Der König auf Camelot
das an den
Wappenrosen zu sehen ist.
»Hat
es«, fragte der König in hoffnungsloser Hoffnung, »hat es mit dem Mädchen zu
tun, das ein Kind von Euch bekommen haben soll?«
Hätte
er es bei der ersten Frage bewenden und eine Pause eintreten lassen, dann wäre
die Angelegenheit vielleicht ins reine gekommen. Arthur aber hatte Angst vor
dem, was in der Pause ans Tageslicht kommen mochte, und als er erst einmal die
zweite Frage gestellt hatte, war die Chance vertan.
»Ja«,
sagte Lanzelot.
»Könnt
Ihr’s nicht über Euch bringen, sie zu heiraten?«
»Ich
liebe sie nicht.«
»Hm.
Ihr müßt’s wissen.«
Lanzelot
fühlte das unbezähmbare Verlangen, seine Last loszuwerden, indem er sie sich
von der Seele redete – und war doch nicht in der Lage, ausgerechnet diesem
Zuhörer die wahre Geschichte zu erzählen. So palaverte er über Elaine daher. Er
berichtete Arthur die halbe Wahrheit: wie er in Schande geraten sei und wie er
seine Wunder verloren habe. Aber er war gezwungen, Elaine zum Mittelpunkt
seiner Beichte zu machen, und im Verlauf einer halben Stunde präsentierte er
dem König, mehr durch Zufall als aus Berechnung, eine durchaus glaubhafte
Geschichte – eine Geschichte, mit welcher der König sich zufrieden geben
konnte, wenn er die ganze Wahrheit nicht erfahren wollte. Diese Halb-Wahrheit
kam dem Armen sehr gelegen: in späteren Jahren nahm er sie für das eigentliche
Problem. Wir zivilisierten Menschen, die wir unter solchen Umständen
unverzüglich zum Scheidungsrichter rennen, um Alimente streiten und keine Form
des Nervenkrieges scheuen würden, können es uns gestatten, mit der angemessenen
Verachtung auf einen derart rückgratlosen Hahnrei herabzublicken. Arthur aber
war nur ein mittelalterlicher Wilder. Er hätte unsere Zivilisation nicht
verstanden; er wußte nur dies: daß er sich nicht durch Eifersucht erniedrigen
dürfe.
Die
nächste Person, der Lanzelot im Rosengarten begegnete, war Ginevra. Sie
strahlte vor Liebenswürdigkeit und Vernunft, »Lanz, hast du schon gehört? Eben
ist ein Bote angekommen; er sagt, dies Mädchen, das dich verfolgt, kommt zum
Hof und bringt das Baby mit. Sie wird heute abend hier sein.«
»Ich
wußte, daß sie kommen würde.«
»Wir
werden sie natürlich herzlich aufnehmen. Das arme Kind muß ziemlich unglücklich
sein.«
»Es
ist nicht meine Schuld, wenn sie unglücklich ist.«
»Natürlich
nicht. Aber die Menschen werden nun einmal durch die Welt unglücklich gemacht,
und wir müssen ihnen helfen, wenn wir können.«
»Jenny,
ich finde es großartig, daß du’s so aufnimmst.«
Er
wandte sich ihr zu und wollte ihre Hand fassen. Ihre Worte hatten in ihm die
Hoffnung keimen lassen, daß doch noch alles gut ausgehen werde. Ginevra aber
zog ihre Hand zurück.
»Nein,
mein Lieber«, sagte sie. »Lieben darfst du mich erst wieder, wenn sie fort ist.
Du sollst ganz frei sein.«
»Frei?«
»Sie
ist die Mutter deines Kindes, und sie ist nicht verheiratet. Wir beide können
niemals heiraten. Du sollst sie heiraten können, wenn du möchtest, weil das der
einzig mögliche Ausweg ist.«
»Aber
Jenny – «
»Nein,
Lanz. Wir müssen vernünftig sein. Solang sie hier ist, darfst du mir nicht
nahekommen, damit du Gelegenheit hast herauszufinden, ob du sie nicht
vielleicht doch heiraten kannst. Das muß ich schon für dich tun.«
KAPITEL 17
Ginevra empfing
Elaine am Außenwerk und küßte sie kühl. »Ihr seid willkommen in Camelot«, sagte
sie. »Tausendmal willkommen.«
»Dank
Euch«, sagte Elaine. Sie betrachteten einander lächelnd und feindselig.
»Lanzelot wird sich freuen, Euch zu sehen.«
»So?«
»Jeder
weiß von dem Kind, meine Liebe. Ihr braucht Euch nicht zu genieren. Der König
und ich, wir sind sehr gespannt, ob der Junge seinem Vater ähnlich sieht.«
»Ihr
seid sehr freundlich«, sagte Elaine beklommen. »Ich muß ihn unbedingt als erste
sehn. Ihr habt ihn Galahad getauft, nicht wahr? Ist er kräftig? Reagiert er
schon auf das, was um ihn herum vor sich geht?«
»Er
wiegt fünfzehn Pfund«, verkündete das Mädchen voller Stolz. »Ihr könnt ihn
jetzt gleich sehen, wenn Ihr wollt.«
Ginevra
nahm sich zusammen, mit fast unmerklicher Anstrengung, und machte sich an
Elaines Überwurf zu schaffen.
»Nein,
meine Liebe«, sagte sie. »So egoistisch darf ich nicht sein. Erst einmal müßt
Ihr Euch ausruhn, nach dieser langen Reise, und das Baby muß seine Ordnung
haben. Ich kann’s mir ja heute abend anschaun, wenn’s
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