Der König auf Camelot
glückliches Zusammenleben?«
»Ihr
wart mein Mann«, sagte Elaine stolz, »lang ehe die Königin kam.«
Er
fuhr sich mit der Hand über die Augen.
»Wollt
Ihr unter diesen Bedingungen einen Gemahl haben?«
»Galahad
ist ja auch noch da«, sagte Elaine.
Sie
saßen nebeneinander und blickten ins Feuer. Sie weinte nicht, sie bettelte
nicht um Mitleid oder Gnade – und er war sich wohl bewußt, daß sie ihm dies
ersparte.
Er
überwand sich und sagte: »Ich bleibe bei Euch, Elaine, wenn Ihr das wollt.
Obwohl ich nicht verstehe, was Euch daran liegen kann. Ich hab’ Euch gern. Ich
habe Euch sehr gern. Ich weiß nicht, wieso – nach allem, was geschehen ist.
Elaine, ich will Euch nicht wehtun, aber – aber heiraten kann ich Euch nicht.«
»Das
ist mir einerlei.«
»Ich
kann’s nicht, weil – weil Heirat ein Vertrag ist. Ich bin immer stolz darauf
gewesen, daß mein Wort gilt. Und wenn ich nicht… und wenn ich das nicht für
Euch empfinde… und wenn… Hol’s der Henker, Elaine: schließlich wart Ihr’s ja,
die mich reingelegt hat; also habe ich keine Verpflichtung, Euch zu heiraten.«
»Keine
Verpflichtung.«
»Verpflichtung!«
rief Lanzelot mit verzerrtem Gesicht. Er spuckte das Wort geradezu ins Feuer,
so, als habe es einen üblen Geschmack. »Ich muß sicher sein, daß Ihr’s begreift
und daß ich Euch nichts vormache. Ich werde Euch nicht heiraten, weil ich Euch
nicht liebe. Ich hab’ diese Geschichte nicht angefangen, und ich kann Euch
nicht meine Freiheit opfern. Ich kann nicht versprechen, immer bei Euch zu
bleiben. Ihr braucht diese Bedingungen nicht anzunehmen, Elaine; sie sind
entwürdigend. Sie werden von den Umständen diktiert. Mehr kann ich nicht sagen.
Alles andere wäre gelogen und würd’s nur noch schlimmer machen…«
Er
schwieg und barg seinen Kopf in den Händen.
Elaine
sagte: »Unter welchen Bedingungen auch immer – Ihr seid mein Herr und
Gebieter.«
König
Pelles gab ihnen ein Schloß, das Lanzelot bereits kannte. Sir Bliant, der
bisherige Bewohner, mußte ausziehen, um ihnen Platz zu machen. Er tat es höchst
bereitwillig, als er erfuhr, daß er damit dem Wilden Mann einen Gefallen tat,
der ihm das Leben gerettet hatte.
»Ist
er wirklich Sir Lanzelot?« fragte Bliant.
»Nein«,
sagte König Pelles. »Er ist ein französischer Ritter, der sich Le Chevalier
Mal Fet nennt. Ich hatt’ schon recht, als ich Euch sagte, daß Sir Lanzelot
tot sei.«
Es
war abgemacht worden, daß Lanzelot incognito bleiben solle. Wenn nämlich bekannt
würde, daß er noch lebte und auf Bliant Castle wohnte, hätte sich am Hof ein
groß’ Geschrei erhoben.
Bliant
Castle war von einem so schönen Burggraben umgeben, daß es praktisch eine Insel
darstellte. Man konnte sie nur von einem auf dem Festland gelegenen Vorwerk aus
mit Hilfe eines Kahns erreichen; und das Schloß selber war zusätzlich von einem
magischen Eisenzaun umgeben, wahrscheinlich einer Art cheval de frise (also
einer Kette Spanischer Reiter). Dort standen Lanzelot zehn Ritter zur
Verfügung, und Elaine wurde von zwanzig Damen bedient.
Sie
war außer sich vor Freude.
»Wir werden’s ›die Freudeninsel‹ nennen«, sagte sie.
»Wir werden dort so glücklich sein! Und, Lanz« – er zuckte zusammen, als sie
ihn beim Kosenamen nannte – , »Ihr müßt Eure Hobbies beibehalten. Wir wollen
Turniere veranstalten und auf die Beiz gehn und alles mögliche. Ihr müßt Gäste
einladen, damit wir Gesellschaft haben. Ich verspreche, daß ich nicht
eifersüchtig sein werde, Lanz, und ich leg’ Euch bestimmt nicht an die Leine.
Meint Ihr nicht, wir könnten ganz glücklich sein, wenn wir uns Mühe geben?
Findet Ihr ›Freudeninsel‹ nicht schön?«
Lanzelot räusperte sich und sagte: »Doch, ich find’s
sehr schön.«
»Ihr müßt Euch einen neuen Schild machen lassen,
damit man Euch bei den Turnieren nicht erkennt. Was für ein Wappen wollt Ihr in
Zukunft tragen?«
»Irgendeins«, sagte Lanzelot. »Das können wir uns
später überlegen.«
»Le Chevalier Mal Fet. Ein herrlich romantischer
Name! Was bedeutet er?«
»Verschiedenes. Man könnte sagen: ›der häßliche Ritter‹
oder ›der Ritter, der gefehlt hat‹.«
Er sagte ihr nicht, daß der Name auch ›der mißratene
Ritter‹ bedeuten konnte, der ›Ritter mit dem bösen Stern‹, der ›fluchbeladene
Ritter‹.
»Ich finde nicht, daß Ihr häßlich seid – oder gefehlt
habt.«
Lanzelot nahm sich zusammen. Er wußte, daß es äußerst
unfair wäre, mit Elaine zu
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