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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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bekommen.»
    Magozzi streckte den Oberkörper und sah ihn an. «Es gibt da
    draußen eine Menge 9-Millimeter-Waffen, Chief Boyd.»
    «Das weiß ich wohl. Und mir liegt viel daran zu hören, dass mit
    derjenigen, die wir Mr. Gilbert abgenommen haben, niemand getötet worden ist.»
    «Sobald mir ein Ergebnis vorliegt, werde ich mich bei Ihnen
    persönlich melden. Es müsste eigentlich heute noch was werden.»
    Sie gingen gemeinsam hinunter zur Straße, wo Magozzi stehen
    blieb und zu den Satelliten-Übertragungswagen der
    Nachrichtensender hinüberschaute. Als die Reporter und
    Kameraleute, die verstreut um die Wagen standen, Chief Boyd und
    Magozzi sahen, formierten sie sich zu einem Schwarm: Kameras
    liefen, Mikrofone wurden geschwenkt, Reporter schrien laut ihre
    Fragen hinaus. Die Masse bewegte sich auf die Straßenkante zu und kam unvermittelt zum Stehen, als sei der Bordstein die Chinesische Mauer.
    Magozzi sah hinüber zu dem Chief, der den Presseleuten
    freundlich zuwinkte. «Haben Sie da unten einen unsichtbaren Zaun?
    Eins von diesen elektrischen Dingern, die man gegen Hunde
    einsetzt?»
    Der Chief winkte weiter wie eine bekiffte Highschool-
    Ballkönigin. «Wieso um Himmels willen sollten wir einen solchen
    Zaun benötigen?»
    «Weiß ich auch nicht. In der Stadt jedenfalls walzen die
    Medienleute alles platt, was sich ihnen in den Weg stellt. Ich musste selbst schon ein paar Mal ausreißen.»
    Der Chief lachte. «Die Straße ist öffentliches Eigentum. Diese
    Leute haben dasselbe Recht wie jeder andere auch, sich dort
    aufzuhalten. Aber sobald sie den Bordstein betreten, begehen sie
    Hausfriedensbruch und kommen ins Gefängnis.»
    Magozzi schnaubte. «Ja, recht so.»
    «Wir haben alle gewarnt, als sie auftauchten, aber diese wirklich attraktive junge Frau von Channel Ten – vielleicht ein bisschen
    aufdringlich – die hat sich an meine Fersen geheftet, als ich Jacks Auffahrt hinaufging.»
    «Das müsste Kristin Keller sein, Moderatorin und
    Samuraischwert in meinem Fleisch.»
    «Mag sein. Ich sehe mir nur selten Nachrichtensendungen an. Na
    jedenfalls, kaum hatten wir ihr Handschellen angelegt und sie in
    unseren Wagen verfrachtet, haben die anderen sich schnell
    verzogen.»
    Verblüfft sah Magozzi ihn an. «Sie haben Kristin Keller
    festgenommen?»
    «Sieht so aus.»
    Magozzi gab sich Mühe, professionell zu bleiben, aber das
    bekam er nicht fertig. Ein schadenfrohes Grinsen leuchtete über sein Gesicht. «Chief Boyd, Sie sind der Mann.»
    «Das habe ich denen auch gesagt.»

    KAPITEL 27

    Grace MacBride saß in ihrem Büro bei sich zu Hause: eine schmale
    Kammer mit Holzdielen, die mehr Ähnlichkeit mit einem
    Korridorende als mit einem richtigen Raum hatte. Diverse Computer standen auf einem breiten Bord in Höhe des Arbeitstisches, das sich über die ganze Länge der Wand erstreckte, und sie rollte auf ihrem Bürostuhl von einem Rechner zum andern, betrachtete die Monitore, las Befehlszeilen und verfluchte die Flut nutzloser Informationen, von denen sämtliche Public-Domain-Websites überschwemmt
    wurden. Es war leichter, sich in eine beliebige geschützte Website zu hacken, als sich durch den Wust zu arbeiten, der die gängigen
    Suchmaschinen verstopfte, und es wurde Zeit, dass sie mit der
    leichteren Übung begann, denn das hier dauerte viel zu lange.
    Sie hatte gestern als Erstes Morey Gilberts und Rose Klebers
    Namen in das neue Programm eingegeben und nach Magozzis Anruf
    abends Ben Schulers Namen hinzugefügt, aber nach stundenlangem
    Stöbern in allen legal zugänglichen Datenbanken hatte das
    Programm als einzige Verbindung zwischen den dreien die Tendenz
    herausgefunden, im selben Lebensmittelladen einzukaufen. Wie alle anderen Menschen in der Nachbarschaft auch. Sie zog die
    Möglichkeit in Betracht, dass keine außergewöhnliche Verbindung
    zu finden sein würde – aber Magozzi und Gino dachten anders, und
    deren Instinkt vertraute sie.
    Sie blickte finster auf den Ausdruck der unbedeutenden
    Enthüllung über den Lebensmittelladen, die das Programm eines
    Sternchens für wert erachtet hatte, zerknüllte das Papier und warf es zur Seite. «Das ist reiner Unsinn», sagte sie laut.
    Grace hatte seit Monaten versucht, sich an das Gesetz zu halten,
    und nur dann die Firewalls ernsthaft gesperrter Sites überlistet, wenn es absolut und definitiv nötig war. Dieser zaghafte Versuch, im
    Internet dem Äquivalent eines rechtschaffenen Lebenswegs
    nachzugehen, war eine stumme Verbeugung aus Respekt

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