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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Ritter
ausheben ließ – er hat mir nur das besondere Geschenk des Sieges vorenthalten,
das auszuteilen immer in seiner Macht gelegen hat.«
    »Aber,
mein armer Lanz, Euern Ruhm preiszugeben und nichts dafür wiederzubekommen! Als
Ihr ein sündiger Mensch wart, seid Ihr stets siegreich gewesen – weshalb werdet
Ihr dann geschlagen, nachdem Euch Erlösung zuteil geworden ist? Und weshalb
wird Euch immer von den Dingen Schmerz zugefügt, die Ihr liebt? Was habt Ihr
getan?«
    »Ich
bin im Wasser von Mortoise niedergekniet, Jenny, wo er mich abgeworfen hatte –
und ich habe Gott für mein Abenteuer gedankt.«
     
     
     
     
     
    KAPITEL 33
     
     
    Arthur ertrug derlei
nicht länger.
    »Es
ist abscheulich«, erklärte er indigniert. »Das kann ich nicht mehr mitanhören.
Weshalb muß ein guter, freundlicher, lieber Mensch derart gequält werden? Ich
schäme mich ja, wenn ich das nur höre. Was…«
    »Pst«,
sagte Sir Lanzelot. »Ich bin sehr froh, der Liebe und dem Ruhm entsagt zu
haben. Und was noch mehr zählt: Ich wurde praktisch dazu gezwungen. Gott hat
sich mit Gawaine oder Lionel nicht solche Mühe gegeben, oder?«
    »Bah!«
sagte König Arthur in dem gleichen Tonfall, den Gawaine ihm gegenüber gebraucht
hatte. Lanzelot lachte.
    »Na
schön«, sagte er, »das ist eine überzeugende Bemerkung. Aber vielleicht solltet
Ihr Euch lieber das Ende der Geschichte anhören. – Ich lag also jenen Abend am
Wasser von Mortoise, und ein Traum kam, der mir sagte, ich solle auf ein Schiff
gehn. Und das Schiff war tatsächlich da, als ich erwachte; und als ich’s
bestieg, war alles da: die lieblichsten Düfte und freundliche Empfindungen und
herrliche Speisen und – nun ja, alles, was man sich nur vorstellen kann. Ich
war >erfüllt mit allen Dingen, die ich erträumte und begehrtem Ich weiß, daß
ich Euch die Sache mit dem Schiff im Augenblick nicht erklären kann, weil sie
mir jetzt, da ich unter Menschen bin, etwas entschwindet. Aber Ihr dürft nicht
denken, auf dem Schiff hätte es bloß Weihrauch gegeben und kostbare Stoffe. Die
waren da, aber sie bildeten nicht die ganze Lieblichkeit. Ihr müßt auch an
Teergeruch denken und an die Farben des Meeres. Bisweilen war es ganz grün, wie
dickes Glas, und man konnte den Grund sehn. Bisweilen bildete es gewaltige,
langsame Terrassen, und das Wassergeflügel, das drüber hinflog, verschwand in
den Senken. Wenn es stürmte, rissen die riesigen Fangzähne der Brecher an den
Felseninseln. Sie bleckten die weißen Hauer auf den Klippen – nicht im Moment
des Aufschlags, sondern wenn das Wasser abfloß. Des Nachts, wenn es ruhig war,
konnte man die Sterne auf dem nassen Sand sich spiegeln sehn. Zwei Sterne
standen dicht beieinander. Der Sand war gerippt wie ein menschlicher Gaumen.
Und dann war da der Geruch des Tangs, das Geräusch des einsamen Windes. Inseln
gab es, mit Vögeln darauf wie Kaninchen, doch ihre Nasen waren Regenbogen. Der
Winter war das Beste, weil dann die Gänse auf den Inseln waren – lange
Rauchfahnen aus lauter Gänsen, singend wie Hunde, in der Kälteschicht des
frühen Morgens. – Es hat keinen Sinn, über das entrüstet zu sein, was Gott mir
zu Beginn angetan hat, Arthur; denn er hat mir weit mehr zurückgegeben. Ich
habe gesagt: ›Guter lieber Vater Jesu Christ, ich weiß nicht, in welcher Freude
ich bin, denn diese Freude übersteigt alle irdischen Freuden, die ich je erlebt
habe.‹
    Etwas
Sonderbares hatte das Schiff an sich, denn es befand sich eine tote Frau
darinnen. Sie hielt einen Brief in der Hand, der mir Nachricht gab, wie die
anderen vorangekommen waren. Noch sonderbarer war es, daß ich mich nicht vor
ihr ängstigte, da sie doch tot war. Sie hatte ein so ruhiges Gesicht, daß sie
mir gute Gesellschaft war. Wir bildeten eine Art Gemeinschaft auf dem Schiff
und auf dem Meer. Ich weiß nicht, wovon ich mich nährte. – Als ich einen Monat
mit dieser toten Dame auf dem Schiffe war, da wurde Galahad zu uns gebracht. Er
gab mir seinen Segen und ließ mich sein Schwert küssen.«
    Arthur
wurde rot wie ein Truthahn.
    »Habt
Ihr etwa seinen Segen erbeten?« fragte er fordernd.
    »Natürlich.«
    »So
etwas!« sagte Arthur.
    »Wir
sind insgesamt sechs Monate auf dem heiligen Schiff gefahren. Ich habe meinen
Sohn in jener Zeit sehr gut kennengelernt, und er schien mir zugetan. Häufig
hat er die artigsten Dinge gesagt. Die ganze Zeit über hatten wir auf den
Äußeren Inseln viele Abenteuer mit Tieren. Da gab es Seewiesel, die hübsch
pfiffen, und

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