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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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sondern
schaute zu – wie ein Kind, das nicht mitspielen darf. Unbeweglich stand sie da
und nahm ihre ganze Kraft zusammen. Alle Grenzwächter ihres Wesens wurden
herbeigerufen und sammelten sich in der Zitadelle ihres Herzens.
    »Das
ist Elaine.«
    Sie
drehten sich zu ihr um und verbeugten sich.
    »Seid
willkommen auf Bliant Castle.«
     
     
     
     
     
    KAPITEL 24
     
     
    »Ich kann Elaine
nicht verlassen«, sagte er. Ector Demaris sagte: »Warum denn nicht? Du liebst
sie nicht. Du bist ihr nicht verpflichtet. Ihr macht euch bloß das Leben
schwer, wenn ihr zusammenbleibt.«
    »Doch,
Ector, ich bin ihr verpflichtet. Ich kann es nicht erklären, aber ich bin’s.«
    »Die
Königin«, sagte Degalis, »ist verzweifelt. Sie hat ein Vermögen ausgegeben, um
dich zu finden.«
    »Ich
kann’s nicht ändern.«
    »Es
hat doch keinen Sinn, jetzt zu schmollen«, sagte Ector. »Wenn die Königin
bereut, was sie getan hat – was es auch gewesen sein mag – , da solltest du
großzügig sein und ihr vergeben.«
    »Ich
habe der Königin nichts zu vergeben.«
    »Sag’
ich doch. Du solltest an den Hof zurückkehren und deine Karriere fortsetzen.
Das schuldest du schon Arthur. Vergiß nicht, daß du einer seiner
eingeschworenen Ritter bist. Er braucht dich dringend.«
    »Braucht
mich?«
    »Der
übliche Zwist mit den Orkneys.«
    »Was
haben die Orkneys wieder angestellt? Ach, Degalis, du ahnst ja nicht, wie gut
es tut, die alten Namen wiederzuhören. Erzähl mir allen Klatsch. Hat Kay sich
mal wieder zum Narren gemacht? Lacht Dinadan noch immer? Was gibt’s Neues von
Tristan und König Marke?«
    »Wenn
dich das so interessiert, dann komm wieder mit an den Hof.«
    »Ich
hab’ dir doch gesagt: ich kann nicht.«
    »Lanzelot,
du siehst das nicht realistisch. Meinst du im Ernst, du könntest incognito mit
diesem Mädchen zusammenleben und du selber bleiben? Glaubst du denn, du kannst
auf einem Turnier fünfhundert Ritter schlagen, ohne daß man dich erkennt?«
    »Als
wir von dem Turnier hörten«, sagte Ector, »sind wir gleich losgezogen. Degalis
hat gesagt: ›Das ist Lanzelot, sonst will ich tot umfallen‹.«
    »Wenn
du darauf bestehst, hier zu bleiben«, sagte Degalis, »dann würde das bedeuten,
daß du den Waffen entsagen mußt. Ein einziger Kampf noch, und du bist im ganzen
Land bekannt. Ich glaub’ allerdings, daß du’s jetzt schon bist.«
    »Wenn
du bei Elaine bleibst, heißt das, daß du alles aufgeben mußt. Es würde
absoluten Ruhestand bedeuten: keine Questen mehr, keine Turniere, keine Ehre,
keine Liebe – und vielleicht mußt du sogar den ganzen Tag im Hause bleiben.
Dein Gesicht vergißt man nicht so leicht, weißt du.«
    »Ich
weiß nicht, was du damit sagen willst, aber Elaine ist freundlich und gütig.
Ector, wenn dir ein Mensch vertraut und sich auf dich verläßt, dann kannst du
ihm nicht wehtun. Das tätest du nicht einmal einem Hunde an.«
    »Man
heiratet ja auch keinen Hund.«
    »Verdammt,
das Mädchen liebt mich.«
    »Die
Königin auch.«
    Lanzelot
drehte seine Kappe in den Händen.
    »Beim
letzten Mal«, sagte er, »hat mir die Königin gesagt, ich solle mich nie wieder
in ihrer Nähe blicken lassen.«
    »Aber
sie hat zwanzigtausend Pfund ausgegeben, um dich zu suchen.«
    Er
wartete eine Weile und fragte dann – mit einer Stimme, die grob klang: »Geht’s
ihr gut?«
    »Sie
ist völlig am Ende.«
    Ector
sagte: »Sie weiß, daß es ihre Schuld war. Sie hat viel geweint, und Bors hat
sie eine Närrin geheißen, aber sie hat sich nicht mit ihm in die Wolle
gekriegt. Arthur ist auch am Ende, weil die ganze Tafelrunde kopfsteht.«
    Lanzelot
warf seine Kappe zu Boden und stand auf.
    »Ich
hab’s Elaine gesagt«, sagte er, »daß ich nicht versprechen könne, bei ihr zu
bleiben – also muß ich’s.«
    »Liebst
du sie?« fragte Degalis und ging gleich mit der Axt an die Wurzel.
    »Ja.
Sie war gut zu mir. Ich hab’ sie gern.« Auf ihre Blicke hin änderte er seinen
Ausdruck. »Ich liebe sie«, sagte er trotzig.
    Die
Ritter waren seit einer Woche da, und Lanzelot lauschte begierig ihren
Tafel-Neuigkeiten. Von Tag zu Tag geriet er mehr und mehr ins Schwanken. Elaine
saß beim Essen neben ihrem Herrn am Hochtisch und schwamm in einem Strom von
Gesprächen über Menschen, deren Namen sie nie zuvor gehört hatte, und über
Ereignisse, die sie nicht verstehen konnte. Es blieb ihr nichts andres zu tun,
als ihre Gäste zum Zugreifen zu ermuntern, was Ector jeweils unverzüglich tat,
ohne den Lauf der Erzählung

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