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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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hinter alledem war auch Besorgnis zu erkennen. Es überraschte Magozzi, dass Marty Pullman augenscheinlich etwas an Jack
    gelegen war.
    «Was wisst ihr von dieser Sache?», fragte Marty Gino.
    Gino musterte eine Frau in lilafarbenen Caprihosen, die sich mit
    ihrem Einkaufswagen der Kasse näherte. «Machen wir einen
    Spaziergang. Ich erzähle dir, was wir haben.»
    «Schlüssel», verlangte Jack abermals, als sie gehen wollten.
    Marty drehte sich um und deutete mit dem Finger auf Jack.
    «Keine Schlüssel. Du bleibst hier.» Er sah Lily in die Augen, als er hinzufügte: «Den ganzen Tag, die ganze Nacht, von jetzt an, bis ich was anderes sage.»
    Jack und Lily sahen ihn fassungslos an wie verdutzte Kinder.
    «Ich meine das ernst», warnte Marty, bevor er und Gino zur Tür
    hinausgingen.
    Jack öffnete den Mund, um etwas einzuwenden, als die Frau in
    den lilafarbenen Caprihosen ihm auf die Schulter tippte.
    «Entschuldigen Sie bitte, Sir. Können Sie mir sagen, ob das hier der richtige Dünger für Rhododendron ist?»
    Fast ohne zu überlegen drehte sich Jack um und schaute auf den
    grünen Plastikbehälter, den sie ihm entgegenstreckte. «Aber nein.
    Für Rhododendron brauchen Sie etwas Säurehaltigeres. Der müsste
    auf demselben Regal liegen, auf dem Sie diesen gefunden haben.»
    «Tatsächlich? Könnten Sie es mir bitte zeigen? Es gab so viele
    verschiedene Sorten von Dünger…»
    Jack zwickte sich an der Nase, während er von einem Universum
    ins andere schlüpfte. «Okay. Klar. Sicher, das kann ich Ihnen
    zeigen.»
    «Hört sich an, als verstünde er was von diesem Geschäft», sagte
    Magozzi zu Lily.
    «Das sollte er auch. Schließlich ist er damit aufgewachsen», sagte sie geistesabwesend und sah ihrem Sohn hinterher, der an einer
    ganzen Horde von Kunden vorbeiging, die ihre Wagen an einem
    Angebotstisch mit Fleißigen Lieschen randvoll luden. «Also erzählen Sie mir von dieser Schießerei. Wer hat auf Jack geschossen?»
    «Vielleicht sollten Sie Jack danach fragen.»
    «Ich frage Sie.»
    Magozzi seufzte. «Jack meint, dass jemand heute Morgen in
    seiner Auffahrt auf ihn geschossen hat. Er hat zurückgeschossen.»
    Lily wandte langsam den Kopf, um ihn anzusehen. «Er meint
    das? Ist er nicht sicher?»
    Magozzi zuckte die Achseln. «Er ja. Wir aber nicht. Zumindest
    noch nicht. Es gab eine Menge Projektile und Patronenhülsen, aber es könnte sein, dass sie alle aus Jacks Waffe stammen. Das lassen wir gerade überprüfen.»
    Lily bedachte ihn mit einem ihrer Yoda-Blicke durch ihre dicken
    Brillengläser. «Jack besitzt keine Waffe. Er hasst Waffen.»
    «Er sagt, es war Moreys, die er letzte Nacht mit nach Hause
    genommen hat, nachdem er gehört hatte, dass Ben Schuler
    erschossen worden ist.» Magozzi betrachtete aufmerksam ihr
    Gesicht, als er fragte: «Wussten Sie, dass Morey eine Waffe besaß?»
    Ihr Blick blieb fest. «Wenn er eine besaß, hat er mir davon nichts gesagt.» Magozzi stützte sich mit den Unterarmen auf den Tresen,
    wodurch er sich auf Augenhöhe mit ihr befand. «Hören Sie, Mrs.
    Gilbert», sagte er leise. «Wir glauben, dass Jack etwas über diese Morde weiß – auch über den an Ihrem Mann.»
    Jetzt flackerte etwas in Lilys Blick.
    «Beim Trauerempfang gestern wäre er beinahe umgekippt, als er
    hörte, dass Ben Schuler erschossen wurde. Aber nicht nur, weil es ihm ein Schock versetzt hat. Nein, vor Todesangst, und wir glauben, weil er wusste, dass er der Nächste sein würde. Er weiß etwas, Mrs.
    Gilbert, und wir können ihm nicht helfen, bis wir es nicht auch
    wissen.»
    «Sie möchten, dass ich mit ihm rede», sagte sie geradeheraus.
    Magozzi richtete sich wieder auf und breitete die Hände aus.
    «Mit uns will er nicht reden. Vielleicht spricht er ja mit seiner Mutter.»
    Draußen hockten Gino und Marty auf der vorderen Stoßstange
    eines Autos und tranken Mineralwasser, das Marty aus einer
    Kühltruhe nahe am Eingang geholt hatte. «Im Moment ist er alles,
    was wir haben», sagte Gino, «und er rückt mit gar nichts raus. Wenn ich zu bestimmen hätte, würde ich ihn zu ein paar freundlichen
    Knastbrüdern in eine Zelle sperren, bis er sich entscheidet zu reden, aber Magozzi hat damit ein moralisches Problem. Also habe ich
    gedacht, weil du zur Familie gehörst, könntest du ungestraft
    davonkommen, wenn du die Scheiße aus ihm rausprügelst.»
    Marty wollte schon schmunzeln, besann sich dann aber eines
    Besseren und schüttelte den Kopf. «Ich habe gestern Abend alles
    versucht,

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