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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Jack.»
    «Scheiße, Marty, du bist doch Cop.»
    «Ex-Cop.»
    «Erzähl mir doch nichts. Einmal Cop, immer Cop. Es liegt euch
    doch im Blut, oder? Ich wette, dein kleines Schnüfflerhirn arbeitet schon auf Hochtouren, um eine Erklärung zu finden. Wer also,
    meinst du, hat es getan?»
    «Darüber habe ich wirklich noch nicht nachgedacht.»
    «Blödsinn.»
    «Nein, ist es nicht, Jack. Ich habe nicht darüber nachgedacht.»
    Jack versuchte eine ganze Weile, sich auf ihn zu konzentrieren.
    «Was zum Teufel ist mit dir los? Er war dein Schwiegervater,
    verflucht noch mal. Bist du denn kein bisschen neugierig?»
    Marty brauchte drei Sekunden, um zu überprüfen, welche
    Gefühle ihm überhaupt noch geblieben waren, und dann entschied
    er: Nein, neugierig war er absolut nicht. «Das ist nicht mein Job, Jack.»
    «Wie Recht du hast, Marty. Es ist nicht dein Job. Es geht ja nur
    um deine verfluchte Familie.» Angewidert wandte er sich ab. «Mein Gott. Du bist ja noch mehr am Arsch als ich.»
    «Du solltest deine Sprache mäßigen, Jack. Es gibt hier nämlich
    auch anständige Leute.»
    Jack schnaubte: «Du solltest deine Pharisäer-Scheiße mäßigen,
    Marty. Es gibt hier nämlich auch clevere Leute, und die
    durchschauen so was… he, Sie da!» Er schwenkte seine Bierdose in
    Richtung einer Frau, die sich Blumen auf einem Tisch im Freien
    anschaute. «Ja, Sie in dem Zeltkleid! Wenn Sie vielleicht aufhören würden, die Stiefmütterchen zu begrapschen. Kommen Sie mal hier
    rüber und lernen Sie das größte Arschloch auf diesem Planeten
    kennen.»
    Die Frau starrte ihn mit offenem Mund an, drehte sich um und
    hastete zu ihrem Wagen.
    «Okay, Jack, das reicht. Du verschwindest jetzt hier.»
    «Fick dich doch, Marty.»
    «Verdammt, Jack, Lily ruft die Polizei, wenn du nicht vom
    Parkplatz verschwindest. Ich bitte dich ein letztes Mal im Guten.»
    Jack trank sein Bier aus und zerquetschte die Dose an seinem
    Bein. «Du kannst Lily ausrichten, wenn sie möchte, dass ihr Sohn
    vom Parkplatz verschwindet, soll sie gefälligst rauskommen und
    mich selbst bitten. Ansonsten bleibe ich, wo ich bin, bis mein Bier alle ist.»
    Sein Leben lang war Marty Pullman ein Mann der Tatkraft
    gewesen, der erkannt hatte, wenn etwas falsch lief, und es in richtige Bahnen gelenkt hatte. Dieser Marty Pullman hätte sich Jack
    geschnappt, ihn vom Liegestuhl gezerrt und ihn, wenn nötig,
    eigenhändig weggeschleppt. Er kam sich etwas sonderbar vor,
    einsehen zu müssen, dass er dieser Mann nicht mehr war und es
    wahrscheinlich auch niemals wieder werden würde. «Du machst uns
    die Sache viel schwerer, als es sein muss, Jack.»
    Jack sah ihn kurz an und lächelte. «Ist das wahr? Und ich dachte
    immer, Dinge wie diese müssten schwer sein. Ich gönne mir doch
    nicht mehr als eine kleine Totenwache, Marty. Eine kleine private Totenwache für Morey Gilbert, den gottverdammt nettesten
    Menschen auf der Welt, den Mann, den alle liebten, den Mann, der
    alle Menschen liebte, außer seinem Sohn natürlich. Und ist es nicht komisch? Ich bin der Einzige, der aufgetaucht ist. Ich meine,
    wirklich, Marty, sieh dir doch nur an, was hier abgeht. Der Laden sollte gar nicht geöffnet sein, aber das Leben geht schließlich weiter, ach ja, meinst du, wir können morgen fünf Minuten erübrigen, um
    ihn unter die Erde zu bringen?»
    Angewidert warf Marty den Schlauch von sich, griff sich eine
    Bierdose aus der Kühlbox und stakste in Richtung Gewächshaus.
    «Ich gebe auf.»
    Jack lachte und rief ihm hinterher: «Ist ja ganz was Neues.»

    KAPITEL 13

    Während der ersten fünf Minuten, nachdem sie den Tatort in Rose
    Klebers kleinem blauem Haus verlassen hatten, saß Gino wie ein
    ganz normaler Mensch auf dem Beifahrersitz – aus Respekt vor der
    Toten, wie Magozzi annahm –, aber kaum hatten sie den Parkway
    erreicht, kurbelte er die Scheibe runter und schaffte es irgendwie, sich so zu verrenken, dass der größte Teil seines Oberkörpers aus dem Wagen hing. Es wirkte unbequem, aber Gino hatte die Augen
    geschlossen und lächelte.
    «Du siehst aus wie 'n Golden Retriever», sagte Magozzi.
    Gino saugte mehrere Male gierig frische Luft ein. «Noch hundert
    Meilen, und ich habe vielleicht den Geruch aus der Nase gekriegt.»
    Er ließ sich wieder auf den Sitz plumpsen. Er war plötzlich
    deprimiert. «Scheiße. Jetzt fühle ich mich schlecht. Ist doch nicht fair, oder? Du stirbst, und das ist traurig, aber du riechst am Ende auch noch so übel, dass die Leute es nicht

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