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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Atem.
    »Ich
habe also gebeichtet«, sagte er schließlich, und sie atmeten wieder; seine
Stimme jedoch war bleiern. »Mir wurde eine Buße auferlegt.« Er machte eine
Pause, immer noch im Zweifel, halb erkennend, daß der Augenblick ein Kreuzweg
seines Lebens war. Dies war – das wußten alle – der Zeitpunkt, wenn es jemals
einen geben sollte, da er mit seinem Freund und König reinen Tisch hätte machen
müssen – doch Ginevra stand ihm im Weg. Es war auch ihr Geheimnis.
    »Die
Buße bestand darin, das härene Hemd eines gewissen toten Ordensmannes zu
tragen«, fuhr er schließlich fort, besiegt. »Ich durfte weder Fleisch noch Wein
zu mir nehmen und mußte täglich die Messe hören. Nach drei Tagen habe ich dann
das Haus des Priesters verlassen und bin zu einem Kreuz zurückgeritten, das
nahe der Stelle stand, wo ich meine Waffen verloren hatte. Der Priester hatte
mir inzwischen welche geliehen. Die Nacht habe ich bei dem Kreuz geschlafen,
und da hatte ich wieder einen Traum – und am Morgen kam der Ritter zurück, der
meine Rüstung gestohlen hatte. Ich habe mit ihm tjostiert und meine Rüstung
zurückgewonnen. War das nicht sonderbar?«
    »Ihr
werdet in einem Zustand der Gnade gewesen sein, nach Eurer guten Beichte, so
daß Euch Eure Macht anvertraut werden konnte.«
    »Das
habe ich auch geglaubt. Aber Ihr werdet gleich sehn. Ich hatte gedacht, daß ich
jetzt, nachdem ich meine Sünde los war, wieder der beste Ritter der Welt sein
dürfe. Ich bin sehr glücklich davongeritten, hab’ ein bißchen zu singen
versucht, bis ich auf eine wunderhübsche Ebene kam – mit einem Schloß und
Zelten und allem. Dort war ein Turnier zwischen fünfhundert Rittern in Schwarz
und Weiß im Gange. Die weißen Ritter waren am Gewinnen, und so habe ich mich
den schwarzen angeschlossen. Ich meinte, eine große Rettungstat für die
schwächere Partei unternehmen zu müssen, da mir doch vergeben worden war.« Er
hielt inne und schloß die Augen. »Aber die weißen Ritter«, fügte er hinzu und
öffnete die Augen wieder, »nahmen mich sehr bald gefangen.«
    »Soll
das heißen, daß Ihr wieder geschlagen wurdet?«
    »Ich
wurde geschlagen und entehrt. Ich hielt mich für sündiger denn je. Nachdem sie
mich freigegeben hatten, ritt ich davon und fluchte genau wie an jenem ersten
Abend, und als die Nacht hereinbrach, legte ich mich unter einen Apfelbaum und
weinte mich in Schlaf.«
    »Aber
das ist ja Ketzerei«, rief die Königin aus, die theologisch gut beschlagen war,
wie es die meisten Frauen sind. »Wenn Ihr gebeichtet hattet und losgesprochen
wart…«
    »Ich
hatte Buße für eine Sünde getan«, sagte Lanzelot. »Aber eine andere hatte
ich vergessen. In dieser Nacht nun hatte ich einen neuen Traum – von einem
alten Mann, der zu mir kam und sagte: ›Ah, Lanzelot mit böser Treu’ und wenig
Glauben, wie kommt es, daß du so leichten Sinnes gegenüber deiner tödlichen
Sünde wurdest?‹ – Jenny, ich habe mein ganzes Leben in einer anderen Sünde
gelebt, in der schlimmsten von allen. Stolz war es, der mich danach streben
ließ, der beste Ritter der Welt zu werden. Stolz ließ mich angeberisch werden
und der schwächeren Partei beim Turnier zu Hilfe kommen. Man könnt’s Prahlerei
nennen. Daß ich wegen – wegen der Frau gebeichtet hatte, das machte mich noch
nicht zu einem guten Menschen.«
    »Also
wurdet Ihr geschlagen.«
    »Ja,
ich wurde geschlagen. Und am nächsten Morgen ging ich zu einem anderen
Eremiten, um noch einmal zu beichten. Diesmal habe ich’s gründlich getan. Mir
wurde gesagt, bei der Hohen Suche nach dem Heiligen Gral genüge es nicht,
enthaltsam zu sein und keine Menschen zu töten. Alle Angeberei und aller Stolz
müßten vergessen werden, denn Gott wolle solche Taten auf seiner Queste nicht.
Ich mußte allem irdischen Ruhm abschwören. Und ich schwor ihm ab und wurde
losgesprochen.«
    »Was
geschah dann?«
    »Ich
ritt zum Wasser von Mortoise, wo ein schwarzer Ritter mit mir tjostierte. Auch
der hob mich aus dem Sattel.«
    »Die
dritte Niederlage!«
    Ginevra
rief: »Aber wenn Ihr doch diesmal wirklich losgesprochen wart?!«
    Lanzelot
legte seine Hand auf die ihre und lächelte.
    »Wenn
ein Knabe Süßigkeiten stiehlt«, sagte er, »und seine Eltern bestrafen ihn, dann
kann ihm das vielleicht sehr leid tun, und er ist hinterher ein lieber Junge.
Aber das berechtigt ihn doch nicht dazu, weitere Süßigkeiten zu stehlen, oder?
Gott hat mich nicht dadurch gestraft, daß er mich von dem schwarzen

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