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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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ein bißchen geschlafen
hat. Wir haben ja Zeit genug.«
    Schließlich
aber mußte sie sich das Baby trotzdem ansehn.
    Als
Lanzelot das nächste Mal der Königin begegnete, hatte sie alle Liebenswürdigkeit
und Vernunft abgelegt. Sie war kalt und stolz und sprach, als habe sie einen
Untergebenen vor sich.
    »Lanzelot«,
sagte sie, »ich glaube, Ihr solltet zu Euerm Sohn gehn. Elaine ist traurig,
weil Ihr ihn Euch noch nicht angesehen habt.«
    »Habt
Ihr ihn gesehen?«
    »Ja.«
    »Ist
er häßlich?«
    »Er
schlägt mehr Elaine nach.«
    »Gott
sei Dank. Ich geh’ sofort.«
    Die
Königin rief ihn zurück.
    »Lanzelot«,
sagte sie, wobei sie heftig Luft durch die Nase einsog, »ich erwarte, daß Ihr
unter meinem Dache nicht mit Elaine schlaft. Wenn wir beide nicht beieinander
sind, bis alles geregelt ist, dann darf ich verlangen, daß Ihr Euch von ihr
fernhaltet.«
    »Ich
habe nicht vor, mit Elaine zu schlafen.«
    »Selbstverständlich
nicht. Was anderes könntet Ihr sagen? Aber ich will Euch glauben. Wenn Ihr
jedoch diesmal Euer Wort brecht, ist es zwischen uns aus. Endgültig.«
    »Ich
habe alles gesagt.«
    »Lanzelot,
Ihr habt mich einmal hintergangen. Wie kann ich jetzt sicher sein? Ich habe
Elaine das Zimmer neben dem meinen geben lassen, so daß ich merke, wenn Ihr es
betretet. Ich möchte, daß Ihr in Eurem eignen Zimmer bleibt.«
    »Wie
Ihr wünscht.«
    »Ich
werde Euch heute abend rufen lassen, falls ich abkommen kann. Ich sage nicht,
wann. Seid Ihr nicht in Euerm Zimmer, wenn ich Euch rufen lasse, dann weiß ich,
daß Ihr bei Elaine seid.«
    Das
Mädchen saß weinend in seinem Zimmer, während Frau Brisen die Wiege für den
kleinen Jungen richtete.
    »Ich
hab’ ihn am Schießstand gesehn, und er hat mich auch gesehn. Aber er hat
fortgeblickt. Er hat eine Ausrede erfunden und ist weggegangen. Er hat sich
nicht mal unser Baby angeschaut.«
    »Aber
so was«, sagte Frau Brisen. »Du lieber Gott.«
    »Ich
hätte nicht kommen sollen. Es macht mich bloß noch elender. Und ihn auch.«
    »Die
Königin da – die ist’s.«
    »Ist
sie nicht schön?«
    Die
Frau sagte geheimnisvoll: »Schön von Angesicht – ihre Taten sieht man nicht.«
    Elaine
brach in hilfloses Schluchzen aus. Sie wirkte abstoßend, mit ihrer roten Nase;
wie das eben so ist, wenn Menschen ihre Würde preisgeben.
    »Ich
wollt’ ihm doch eine Freude machen.«
    Es
klopfte an die Tür, und Lanzelot kam herein. Sogleich trocknete sie sich die
Tränen. Sie begrüßten einander befangen und gezwungen.
    »Ich
freue mich, daß Ihr nach Camelot gekommen seid«, sagte er. »Ich hoffe, Ihr
fühlt Euch wohl.«
    »Doch.
Dank Euch.«
    »Wie
– wie geht es dem Baby?«
    »Euer
Sohn, gnädiger Herr«, sagte Frau Brisen mit Nachdruck. Sie drehte ihm die Wiege
zu und trat zurück, so daß er sehen konnte.
    »Mein
Sohn.«
    Sie
betrachteten das kleine Ding, das so hilflos war und noch gar nicht recht
lebendig. Sie waren stark, wie der Dichter singt, und es war schwach – eines
Tages würden sie schwach sein, es aber stark.
    »Galahad«,
sagte Elaine und beugte sich über die Windeln und machte die törichten
Bewegungen und Geräusche, die Mütter begeistert hervorbringen, sobald ihre
Kinder zu reagieren beginnen. Galahad ballte die Faust und boxte sich ins Auge,
was die Frauen zu entzücken schien. Lanzelot beobachtete sie verwundert. Mein
Sohn, dachte er. Er ist schön, und doch ist er ein Teil von mir. Er sieht nicht
häßlich aus. Aber bei Babies weiß man’s nie so genau.
    Er
hielt Galahad seinen Finger hin, legte ihn in das kleine fette Pfötchen. Das
Kind hielt ihn fest. Die Hand sah aus, als habe ein Puppenmacher sie mit viel
Geschick am Arm befestigt. Rings um das Handgelenk lief eine tiefe Falte.
    »Ach,
Lanzelot!« sagte Elaine.
    Sie
wollte sich ihm in die Arme werfen, er aber schob sie von sich. Über ihre
Schulter hinweg blickte er ängstlich und verärgert zu Brisen hinüber. Er stieß
einen wilden, sinnlosen Laut aus und verließ eilends den Raum. Elaine, der
Stütze beraubt, sank neben dem Bett nieder und begann zu schluchzen, heftiger
denn zuvor. Frau Brisen, die Sir Lanzelots Blick standgehalten hatte, blieb
stehen, starr und streng, und blickte mit undurchdringlichem Gesicht auf die geschlossene
Tür.
     
     
     
     
     
    KAPITEL 18
     
     
    Am nächsten Morgen
wurden Lanzelot und Elaine ins Gemach der Königin gerufen. Lanzelot ging mit
einem gewissen Glücksgefühl. Er dachte daran, daß Ginevra am vergangenen Abend
Unpäßlichkeit vorgeschützt

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