Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
Vom Netzwerk:
eine alte Frau töten, der sie noch nie begegnet ist?»
    «Hallo! Natürlich weil ihr Mann die Kekse backende Oma
    genagelt hat, deswegen. Geriatrisches Verbrechen aus Leidenschaft, sonnenklar.»
    «Irre ich mich, oder haben wir die Hälfte des Vormittags damit
    verbracht, herauszufinden, dass Morey Gilbert und Rose Kleber
    einander nicht mal kannten?»
    «Dass die Familien davon nichts wussten, bedeutet noch lange
    nicht, dass es nicht so war. Denk doch mal nach. Würdest du
    Ehebruch begehen und dann deiner Familie davon erzählen?»
    «Verschon mich bitte, Gino. Diese Leute waren alt.»
    «Na und? Glaubst du, alte Leute haben keinen Sex? Willst du
    mal bei mir übernachten? Wo Angelas Leute schlafen, muss ich
    hinter dem Kopfbrett die Wand streichen.»
    Magozzi sah ihn ungläubig an. «Niemals.»
    «Ich mach keine Witze.»
    «Wie alt sind sie denn, in den Siebzigern?»
    «Genau.»
    «Hm.» Magozzi schmunzelte. «Das ist eigentlich 'ne gute
    Nachricht, oder?»
    «Fand ich schon immer.»
    «Trotzdem ist es die dämlichste Theorie, mit der du mir je
    gekommen bist.»
    «Okay, Schlaumeier. Hast du 'ne bessere?»
    «Wenn man nach einer Verbindung zwischen Morey Gilbert und
    Rose Kleber sucht, stellt man fest, dass sie beide Überlebende der Konzentrationslager sind. Verbrechen aus Hass könnte dazu passen.»
    «Du meinst, irgendwelche Neonazischweine?»
    Magozzi zuckte die Achseln. «Vielleicht. Die kommen doch ab
    und zu aus ihren Löchern. Es gab gerade wieder Schmierereien an
    Synagogen und Vandalismus. Dann diese Gruppe, die drüben in der
    Innenstadt von St. Paul überall antisemitische Plakate geklebt hat.»
    Gino schnaubte. «Diese Dummköpfe, die das Hakenkreuz falsch
    herum gemalt haben? Mensch, Leo, das waren doch nur drei Typen,
    und soweit ich gehört habe, reichte ihr Grips nicht mal für einen.»
    «Bestimmt sind sie nicht die Einzigen in der Stadt.»
    «Traurig, aber wahr. Wir können die rassistischen Delikte
    überprüfen, um alles abzudecken, aber diese Idioten hinterlassen
    doch schon Bekennerschreiben, wenn sie nur auf den Bürgersteig
    gepisst haben, denn warum sollten sie es sonst tun? Außerdem
    haben, nach Aussagen ihrer Familien, weder Gilbert noch Rose
    jemals einen Fuß in eine Synagoge gesetzt, und damit dürften sie auf dem Radar des durchschnittlichen Dumpfbeutel von Neonazi nicht
    erschienen sein. Außerdem waren es saubere Tatorte, die auf Profis schließen lassen, oder? Wir haben keine Spur, keine Fingerabdrücke, keine Zeugen – wir haben einen Killer mit Durchblick, wie zum
    Beispiel eine clevere alte Dame, die noch gut in Form ist und sich Polizeiserien im Fernsehen ansieht.»
    Magozzi grinste und schüttelte den Kopf. «Das kaufe ich dir
    nicht ab.»
    «Scheiße, ich weiß auch nicht. Vielleicht ein psychopathischer
    Azubi, der sich am Seniorentag im Supermarkt seine Opfer sucht,
    weil er auf die sprichwörtlichen fünfzehn Minuten Ruhm aus ist.»
    Gino verdrehte die Augen. «Mann, jetzt treibst du's aber zu weit.
    Wir haben zwei verschiedene Waffen, ein weibliches und ein
    männliches Opfer, und nenne mir bitte einen Serienmörder, der ein Faible für Greise hatte. Sogar das FBI mochte die Sache nicht
    anfassen, und die wollen sonst überall mitmischen. Und wenn wir
    über eine Serie nachdenken, müssen wir auch Arien Fischer als Teil einer Serie ansehen, und der Mord an ihm passt keinesfalls zu denen an Gilbert und Kleber.»
    Aber das war nicht das einzige Problem. Die Annahme, dass es
    einen Mörder gab, der herumlief und zu seinem kranken Vergnügen
    ältere Leute umbrachte, war eine Horrorvorstellung, die Magozzi gar nicht in Erwägung ziehen wollte. Es war dasselbe, als würde man
    Kindern wehtun oder Welpen. Aber ebenso schwer vorstellbar war
    es, dass zwei ältere Herrschaften wie Morey Gilbert und Rose Kleber in eine Sache verwickelt waren, die sie zu Zielscheiben machte.
    Magozzi räumte das Geschirr ab. «Vielleicht sind wir auf dem
    falschen Weg, wenn wir nach einer Verbindung suchen. Es ist eine
    jüdische Nachbarschaft, in der viele Senioren wohnen. Und was soll es schon zu bedeuten haben, dass Gilberts Nummer in Rose Klebers
    Telefonbuch steht? Mit der Gärtnerei wäre das zu erklären.»
    «Du willst also sagen, es ist nur Zufall, dass wir zwei alte Juden haben, die in derselben Nachbarschaft innerhalb von zwei Tagen
    umgebracht wurden?»
    Magozzi stieß einen frustrierten Seufzer aus. «Nein. Seit wir zu
    Rose Kleber gerufen wurden, habe ich das nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher