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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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die wahrscheinlich schon die Polster
    verschmiert hatten. «Ich fürchte, dieser Wagen wird das nächste Jahr lang nach Grill riechen. Sag mir noch mal, warum wir das Essen
    holen mussten.»
    «Hätten wir Langer geschickt, wäre der garantiert mit Karotten
    und Sägespänen oder irgendeinem vegetarischen Mist aufgekreuzt,
    deswegen.»

    Minneapolis machte sich mit Lichterglanz fein für den Abend. Eine schöne Stadt, dachte Detective Langer, der auf die gelben Rechtecke in einem entfernten Büroturm blickte, die wie Sprossen einer in den Nachthimmel ragenden goldenen Leiter wirkten. Jedenfalls nicht der Ort, von dem man erwarten würde, dass er einen solchen Killer
    hervorbrachte.
    McLaren, ebenso eingefleischter Bürger von Minnesota wie Ire,
    war überzeugt davon, dass Arien Fischers Mörder von woanders
    kommen musste. Vielleicht aus Chicago oder New York, oder wo
    auch immer Leute wie die Sopranos lebten. Langer hatte darüber
    geschmunzelt, musste aber einräumen, dass der Stil, in dem die alten Herren umgebracht worden waren, tatsächlich an frühere Mafia-Zeiten erinnerte. Kreativität dieser Art war auf anderen
    Verbrechensschauplätzen kaum zu finden.
    Er blickte wieder auf seinen Monitor und bewegte die Maus, um
    den Bericht aufzurufen, an dem er schrieb. Er hasste es, Berichte schreiben zu müssen. Hasste die verklausulierte und gekünstelte
    Polizeisprache, die einem das Hirn verwirrte und die Zunge lähmte.
    Man ging nicht in ein Haus, sondern betrat einen Wohnsitz.
    Menschen wurden nicht erschossen, sondern trugen tödliche
    Verletzungen davon, die ihnen durch Feuerwaffen diesen oder jenen Kalibers zugefügt worden waren. Und Arien Fischer war natürlich
    nicht an die Gleise gebunden worden, sodass der
    Mitternachtsgüterzug nach Chicago Haferschleim aus ihm gemacht
    hätte. Nein, er war «mit Hilfe von Stacheldraht am Südgleis fixiert worden». Man durfte nicht einmal erwähnen, dass der Zug
    fahrplanmäßig verkehrte, denn damit wäre angedeutet, dass der
    vermeintliche Täter vorsätzlich gehandelt und eine nicht
    nachzuweisende Tötungsart gewählt habe. Jeder
    Schmalspurverteidiger würde daraus sofort Kapital schlagen. Nichts als gespreizter Juristenjargon war das. Ein Cop, der im wirklichen Leben so redete, würde von der Truppe gnadenlos ausgelacht.
    Er sah wieder hinaus auf die Großstadtlichter und sinnierte über
    seinen letzten Satz. Er fragte sich, ob Chief Malcherson ihn wohl vom Dienst suspendierte, wenn er schriebe, dass man Arien Fischer auf den Schienen hatte liegen lassen, damit er von einem Güterzug filetiert würde.
    «Mach schon, Langer», schalt ihn McLaren. «Sieh zu, dass du in
    die Gänge kommst, ja? Die Männer vom Imbiss sind da.»
    Langer sah mit dem schuldbewussten Blick eines Schuljungen
    auf, der niemals einen Platz am Fenster hätte bekommen dürfen.
    McLaren, Gino und Magozzi saßen vorne am großen Tisch im Büro
    der Mordkommission und waren dabei, aus einer Sammlung intensiv
    riechender Papiertüten weiße Pappbehälter zu ziehen. «Fast fertig», sagte er und wandte sich wieder seinem Computer zu.
    «Dann beeil dich», forderte Gino ihn gut gelaunt auf. «Mein
    Magen führt sich auf, als hätte mir einer die Kehle
    durchgeschnitten.»
    Magozzi sah ihn staunend an. «Wo hast du das bloß immer her?»
    «Was?»
    «Diese abstrusen Sprüche.»
    «Von meinem Vater. Ist ein höchst abstruser Mann.»
    McLaren fand die Tüte mit dem Knoblauchbrot und steckte seine
    Nase hinein. «Was bedeutet ‹abstrus›?»
    «Kommt von Abst und von Ruß», sagte Gino trocken. «Wieso
    sind Tinker und Peterson eigentlich nicht hier? Ihr arbeitet doch zusammen, oder?»
    «Nö. An dieser Sache sind die Medien interessiert, und seit
    Peterson das arrogante Arschloch von Channel Three ein arrogantes Arschloch genannt hat, lässt der Chef ihn nicht mehr in die Nähe
    einer Fernsehkamera.»
    Gino seufzte beglückt. «Das war ein begnadeter Augenblick.»
    «Du sagst es», stimmte McLaren zu. «Und da Tinker sowieso
    morgen früh in Urlaub geht, läuft alles gut. Jetzt ernte ich den ganzen Ruhm, sobald Langer den Fall löst.»
    Langer grinste, als er den Druckbefehl gab. Dann stand er auf
    und reckte sich. So gefiel es ihm. Nach Dienstschluss noch im Büro zu sein, an einem aktuellen Fall zu arbeiten, dem Gefrotzel der Jungs zuzuhören… es kam ihm vor, als würde sich zum ersten Mal seit
    Jahren das Gefühl einstellen, alles könnte wieder gut werden.
    Er hatte seinen fünften Hühnerflügel

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