Der König auf Camelot
abgelehnt! Sir
Uwaine war ihm nicht gut genug! Nun wohl, nun wohl, er hat sich herabgelassen,
daß Melias trotzdem mitgehn hat dürfen, und er hat ihn auch noch zum Ritter
geschlagen! Meine Seele sei des Teufels: von einem Dreikäsehoch mit achtzehn
zum Ritter geschlagen zu werden! Als er Melias zum Ritter geschlagen gehabt
hatte, da hat er genau diese selbigen Worte gesagt: ›Jetzt, edler Sir‹, hat er
gesagt, ›da du Königen und Königinnen bist gleichgestellt, jetzt siehe zu, daß
du der Ehre würdig seiest, denn du sollest ein Vorbild sein für alle
Ritterschaft!‹ – Wie wollt Ihr einen solchen benennen? Ja doch: einen
Südland-Snob. Das nächste war, daß die zwei beiden eine Aventiure hatten bei
dem Kreuzweg, wo Melias wünschte, nach links zu reiten. Galahad sagte: ›Besser
war’s, du rittest nicht diesen Weg, denn mich dünkt, daß ich auf dem Wege
besser entwischte als du.‹ – Falsche Bescheidenheit war seine Sache nicht, seht
Ihr? Nun wohl, Melias ging dann doch nach links – und wurde von einem
mysteriösen Ritter zu seinem Unglück durchs Kettenwams getroffen, wie Galahad
vorhergesagt. Er war am Sterben: den abgebrochenen Schaft in seiner Seite. Wie
der große Galahad ihn waidwund findet – was sagt da nicht mein Männlein:
›Dieserhalben wäre besser es gewesen, der ändern Seite nach zu reiten!‹ Ein
nettes Kind. Einem, wo halber tot ist, sein ›Hab’ ich’s dir nicht gleich
gesagt‹ in die Ohren zu blasen! Und Hilfe ließ er ihm nicht angedeihn.«
»Was
ist mit Sir Melias geschehn?«
»Er
hat zu Galahad gesagt: ›Sir lasset den Tod kommen, wann’s ihm gefällt.‹ Er hat
den Schaft eigenhändig rausgezogen. Melias ist ein edler Ritter, und ich kann
mit Freuden berichten, daß er noch im Leben ist.«
Arthur
sagte: »Galahad ist schließlich noch ein Kind. Er hat Wachstumsschwierigkeiten,
vermutlich. Ich bin nicht der Meinung, daß wir wegen kleiner Fehler im sozialen
Verhalten hart über ihn urteilen sollten.«
»Wißt
Ihr denn nicht, daß er seinen Vater hat attackiert und daß er ihn vom Pferde
warf? Wißt Ihr denn nicht, daß er seinen Vater hat vor sich knien lassen, ihm
seinen Segen abzubetteln? Wißt Ihr denn nicht, daß manche schon haben darum
gebetet, in Galahads Armen sterben zu dürfen, und daß er’s ihnen als
Gunstbeweis hat zugestanden?«
»Vielleicht
war es wirklich ein Gunstbeweis.«
»Den
Teufel auch!« rief Gawaine aus und steckte seine Nase in den Becher.
»Ihr
erzählt uns nichts von Euch selbst.«
»Die
erste Aventiure, die mir widerfahren ist – und die einzige war’s bei weitem
nicht – , die geschah mir im Castle of Maidens. Doch war’s wohl besser, das
nicht vor der Königin zu erzählen.«
Arthur
sagte trocken: »Meine Frau ist weder ein Baby noch ein Blödkopf, Sir Gawaine.
Jedermann weiß von den Gebräuchen jenes Schlosses.«
Ginevra
sagte höflich: »Man nennt’s auf Französisch droit de seigneur.«
»Nun
wohl, ja, ich kam zum Castle of Maidens mit Uwaine und Sir Gareth. Es wurde
bewacht von sieben Rittern, die auf dem Brauch bestanden. Wir trafen die sieben
an, vor der Burg, in voller Rüstung, und wir haben mit ihnen gekämpft und haben
sie allesamt erschlagen. Als alles getan war, kam’s an den Tag, daß Galahad vor
uns war dagewesen. Das war so: er hatte sie zuerst vertrieben, ohne daß er
einen von ihnen hätt’ getötet, und er selber war zu der Zeit auf der Burg. Wir
hatten also bloß die Schlächter-Rolle gespielt, den Schlußpart in einer
Geschichte, die gar nicht unser war.«
»Pech.«
»Galahad
ritt auf und davon und tat’ nicht mit uns reden. Das sollt’ heißen, wir wären
sündig – er war’ selig. Ja. Ich weiß nicht mehr, was dann noch kam.«
»Seid
Ihr mit Uwaine und Gareth weitergeritten?«
»Nein,
nach Maiden Castle haben wir uns getrennt. Ich bin geradeaus geritten, immer
der Nase nach, bis ich eine Einsiedelei mit einem frommen Manne hab’ gefunden.
Ihr kennt gewißlich die Sorte: ein richtiger Bekehrer. Die erste Forderung war:
›Ich möcht’ wohl wissen, wie es steht zwischen Gott und Euch?‹ – Ich bat ihn,
daß er mir Unterkunft gewähre für die Nacht. Nun wohl, er war Gastgeber und
Priester zugleich, und als er mich zur Beichte tat bedrängen, könnt’ ich
deshalb nicht gut abschlagen. Er lamentierte furchtbarlich wegen der sieben
Ritter – sie seien die sieben Todsünden, sagt er – und bescheidet mir in aller
Seelenruh, ich sei nichts anderes als ein Mordmensch.«
»Hat
er Euch gesagt«,
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