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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Daten lasen und sich zu merken versuchten. Die Software stimmte unentwegt auflaufende Informationen mit zahllosen
    Datenbanken ab und konnte im Laufe von Stunden
    Querverbindungen herstellen, was ein Team von Detectives wochen-
    oder monatelange Knochenarbeit gekostet hätte.
    Grace hatte ihm einmal die technische Seite erklärt – das hatte
    ihm in erster Linie mörderische Kopfschmerzen beschert. Magozzi
    konnte ganz gut mit einer Tastatur umgehen, aber was auf einer
    Festplatte geschah, blieb ihm ein Buch mit sieben Siegeln.
    Schließlich hatte sie es für ihn vereinfacht.
    Sieh es mal so, Magozzi. Angenommen, du hast ein Opfer, das
    einem Antiquitätenhändler oben im Norden vor ein paar Monaten einen Scheck ausgestellt hat. Und nehmen wir auch an, dass am selben Tag ein Lieferant mit einem Strafregister wegen
    Körperverletzung in dem Antiquitätenladen Waren abliefert. Das Programm wird dir das innerhalb von Minuten sagen, und du kannst dir den Mann näher ansehen. Nun, ein guter Detective mit viel Freizeit hätte diese Verbindung irgendwann vielleicht auch
    festgestellt…
    Vielleicht aber auch nicht, hatte Magozzi damals gedacht. Nicht
    mal bei der Nationalgarde gab es genügend Einsatzkräfte, um diese Art detaillierter Kleinarbeit in einem akzeptablen Zeitrahmen zu
    bewerkstelligen.
    Anscheinend hatte er schon lange nichts mehr gesagt, und
    anscheinend war Grace deswegen besorgt, denn sie versuchte, ihn
    mit Essen zu beschwichtigen. Er sah auf den Teller, den sie vor ihn gestellt hatte: mit Schokolade überzogene Erdbeeren, und dachte, mit was für schmutzigen Tricks sie doch arbeitete. Er würde seine
    Mutter für Erdbeeren im Schokoladenmantel verkaufen, und Grace
    wusste das.
    «Annie ist schon über eine Woche in Arizona», sagte sie und
    entlockte ihm ein Lächeln.
    Die Erwähnung von Annie Belinsky – eine von Grace' Partnern
    und fraglos ihre beste Freundin – hatte auf die meisten Männer diese Wirkung. Ein einziger Blick von dieser stark übergewichtigen und
    unglaublich sinnlichen Frau war aufregender als die Teilnahme an
    einer Orgie.
    «Sie sucht nach einem Haus, das wir mieten können, und trifft
    zusammen mit dem Chief Vorbereitungen.»
    Ihm verging das Lächeln. «Ihr mietet ein Haus? Was schätzt du
    denn, wie lange die Sache dauern wird?»
    Grace zuckte die Achseln. «Wir mieten monatsweise.»
    Magozzi schloss die Augen und seufzte.
    «Ich muss da hin, Magozzi. Ich muss irgendwas tun.»
    «Was ist denn mit der Arbeit, die du hier tust? Dein Programm
    hat mindestens drei Mordfälle in Minneapolis gelöst, die jahrelang offen geblieben waren. Ist das deiner Meinung nach gar nichts? Drei Familien, die endlich einen Schlussstrich ziehen können. Drei
    Mörder, die identifiziert wurden…»
    «Magozzi.»
    «Was?»
    «Das waren alte Fälle.»
    «Weiß ich. Und davon haben wir eine Million. Gino hat gerade
    heute Morgen wieder eine Akte mitgebracht…»
    «Zwei der drei Mörder waren tot, der dritte lebte in einem Heim
    für Kriegsveteranen und sah sich sabbernd Fernsehcartoons an.»
    Magozzi sah sie finster an und streckte die Hand nach der
    Weinflasche aus. Vielleicht sollte er sie betrunken machen, damit sie aufhörte, so einleuchtend zu reden.
    «Versteh mich nicht falsch. Ich bin froh, dass wir helfen konnten, und diese Fälle waren ein guter Test für unsere Software. Sie halfen uns, kleine Macken zu beseitigen. Aber da draußen laufen Menschen umher, die jetzt andere umbringen, und wir sitzen hier und
    bearbeiten ungelöste alte Fälle, während wir doch ein Programm
    besitzen, mit dessen Hilfe wir vielleicht Menschenleben retten
    könnten.»
    Magozzi sah ihr direkt in die Augen. «Ich bin Italiener. Ich bin
    absolut immun gegen Schuldgefühle. Du offenbar nicht.»
    «Und das soll heißen?»
    «Das heißt, du willst Buße tun. Du gibst dir immer noch die
    Schuld an den Monkeewrench-Morden.»
    Grace zuckte zusammen. Monkeewrench war der Name ihrer
    Softwarefirma gewesen, zumindest bis er zum Mediennamen eines
    Killers geworden war und zum Synonym für eine Reihe sinnloser
    Morde, die Minneapolis im letzten Herbst fast paralysiert hatten.
    Seither dachten sie über einen neuen Namen nach.
    «Natürlich machen wir uns Vorwürfe», sagte sie leise. «Wie
    anders? Aber was immer unsere Motivation war, es ist etwas Gutes
    dabei herausgekommen, Magozzi, und das weißt du.» Sie hielt ihm
    eine Schokoladenerdbeere an die Lippen und sah gebannt zu, wie er hineinbiss. Einen so intimen und offen

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