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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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was jeder
denkt: daß du ein ganz gemeiner Verführer bist, ein Lügner – du mit deinen
Wundern. Und ich war so dumm, dir zu glauben.«
    Bei
jedem ihrer Dolchstöße wandte Lanzelot den Kopf, als versuche er, sie an sich
vorbeisausen zu lassen. Er blickte zu Boden, um seine Augen zu verbergen. Er
hatte große Augen, die ihm gewöhnlich einen Ausdruck von Angst oder
Überraschung verliehen.
    »Elaine
bedeutet mir nichts«, sagte er.
    »Das
sollte sie aber. Wie kannst du sagen, sie bedeute dir nichts, wenn sie die
Mutter deines Kindes ist? Wenn du ihr Geheimnis wahren wolltest? Nein, faß mich
nicht an. Geh.«
    »Ich
kann nicht gehen, solange es so mit uns steht.«
    »Wenn
du mich anrührst, geh’ ich zum König.«
    »Ginevra
– in Corbin haben sie mich betrunken gemacht. Dann haben sie mir erzählt, du
würdest in Case auf mich warten, und sie haben mich in ein dunkles Zimmer
geführt, und da war’s Elaine. Gleich am nächsten Morgen bin ich fortgeritten.«
    »Eine
plumpe Lüge.«
    »Es
ist wahr.«
    »Das
glaubt dir kein Mensch.«
    »Ich
kann dich nicht zwingen, es zu glauben, wenn du nicht willst. Ich habe mein
Schwert gezogen, um Elaine zu töten, als ich dahinterkam.«
    »Ich
werde sie töten lassen.«
    »Es
war nicht ihre Schuld.«
    Die
Königin zupfte am Halsausschnitt ihres Gewandes, als war’s ihr zu eng.
    »Du
nimmst sie in Schutz«, sagte sie. »Du bist in sie verliebt, und mich betrügst
du. Ich hab’ mir’s schon die ganze Zeit gedacht.«
    »Ich
schwöre dir, daß ich die Wahrheit sage.«
    Plötzlich
gab sie auf und brach in Tränen aus.
    »Weshalb
hast du’s mir denn nicht schon früher gesagt?« fragte sie. »Weshalb hast du mir
nicht gesagt, daß du ein Kind hast? Weshalb hast du mich die ganze Zeit
angelogen? Wahrscheinlich war sie dieses sagenhafte Wunder, auf das du so stolz
warst.«
    Lanzelot,
dem heftige Gefühlsregungen ebenfalls nicht fremd waren, brach seinerseits in
Tränen aus. Er legte seine Arme um Ginevra.
    »Ich
wußte nicht, daß ich eins habe«, sagte er. »Ich hab’ keins haben wollen. An mir
hat’s nicht gelegen.«
    »Wenn
du mir die Wahrheit gesagt hättest, so hätte ich dir glauben können.«
    »Ich
wollt’s dir ja sagen, aber ich konnte nicht. Ich hatte Angst, es könnte dir
wehtun.«
    »So
hat’s mir noch weher getan.«
    »Ich
weiß.«
    Die
Königin trocknete sich die Tränen und sah ihn an, lächelnd wie ein
Frühlingsschauer. Gleich darauf küßten sie sich. Es war, als wäre ein erfrischender
Regen über die grüne Erde hinweggegangen. Sie glaubten, einander wieder zu
verstehen – doch der Same des Zweifels war gelegt. Ihre Liebe war stärker
geworden, gleichzeitig aber wuchs die Saat des Hasses und der Angst und der
Verwirrung. Denn Liebe und Haß können miteinander bestehen: eins nagt am
andern, und gerade dies erzeugt den wildesten Wahnsinn.
     
     
     
     
     
    KAPITEL 16
     
     
    Auf Schloß Corbin
machte sich das Mädchen Elaine reisefertig. Sie war entschlossen, Lanzelot für
sich zu erobern und ihn Ginevra wegzunehmen – ein Unterfangen, dessen rührende
Pathetik nur ihr selbst verborgen blieb. Sie hatte keine Waffen, mit denen sie
hätte kämpfen können, und überdies wußte sie nicht, wie man kämpft. Es mangelte
ihr an Charakter. Lanzelot liebte sie nicht. Sie aber – und das machte ihre
Lage noch hoffnungsloser – liebte ihn. Sie verfügte über nichts, das sie der
Reife der Königin hätte entgegensetzen können, außer ihrer eigenen Unreife und
ihrer demütigen Liebe, nichts außer dem dicken Baby, das sie zu seinem Vater
brachte – der dieses Baby nur als faulen Trick betrachtete. Ihr Unternehmen
ähnelte dem Aufmarsch eines Heeres, das ohne Waffen eine uneinnehmbare Festung
erstürmen soll – eines Heeres, dem auch noch die Hände gebunden sind. Elaine
hatte beschlossen, Ginevra auf deren eigenem Feld zu schlagen – ein Vorhaben,
dessen Naivität wohl nur durch den Umstand zu erklären ist, daß sie den größten
Teil ihres Lebens in der Abgeschlossenheit des Zauberkessels zugebracht hatte.
Mit den prachtvollsten und raffiniertesten Gewändern – in denen sie nur um so
einfältiger und provinzieller wirken würde – , wollte sie nach Camelot reisen,
um sich mit der englischen Königin zu messen.
    Wäre
Elaine nicht Elaine gewesen, hätte sie Galahad als Waffe benutzt. Vielleicht
wäre es ihr gelungen, Lanzelot damit an sich zu binden, daß sie seine
Vaterschaft ins Feld führte. Elaine aber war nicht gewitzt; sie wußte nicht,
wie sie es

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