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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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halbwegs vertilgt und
    überlegte, ob sein Maalox noch in der unteren Schublade lag, als
    Magozzi eine Frage stellte, die ihn daran erinnerte, dass alles Maalox dieser Welt vielleicht nicht reichen würde.
    «Sie standen Marty Pullman doch ziemlich nahe, oder, Langer?»
    Er hielt einen Finger in die Höhe und kaute weiter, um Zeit zu
    gewinnen. Niemand erwartete von Aaron Langer, dass er mit vollem
    Mund sprach. Als er schließlich schluckte, fühlte es sich an, als rutschte ihm ein kleiner struppiger Hund den Hals hinunter. «Hab
    ihn kaum gekannt, bevor ich den Tod seiner Frau untersuchen
    musste.»
    «Damals ist er uns jedenfalls echt auf die Nerven gegangen»,
    warf McLaren ein. «Kann man dem armen Kerl nicht verübeln.
    Mann, es war eine schwere Zeit.»
    «Das will ich gern glauben», sagte Magozzi. «Er war heute an
    unserem Tatort.»
    «Habe ich mir schon gedacht», sagte Langer. «Er hat den alten
    Mann wirklich geliebt.»
    «Na ja, die Sache ist, Marty sah ziemlich übel aus…»
    «Wie 'ne wandelnde Leiche», stimmte Gino zu.
    «… weswegen ich auch darauf zu sprechen komme. Gino und ich
    haben darüber geredet. Er gefiel uns nämlich gar nicht, und wir
    fürchten, dass er in eins jener tiefen Löcher gefallen ist, aus denen man allein nicht wieder rauskommt. Also dachten wir, wenn ihr mal einen persönlichen Draht hattet…»
    «Hatten wir aber nicht», unterbrach Langer ihn und suchte mit
    einem Blick Bestätigung bei McLaren. «Keiner von uns beiden.»
    «Nein, hat sich total abgekapselt», sagte McLaren. «Seit seine
    Frau getötet wurde, ist er wie eine wandelnde Leiche. Schüttet er sich noch immer so zu?»
    Gino nickte bekümmert. «Sagte, er wäre am Morgen auf dem
    Küchenfußboden neben einer leeren Flasche Jim Beam aufgewacht
    und hätte keine Ahnung gehabt, wo er am Abend davor war. Und ich
    sag: ‹Mensch, Marty, hängst du etwa die ganze Zeit an der Flasche, seit du weg bist von der Truppe?› Er dachte einen Augenblick nach und sagte dann: ‹Das würde jedenfalls die Blackouts erklären›.»
    McLaren schob die Reste des undefinierbaren Tiers weg, das er
    gegessen hatte. «Ich habe irgendwie schon vorausgesehen, dass er
    abrutschen würde. Kann mich nicht erinnern, ihn während der
    ganzen Ermittlung auch nur einmal nüchtern gesehen zu haben.
    Schien so, als würde er sich nur Moreys wegen noch etwas
    zusammenreißen.»
    Magozzis Brauen schossen in die Höhe. «Morey? Kanntest du
    ihn so gut, dass du ihn beim Vornamen nennst?»
    McLaren zuckte leicht nervös mit den Achseln. «Wenn man ihn
    einmal getroffen hatte, war man schon sehr gut mit ihm bekannt. So ein Typ war er eben, verstehst du? Hat uns echt umgehauen, als wir heute Morgen die Nachricht bekamen. Als hätte die Familie nicht
    schon genug durchmachen müssen. Und ich will euch noch eins
    sagen. Euer Killer war ein Fremder, denn niemand, der diesem Mann je begegnet ist, würde ihm den Tod wünschen.»
    Magozzi zerknüllte seine Serviette und schob seinen Stuhl vom
    Tisch zurück. «Ja, das sagen alle, aber wir haben damit unsere
    Schwierigkeiten. Morey Gilbert hat sich eine Kugel in den Kopf
    eingefangen, und zwar aus nächster Nähe. Es sieht nicht nach einem Unfall aus und auch nicht nach irgendeiner Affekttat. Wonach es
    aussieht und wie es einem vorkommt, ist eine Exekution.»
    Langer schüttelte den Kopf. «Unmöglich. Auch wenn er es
    gewollt hätte – nie wäre es Morey gelungen, sich jemanden zum
    Feind zu machen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Gutes der Mann in seinem Leben getan hat.»
    «Oh, wir kriegen langsam eine Ahnung», sagte Gino. «Habt ihr
    heute die Menschenmenge draußen vor der Gärtnerei gesehen?»
    «Ja. Auf dem Rückweg von unserem Tatort sind wir dort in den
    Stau geraten.»
    «Wir haben uns an Ort und Stelle etwas umgetan, haben mit
    einigen Leuten gesprochen und zur Genüge von guten Taten gehört.»
    Gino leckte sich etwas Grillsoße vom Daumen und blätterte dann in seinem kleinen Notizbuch. «Ich hab hier eine Liste von Pennern,
    denen er Geld gegeben hat, von Obdachlosen, die er auf der Straße aufgesammelt und zum Essen bei sich eingeladen hat. Und ob ihr's
    glauben mögt oder nicht, da war auch ein Kerl mit Straßengang-
    Tätowierung und in einem Perry-Ellis-Anzug, der behauptet hat,
    Morey Gilbert hätte ihn allein durch gutes Zureden dazu bekehrt,
    sein früheres Leben aufzugeben…»
    Das brachte Langer zum Schmunzeln. «Reden war seine größte
    Stärke.»
    «Und seine

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