Der Köder
hinter alledem war auch Besorgnis zu erkennen. Es überraschte Magozzi, dass Marty Pullman augenscheinlich etwas an Jack
gelegen war.
«Was wisst ihr von dieser Sache?», fragte Marty Gino.
Gino musterte eine Frau in lilafarbenen Caprihosen, die sich mit
ihrem Einkaufswagen der Kasse näherte. «Machen wir einen
Spaziergang. Ich erzähle dir, was wir haben.»
«Schlüssel», verlangte Jack abermals, als sie gehen wollten.
Marty drehte sich um und deutete mit dem Finger auf Jack.
«Keine Schlüssel. Du bleibst hier.» Er sah Lily in die Augen, als er hinzufügte: «Den ganzen Tag, die ganze Nacht, von jetzt an, bis ich was anderes sage.»
Jack und Lily sahen ihn fassungslos an wie verdutzte Kinder.
«Ich meine das ernst», warnte Marty, bevor er und Gino zur Tür
hinausgingen.
Jack öffnete den Mund, um etwas einzuwenden, als die Frau in
den lilafarbenen Caprihosen ihm auf die Schulter tippte.
«Entschuldigen Sie bitte, Sir. Können Sie mir sagen, ob das hier der richtige Dünger für Rhododendron ist?»
Fast ohne zu überlegen drehte sich Jack um und schaute auf den
grünen Plastikbehälter, den sie ihm entgegenstreckte. «Aber nein.
Für Rhododendron brauchen Sie etwas Säurehaltigeres. Der müsste
auf demselben Regal liegen, auf dem Sie diesen gefunden haben.»
«Tatsächlich? Könnten Sie es mir bitte zeigen? Es gab so viele
verschiedene Sorten von Dünger…»
Jack zwickte sich an der Nase, während er von einem Universum
ins andere schlüpfte. «Okay. Klar. Sicher, das kann ich Ihnen
zeigen.»
«Hört sich an, als verstünde er was von diesem Geschäft», sagte
Magozzi zu Lily.
«Das sollte er auch. Schließlich ist er damit aufgewachsen», sagte sie geistesabwesend und sah ihrem Sohn hinterher, der an einer
ganzen Horde von Kunden vorbeiging, die ihre Wagen an einem
Angebotstisch mit Fleißigen Lieschen randvoll luden. «Also erzählen Sie mir von dieser Schießerei. Wer hat auf Jack geschossen?»
«Vielleicht sollten Sie Jack danach fragen.»
«Ich frage Sie.»
Magozzi seufzte. «Jack meint, dass jemand heute Morgen in
seiner Auffahrt auf ihn geschossen hat. Er hat zurückgeschossen.»
Lily wandte langsam den Kopf, um ihn anzusehen. «Er meint
das? Ist er nicht sicher?»
Magozzi zuckte die Achseln. «Er ja. Wir aber nicht. Zumindest
noch nicht. Es gab eine Menge Projektile und Patronenhülsen, aber es könnte sein, dass sie alle aus Jacks Waffe stammen. Das lassen wir gerade überprüfen.»
Lily bedachte ihn mit einem ihrer Yoda-Blicke durch ihre dicken
Brillengläser. «Jack besitzt keine Waffe. Er hasst Waffen.»
«Er sagt, es war Moreys, die er letzte Nacht mit nach Hause
genommen hat, nachdem er gehört hatte, dass Ben Schuler
erschossen worden ist.» Magozzi betrachtete aufmerksam ihr
Gesicht, als er fragte: «Wussten Sie, dass Morey eine Waffe besaß?»
Ihr Blick blieb fest. «Wenn er eine besaß, hat er mir davon nichts gesagt.» Magozzi stützte sich mit den Unterarmen auf den Tresen,
wodurch er sich auf Augenhöhe mit ihr befand. «Hören Sie, Mrs.
Gilbert», sagte er leise. «Wir glauben, dass Jack etwas über diese Morde weiß – auch über den an Ihrem Mann.»
Jetzt flackerte etwas in Lilys Blick.
«Beim Trauerempfang gestern wäre er beinahe umgekippt, als er
hörte, dass Ben Schuler erschossen wurde. Aber nicht nur, weil es ihm ein Schock versetzt hat. Nein, vor Todesangst, und wir glauben, weil er wusste, dass er der Nächste sein würde. Er weiß etwas, Mrs.
Gilbert, und wir können ihm nicht helfen, bis wir es nicht auch
wissen.»
«Sie möchten, dass ich mit ihm rede», sagte sie geradeheraus.
Magozzi richtete sich wieder auf und breitete die Hände aus.
«Mit uns will er nicht reden. Vielleicht spricht er ja mit seiner Mutter.»
Draußen hockten Gino und Marty auf der vorderen Stoßstange
eines Autos und tranken Mineralwasser, das Marty aus einer
Kühltruhe nahe am Eingang geholt hatte. «Im Moment ist er alles,
was wir haben», sagte Gino, «und er rückt mit gar nichts raus. Wenn ich zu bestimmen hätte, würde ich ihn zu ein paar freundlichen
Knastbrüdern in eine Zelle sperren, bis er sich entscheidet zu reden, aber Magozzi hat damit ein moralisches Problem. Also habe ich
gedacht, weil du zur Familie gehörst, könntest du ungestraft
davonkommen, wenn du die Scheiße aus ihm rausprügelst.»
Marty wollte schon schmunzeln, besann sich dann aber eines
Besseren und schüttelte den Kopf. «Ich habe gestern Abend alles
versucht,
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