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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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fragte der König mit Interesse, »daß es falsch sei, überhaupt
Menschen zu töten, insbesondere, wenn man auf der Suche nach dem Heiligen Gral
ist?«
    »Zum
Teufel mit meiner Seele, das hat er. Gepredigt hat er, daß Galahad hätt’ die
sieben Ritter unschädlich gemacht ohne jedes Morden; und gemeint hat er, der
Heilige Gral war’ nicht zum Blutvergießen.«
    »Was hat er sonst noch gesagt?«
    »Ich weiß nicht mehr. Als er mir das dargelegt hatte,
wie ich Euch erzählte, hat er mir den Rat gegeben, eine Buße auf mich zu
nehmen. Wenn ein Mensch keine ehrliche Beichte ablegen täte – und ihm nicht
vergeben wird – , dann war’s witzlos, nach dem Gral zu suchen, sagt er. Dieser
Mensch war albern. Ein fahrender Ritter befindet sich in einer Lage, die Buße
nicht nötig macht – was ich ihm zeigte – , gleich wie Handwerker in der
Fastenzeit nicht fasten. Ich strafte den Mann Lügen und zog neuerlich des Wegs.
Danach traf ich mit Aglovale und Griflet zusammen… Was dann, was dann? Nun
wohl, ich ritt vier Tag’ mit ihnen, das weiß ich noch… Ja, und dann trennten
wir uns wieder, und Dunkelheit auf mich, wenn ich nicht bis Michaelis ohne
Aventiure war’ gewesen! – Wahrheit ist«, fügte Gawaine hinzu, »’s gibt keine
Abenteuer mehr, heutigentags, in England. Die Zeiten sind vorüber.«
    »Bringt Sir Gawaine noch etwas zu trinken.«
    »Als Michaelis vorbei war und vergessen, traf ich auf
Ector Demaris. Der war glücklos gewesen wie ich. Wir ritten zu einer winzigen
Kapelle im Walde und schliefen, nach einem Trünklein, dort ein – und jeder Mann
hatte des Nachts genau denselben Traum. Es ging um eine Hand und einen Arm, in
Sammet, mit einem Zügel und einer Kerze in der Faust. Eine Stimme gab bekannt,
wir beide täten sie brauchen. Danach bin ich einem zweiten Priester begegnet;
der hat gesagt, der Zügel war’ für Enthaltsamkeit, und die Kerze war’ für den
Glauben – scheint, als hätten Ector und ich selber diese nötig. Ihr wißt ja,
wie man einen Traum verdrehen kann. Das nächste war dann ein elendigliches
Mißgeschick, wie’s mir die ganze Zeit über hat angehangen. Wir stießen, wir
beiden, auf meinen Vetter Uwaine mit seinem Schilde im Überzug, und hab’ sein
Wappen nicht erkannt. Ector hat mir den ersten Gang überlassen, gegen meinen Vetter,
gegen mein eigen Fleisch und Blut. Die Lanze ging Uwaine glattwegs durch die
Brust. Sein Panzer muß eine schwache Stelle gehabt haben.«
    »Ist
Uwaine tot?«
    »Mausetot.
Das war das größte Mißgeschick, was mich verfolgt hat.«
    Arthur
räusperte sich.
    »Ich
würde sagen, für Uwaine war’s ein noch größeres Mißgeschick. Gott geb’ ihm
Ruhe. Vielleicht wäre es nicht schlecht gewesen, wenn Ihr zu Beginn auf jenen
Priester gehört hättet.«
    »Ich
habe doch nicht töten gewollt. Es war mein leibhaftiger Vetter von den Orkneys!
Und denkt daran, daß der Südländer, der mit dem weißen Schilde, sich vorher
hatte geweigert, mit ihm zu reiten!«
    »Meint
Ihr Galahad? Hat er den vergescu getragen?«
    »Ja,
Galahad. Es war nicht der vergescu. Er hat irgendwo einen Schild in die
Hände bekommen, der soll Joseph von Arimathia gehört haben, hat er gesagt.
Kennzeichen: auf Silbergrund ein T-Kreuz aus Heraldisch-Rot. Das Silber soll
das Weiß von Jungfrauen bezeichnen, und das rote Kreuz war für den Gral… Ich
bin von meiner Geschichte abgekommen.«
    »Ihr
hattet eben Uwaine getötet«, sagte Arthur geduldig.
    »Ja,
und Ector und ich, wir sind zu einer weiteren Einsiedelei geritten, und der
Priester dort erklärte uns den Zaum in unserm Traum. Dieser Priester war
Vegetarier, kann ich Euch sagen! Er hat die alte Sache erzählt, vom Mord,
glühendheiß. Und Reue hat er verlangt und Buße. Wir haben uns verdrückt und
sind schnurstracks des Wegs geritten.«
    »Hat
er Euch erklärt, daß Ihr beide deshalb kein Glück hattet, weil Ihr nur auf Mord
und Totschlag aus wart?«
    »Ja,
hat er. Er hat gesagt, Galahad sei ein besserer Mensch als wir, weil er kaum
jemals seinen Gegner töten täte – und besonders, weil er’s nicht auf dieser
Queste getan hat. Und gesagt hat er, daß viele andere Ritter – Ector selber hat
zwanzig getroffen – wegen ihrer Sünden in demselben Kasten säßen. Er hat
gesagt, Totschlag, das vertrage sich nicht mit der Queste. Er hat viel geredet,
und wir haben uns aus dem Staube gemacht, während er noch munter redete.«
    »Und
dann?«
    »Dann
sind wir an eine Burg gekommen, Ector und ich, und da ist ein Turnier im

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