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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Gange
gewesen. Wir haben uns den Angreifern angeschlossen und haben einen schönen
Kampf gehabt und wollten uns grade den Weg ins Innere erzwingen – die Gemüter
waren ein bißchen erhitzt – , da kommt Galahad an. Gott der Allmächtige allein
weiß, was für ein unguter Wind den Burschen hat hergeweht. Wie es schien,
gefielen ihm keine Ritter, die den Kampf als Sport betreiben. Er hat sich auf
die gegnerische Seite geschlagen und uns von der Burg vertrieben, und mir hat
er das hier vermacht.«
    Gawaine
berührte seinen Verband.
    »Ector
ist dagegen gewesen, mit ihm zu kämpfen. Sie sind anverwandt. Ich hab’ aber
trotzdem gekämpft, und das ist mir übel bekommen. Er hat mir einen Hieb
versetzt, der hat mir meinen Helm gespalten und die eiserne Helmkappe
zerschmettert, uih, und dann ist der Hieb abgeglitten und hat auch noch meinen
Gaul getötet. Das war zuviel für mich, bei Gott. Für einen Monat und länger lag
ich zu Bette.«
    »Und
seid dann heimgekommen?«
    »Ja,
bin ich.«
    »Ihr
müßt tatsächlich Unglück gehabt haben.«
    »Unglück!«
    Gawaine
blickte kurz in seinen leeren Becher. Dann hellte sich sein Gesicht auf.
    »Ich
habe König Bagdemagus erschlagen«, sagte er. »Das werdet Ihr wohl noch nicht
wissen. Ich hab’s in meiner Geschichte vergessen.«
    Arthur
hatte aufmerksam zugehört und sich seine eigenen Gedanken gemacht. Jetzt machte
er eine Bewegung der Ungeduld.
    »Geht
zu Bett, Gawaine«, sagte er. »Ihr müßt müde sein. Legt Euch zu Bett und geht in
Euch.«
     
     
     
     
     
    KAPITEL 29
     
     
    Der nächste, der heimkehrte,
war Sir Lionel, einer von Lanzelots Vettern. Lanzelot hatte einen Bruder namens
Ector und zwei Cousins, Lionel und Bors. Lionel war schlechter Laune, wie
Gawaine, doch der Grund seiner Verstimmung war nicht Galahad, sondern Bors,
sein eigener Bruder.
    »Moral«,
sagte Lionel, »ist eine Art Geisteskrankheit. Gebt mir einen Mann mit Moral,
der die ganze Zeit das Rechte tun will, und ich zeig’ Euch einen Knoten, den
nicht einmal ein Engel entwirren kann.«
    Der
König und die Königin saßen nebeneinander, wie stets, um die Geschichte des
Fahrenden zu hören. Sie hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, mit eigenen
Händen Erfrischungen in die Große Halle zu bringen, wenn ein Ritter
zurückkehrte. So konnten sie seine Neuigkeiten anhören, während er sich
stärkte. Das Licht fiel zwischen ihnen auf den Tisch durch ein hohes
Buntglasfenster, so daß ihre Hände und Teller und Gläser lauter Rubine oder
Smaragde oder feurige Lachen schienen. Sie waren in einer Zauberwelt aus
Juwelen, auf einer Lichtung unter Bäumen, deren Blätter Edelsteine waren.
    »Hat
Bors sich der Moral verschrieben?«
    »Hat
er immer schon getan«, sagte Lionel. »Fluch ihm. Meine ganze Familie scheint’s
mit der Moral zu haben. Lanzelot ist schon schlimm genug, aber Bors schlägt ihn
um Längen. Wußtet Ihr, daß Bors überhaupt erst ein einziges Mal
Geschlechtsverkehr hatte?«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.
Und was diese Hohe Suche nach dem Heiligen Gral betrifft, da scheint er so
etwas wie einen Oberkurs für Katholisches Dogma mitgemacht zu haben.«
    »Soll
das heißen, daß er studiert?«
    Lionel
schwächte ein wenig ab. Im Grunde war er seinem Bruder zugeneigt, doch hatte er
eine Erfahrung machen müssen, die ihre Beziehung störte. Jetzt, da er darüber
reden konnte und Zeit gehabt hatte, das Problem zu überdenken, sah er die andere
Seite des Streits.
    »Nein«,
sagte er. »Ihr dürft mich nicht ernstnehmen. Bors ist ein lieber Kerl, und wenn
wir jemals einen Heiligen in die Familie bekommen sollten, dann ist er’s. Er
ist nicht sehr helle im Kopf, und außerdem ist er schon ein kleines Ekel, aber
seine Vermutungen sind bisweilen unbezahlbar. Ich glaube, Gott hat ihn während
dieser Queste in Versuchung geführt, und ich bin nicht sicher, ob er nicht als
Sieger daraus hervorgegangen ist. Ich habe versucht, ihn zu töten.«
    »Ihr
solltet Eure Geschichte lieber von Anbeginn erzählen«, sagte Arthur, »sonst
werden wir das Weitere kaum verstehen.«
    »Meine
Geschichte ist nichts. Ich habe wie Gawaine herumgealbert und bin von ein paar
Eremiten ein Mörder genannt worden. Ich werde Euch die Geschichte von Bors
erzählen, weil ich in der eine Rolle spiele. – Gott«, begann Lionel, »Gott hat
Bors eine Prüfung auferlegt, vermute ich. Es war so, als sollte er zum Priester
geweiht werden, und sie wollten sich vergewissern, ob er orthodox ist. Wißt
Ihr, ich glaube, daß Gawaine und ich und

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