte, war hellrot – Blut aus einer Arterie.
    «He, Pullman.» Gino kniete dicht an seinem Kopf. «Mach die
    Augen auf, Kumpel. Wenn du meinst, wir schreiben diesen
    Scheißbericht alleine, hast du dich schwer getäuscht.»
    «Gino», flüsterte Marty, ohne die Augen zu öffnen. «Wie
    schlimm?»
    Gino schluckte schwer und sorgte dafür, dass seine Stimme
    unbeschwert klang. «Machst du Witze? Du hast 'ne Kugel in der
    Brust, das ist kein Zuckerschlecken. Wie ich es sehe, musst du
    ungefähr einen Monat lang flachliegen und in eine Urinflasche
    pissen. Warum zum Teufel hast du dich von dem Arschloch
    anschießen lassen?»
    «Auf mich hat er geschossen», brachte Jack mit erstickter Stimme heraus. Seine Hände waren so fest verschränkt, dass sie weiß anliefen, aus Angst, Marty zu berühren, ihm wehzutun. Er atmete
    hektisch, blinzelte und konnte sich nur mit großer Mühe
    zusammenreißen. «Auf mich hat er geschossen, verflucht, und Marty ist dazwischengesprungen. Der blöde Idiot ist direkt in eine Kugel gesprungen und es ist meine Schuld, das ist alles meine Schuld
    warum zum Teufel hast du das getan Marty warum musst du immer
    den verdammten Helden spielen…?»
    Martys Hand schoss vor, packte Jacks Handgelenk und hielt es
    fest. Dann drehte er den Kopf, öffnete die Augen und sah Jack an.
    «Ich bin kein Held. Ich bin genau wie Morey, Jack. Vergiss das
    nie…»
    «Das ist totaler Schwachsinn…»
    Martys Finger schlossen sich noch fester um Jacks Handgelenk,
    und diese Anstrengung kostete ihn Kraft. Das Sprechen fiel ihm
    zunehmend schwer. «Genau wie Morey. Genau wie die anderen. Du
    musst es ihnen sagen. Erzähl Magozzi und Gino von Eddie Starr.
    Lass sie den Fall abschließen.» Dann lächelte er. «Die ganze Zeit bist du der einzige Gute gewesen, Jack. Besser als jeder andere von uns. Du bist der Held.»
    Jack legte den Kopf an Martys Kopf und weinte.
    Gino stemmte sich hoch und räusperte sich. «Ich sehe mal nach
    dem Krankenwagen», verkündete er, stolz, dass seine Stimme nicht
    ganz versagte. Als er sich zur Türöffnung wandte, erblickte er ein Meer aus blauen Uniformen, eine schweigende Mahnwache im
    Regen vor der Tür, harte Gesichter, aufeinander gepresste Lippen.
    Ein paar der Männer hoben verstohlen die Hände an die Augen. Lily Gilbert drängte sich zwischen ihnen hindurch, ein kleiner

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