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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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stehen, allein, weinend, die Arme ins Leere
    ausgestreckt…
    Mann, ich kann euch sagen, das ging einem an die Nieren.»
    Magozzi spürte ein Kribbeln im Nacken. «Das ist schon
    interessant. Liebt seine Mitmenschen und kehrt seinem Sohn den
    Rücken in einer solchen Situation? Und das soll Mister
    Menschenfreund gewesen sein?»
    Langer sprach leise. «Das ist es ja, Magozzi. Er war wirklich
    Mister Menschenfreund, und diese Sache mit Jack bei der
    Beerdigung widersprach dem so vollständig, dass man sich fragen
    musste…» Er hielt inne und schien nachzudenken.
    «Dass man sich fragen musste…», brachte McLaren für ihn den
    Satz zu Ende. «Was um Gottes willen hat Jack getan?»

    KAPITEL 8

    Es war einfach so, dass Magozzi sie gerne ansah, und zuweilen
    konnte er nicht damit aufhören.
    «Du starrst mich schon wieder so an.»
    «Ich kann nichts dafür. Ich bin eben sehr oberflächlich.»
    Grace MacBride lächelte, aber nur verhalten. Wenn sie zu einem
    breiten Lächeln mit jeder Menge Zähnen in der Lage war, so hatte
    Magozzi es bisher noch nicht gesehen. «Ich muss dich um einen
    Gefallen bitten.»
    «Ja.»
    «Einen großen.»
    «Das schaffe ich schon.» Selbstverständlich würde er es schaffen.
    Er würde alles für Grace MacBride tun, und im Gegenzug erbat er
    sich nicht mehr als ein paar jener Abende, an denen sie an ihrem
    Küchentisch saßen und Wein tranken und sich über nichts
    Besonderes unterhielten, während er ihr schwarzes Haar und ihre
    blauen Augen betrachtete und von Dingen träumte, die sich vielleicht ergeben konnten, wenn er nur lange genug die Geduld bewahrte.
    «Ich hätte gern, dass du ab und zu mal nach Jackson schaust.»
    Oh, das hörte sich nicht gut an. Jackson war ein Pflegekind, das
    einen Block entfernt von Grace wohnte, und jemand musste nur dann nach ihm schauen, wenn Grace vorhatte, die Stadt für längere Zeit zu verlassen. Vielleicht hatte er das mit der Geduld übertrieben.
    Magozzi beschloss, stark zu sein, stumm zu bleiben und so zu
    tun, als mache es ihm nichts aus, aber als er den Mund öffnete, fiel die Wahrheit heraus. «Grace, du darfst nicht wegfahren. Ich habe
    doch diesen Verführungsplan am Laufen.»
    Wieder das angedeutete Lächeln. «Das soll eine Verführung
    sein? Sechs Monate, und du hast noch nicht ein einziges Mal
    versucht, mich zu küssen.»
    «Es ist eben ein langfristiger Plan. Und außerdem warst du noch
    nicht dafür bereit.»
    Sie griff über den Tisch und berührte seine Hand. Magozzi
    erstarrte. Bis auf einige sehr wenige Ausnahmen berührte Grace,
    wenn sie es vermeiden konnte, niemals einen anderen Menschen. Sie ergriff durchaus jemanden bei der Hand und zog ihn irgendwo hin,
    wenn sie ihm etwas zeigen wollte, aber eine Berührung nur um der
    Berührung willen – das kam selten vor. «Alles ist bereit, Magozzi.
    Seit Monaten arbeiten wir daran. Und jetzt gibt es in Arizona etwas für uns zu tun.»
    «Um Himmels willen, Grace, niemand fährt im Sommer von
    Minnesota nach Arizona. Das ist die falsche Richtung.»
    «Fünf Frauen sind im Laufe der letzten drei Jahre aus einer
    Kleinstadt verschwunden, und man hat nichts als einen Berg
    Papierkram. Es ist eine ideale Situation für unsere neue Software.»
    Magozzi spürte, wie plötzlich und unerwartet Ärger in ihm
    aufstieg und sein Gesicht sich rötete. Er wandte den Kopf ab, damit sie es nicht sah. Grace MacBride hatte die Hälfte ihres noch kurzen Lebens damit verbracht, vor Mördern davonzulaufen, und was tat
    sie, als sie endlich in Sicherheit war? Diese verdammte Närrin suchte verbissen nach einem neuen Mörder und rannte ihm auch noch
    entgegen. Sie hatte die bizarre Vorstellung, dass es von
    therapeutischem Nutzen war, sich den eigenen Dämonen zu stellen,
    was auch einleuchtete, wenn es beispielsweise um Flugangst ging.
    Wenn die Dämonen aber bewaffnet, gefährlich und wahrscheinlich
    auch noch geisteskrank waren, erschien es hingegen nicht ratsam.
    «Dein Nacken ist richtig rot geworden, Magozzi.»
    Er drehte sich um und sah sie an. Er hatte große Mühe, mit fester Stimme zu sprechen. «Es gibt für dich absolut keinen Grund, dorthin zu reisen. Dein Programm kann all die Informationen von hier aus
    verarbeiten.»
    «Magozzi. Die fünf Ermittlungen haben Tausende Seiten Papier
    hervorgebracht, und es sind Hunderte von Hinweisen eingegangen.
    Jeden Tag kommen neue Informationen dazu, und nichts davon ist
    im Computer. Allein die Übertragung würde einen Monat dauern.»
    «Dann nimm dir

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