Der Köder
bestreiten.»
«Ich hasse Anwälte. Hasse sie wie die Pest. Wie war eigentlich
seine Frau? Hat sie was rausgerückt?»
«Ich glaube nicht, dass diese Frau irgendjemandem irgendwann
irgendetwas geben würde. Sie war eiskalt. Minnesotakalt. Sie wusste nicht, warum Jack und sein Dad sich gestritten haben, und soweit ich es beurteilen kann, hat es sie auch nie genügend interessiert, um mal nachzufragen.»
Gino lehnte den Kopf zurück. «Sag mir bitte, dass wir genug
haben, um ihn wegen Behinderung laufender Ermittlungen in den
Knast zu schicken.»
«Haben wir aber nicht.»
«Mist, und wie gehen wir jetzt vor? Er wird uns jedenfalls nichts erzählen.»
«Vielleicht kann uns Pullman weiterhelfen.»
Auf dem Parkplatz der Gärtnerei waren die beiden vorderen
Reihen besetzt, und eine überraschend große Zahl von Kunden
bevölkerte den Ausstellungsbereich im Freien. Die Leute zogen
flache Holzwagen hinter sich her, auf denen Grünpflanzen und
Blumen sprossen.
«Sieht so aus, als würde das Blumengeschäft blühen», sagte
Magozzi.
Jack war bereits auf seinem Sitz nach vorn gerutscht, so dringend wollte er aussteigen. «Wir haben achtundzwanzig Grad. In dieser
Jahreszeit stehen für jedes Grad Celsius, um das die Temperatur über zwanzig steigt, zwei zusätzliche Autos auf dem Parkplatz.»
«Im Ernst?»
«Im Ernst. Halten Sie an und lassen Sie mich raus, okay?»
Magozzi sah ihn im Rückspiegel. Zwei Sekunden in der Nähe
seiner Mutter, und alle Großspurigkeit war verschwunden. «Immer
mit der Ruhe. Ich suche einen Parkplatz.»
Gino blickte finster zum Seitenfenster hinaus, noch immer
kochend vor Wut, dass er mit seinen Versuchen, Informationen aus
Jack herauszubekommen, so kläglich gescheitert war. «Wer sind all diese Leute? Haben die keine Arbeit? Und warum können die nicht
zwischen zwei Linien parken? Jedes dieser verdammten Autos
besetzt mindestens zwei Plätze.»
Magozzi bog in dem Moment auf einen Stellplatz vor dem
großen Gewächshaus ein, als Marty und Lily zur Tür herauskamen.
Sie zogen beladene Rollwagen zum Pick-up eines Kunden. Marty
erkannte ihren Wagen sofort, warf ihnen einen fragenden Blick zu
und winkte zögernd. Er wirkte noch erstaunter, als er sah, dass Jack aus dem Auto stieg und geradewegs auf sein Mercedes-Kabrio
zusteuerte, das hinten auf dem Grundstück parkte.
«So was! Er hat sich nicht mal verabschiedet.»
«Mieser Hund», schimpfte Gino.
Sie warteten im Wagen und beobachteten, wie Marty unter Lilys
Aufsicht Paletten auf den Pick-up lud.
«Pullman sieht heute besser aus», merkte Magozzi an.
«Schwere Arbeit unter Aufsicht einer Frau. Das stärkt den
Charakter, wie meine Schwiegermutter meint. Zumindest ist sie mir mit dem Spruch letztes Wochenende gekommen, als sie mich auf
eine Leiter gescheucht hat, damit ich die Dachrinnen säubern konnte.
Sieht aus wie 'n kleines Kind in diesem Overall, oder?»
«Wer? Lily?»
«Ja. Geh'n wir rein und bearbeiten sie ein bisschen. Könnte ja
sein, dass sie leichter zu knacken ist als ihr Sohn.»
Magozzi protestierte. «Die verspeist dich zum Frühstück.»
«Ich weiß. Du kümmerst dich um sie, und ich rede mit Marty.»
Sie folgten Marty und Lily ins Gewächshaus und warteten
höflich, bis ein Kunde an der Kasse bezahlt hatte und gegangen war.
Es waren noch mehr Kunden im Gewächshaus, aber sie befanden
sich allesamt außer Hörweite. Magozzi wollte an die Kasse treten, aber Jack platzte dazwischen, bevor er auch nur ein Wort sagen
konnte.
«Ich brauche meine Schlüssel.» Er sah kurz seine Mutter an und
dann Marty. «Wo sind die?»
Marty blickte emotionslos auf Jacks Bluterguss im Gesicht und
das Pflaster auf seiner Stirn. «Bist du mit deiner großen Klappe an den Falschen geraten, Jack?»
«Bin gegen einen Baum gerannt.»
«Sieht dir ähnlich.»
«Habe nur versucht, vor der Person zu fliehen, die auf mich
geschossen hat.»
Lilys Blick schnellte zu ihrem Sohn, und zum ersten Mal spürte
Magozzi, dass in dieser Frau auch eine Mutter verborgen war. «Wer hat versucht, dich zu erschießen?», fauchte sie.
Jack fing fast zu zittern an. Seit sehr langer Zeit hatte seine
Mutter ihn nicht mehr direkt angesprochen. «Ich weiß nicht.»
Und jetzt richtete sich die alte Frau auf. Ihr Blick wurde wieder hart.
Scheiße, dachte Magozzi. Sie weiß auch etwas.
Marty starrte Jack an, und sein Gesicht spiegelte ein Wirrwarr an Gefühlen. Wut, Abscheu, Frust und vielleicht auch ein wenig Angst.
Aber
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