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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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uns aus, das Heilige Grab zu
befreien?«
    »Das könnten wir versuchen«, sagte der König. »Ich
hatte mir das noch nicht so genau überlegt, aber es lohnte sich wohl, den
Versuch zu wagen.«
    »Oder wir könnten Reliquien suchen«, rief sein
Oberbefehlshaber, der Feuer gefangen hatte. »Wenn alle Ritter nach einem Stück
des Wahren Kreuzes Ausschau hielten, brauchten sie vielleicht gar nicht einmal
zu kämpfen. Ich meine, wenn wir auf einen Kreuzzug gehen sollten, würden wir
immer noch Gewalt anwenden: wir würden die Macht gegen die Ungläubigen
einsetzen. Wenn wir aber wirklich und wahrhaftig die ganze Tafel
zusammenbrächten, um nach etwas zu suchen, das Gott allein gehört, ja, das wäre
tatsächlich etwas unendlich Wertvolles. Dann wären wir beschäftigt und
brauchten vielleicht trotzdem nicht zu kämpfen. Und überhaupt brauchten wir ja
nicht unbedingt bloß nach einem einzigen Ding zu suchen. Nun, wenn all unsre
Ritter – hundertfünfzig an der Zahl, sämtlich Spezialisten der Queste, mit
sozusagen detektivischer Erfahrung – , wenn also all unsre Ritter ihre gesamten
Energien darauf verwendeten, Dinge aufzuspüren, die Gott gehören – nun, dann
könnten wir Hunderte und Hunderte von Dingen finden, die wahnsinnig wertvoll
wären. Die Tafelrunde könnte zu genau diesem Zwecke ins Leben gerufen und
ausgebildet worden sein. Vielleicht fänden wir sogar ein paar neue Evangelien.
Der gesamten Christenheit könnte durch unsere Taten ein Dienst erwiesen werden.
Stellt Euch vor: einhundertundfünfzig ausgebildete Männer begeben sich auf die
Suche! Und für einen Versuch ist es gar nicht zu spät. Das Wahre Kreuz wurde
326 gefunden, doch das Heilige Leichentuch wurde erst 1360 in Lirey entdeckt!
Vielleicht finden wir den Speer, der unsern Herrn getötet hat!«
    »Daran habe ich gedacht.«
    »Insbesondere müssen wir nach Manuskripten Ausschau
halten.«
    »Ja.«
    »Wir müssen überall hingehen: ins Heilige Land – an
jedweden Ort! Wir werden sein wie mein guter De Joinville!«
    »Ja.«
    »Ich glaube«, sagte Sir Lanzelot, »dies ist die beste
Idee, die Ihr je hattet.«
    »Ich habe Angst«, sagte der König, und diesmal klang
seine Stimme seltsam. »Ich habe in der Nacht gedacht, vielleicht sei das zu
hochgesteckt.
    Wer zur Vollkommenheit gelangt, der entschwindet,
nicht wahr. Es könnte das Ende der Tafel bedeuten. Was wäre, wenn jemand Gott
fände?«
    Lanzelot aber war nicht metaphysisch eingestellt. Er
bemerkte die Veränderung in Arthurs Stimme nicht. Er summte die große Kreuzfahrer-Hymne:
     
    Lignum
crucis,
    Signum
ducis,
    Sequitur
exercitus…
     
    »Wir
könnten nach dem Heiligen Gral suchen!« rief er triumphierend.
    Just
in diesem Augenblick kam ein Bote von König Pelles. Sir Lanzelot werde gebeten,
sagte er, einen jungen Mann in einer Abtei zum Ritter zu schlagen. Es handle
sich um einen prächtigen Jüngling, sittsam und sanft wie eine Taube. Er sei in
einem Kloster aufgewachsen. Sein Name, so sagte der Bote, laute angeblich
Galahad.
    Königin
Ginevra stand auf und setzte sich nieder. Sie öffnete die Hände und schloß sie
wieder. Sie wußte, daß Sir Lanzelot zu seinem Sohn gehen werde, den er von
einer anderen Frau hatte – doch das machte ihr kaum etwas aus.
     
     
     
     
     
     
     
     
    KAPITEL 28
     
     
    Wer etwas über den
Beginn der Hohen Suche nach dem Gral lesen will, über die erstaunlichen
Begebenheiten bei Galahads Ankunft (Ginevra machte in einer sonderbaren
Mischung aus Neugier, Neid und Entsetzen den halbherzigen Versuch, sich als
Vamp zu betätigen) und über das letzte Mahl am Hofe, als der Donner kam und der
Sonnenstrahl und das verdeckte Gefäß und der süße Geruch in der großen Halle –
nun, wer darüber etwas lesen will, der möge es bei Malory tun. Derart kann die
Geschichte nur einmal erzählt werden. Faktum war, daß die Ritter der Tafelrunde
kurz nach Pfingsten geschlossen auszogen – mit der erklärten Absicht, den
Heiligen Gral zu finden.
    Es
dauerte zwei Jahre, bis Lanzelot an den Hof zurückkehrte, und für die
Daheimgebliebenen war es eine einsame Zeit. Allmählich kamen die Ritter, die am
Leben geblieben waren, zu zweit und zu dritt zurück: müde Männer mit
Verlustmeldungen oder Erfolgsgerüchten. Sie kamen humpelnd an Krücken oder mit
ausgemergelten Gäulen am Zügel, die keinen Reiter mehr zu tragen vermochten.
Einer, der im Kampf eine Hand verloren hatte, kam daher, die eine Hand in der
anderen tragend. All diese Männer wirkten abgespannt und

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