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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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der
Ewigkeit.«
    »Ich
verstehe.«
    »Bitte,
haltet mich nicht für roh, weil ich solche Sachen sage. Ich versuche, ein
Gefühl zu erklären, eine Einstellung. Wärt Ihr in Patricks Purgatorium gewesen,
würdet Ihr wissen, was ich meine. Die Menschen wirken lächerlich, wenn man
herauskommt.«
    »Ich
verstehe. Jetzt verstehe ich auch Galahad.«
    »Er
war wirklich ein liebenswerter Mensch. Ich habe eine lange Zeit mit ihm auf dem
Boot zugebracht, und ich muß es wissen. Aber das bedeutet doch nicht, daß wir
uns dauernd gegenseitig den besten Platz im Boot angeboten hätten.«
    »Es
waren meine weltlichen Ritter, die ihn am wenigsten mochten. Ich verstehe. Aber
wir wollten ja Eure Geschichte hören, Lanz…«
    »Ja,
Lanz. Erzählt uns, wie es Euch erging, und laßt das mit den Engeln beiseite.«
    »Da
es mir nicht vergönnt war, irgend welchen Engeln zu begegnen«, sagte Sir
Lanzelot mit einem Lächeln, »wird es wohl das beste sein.«
    »Fahrt
fort.«
    »Als
ich Vagon verließ«, begann der Oberkommandierende, »hatte ich die Idee, der
rechte Ort für die Suche sei die Burg von König Pelles…«
    Er
brach ab, denn Ginevra hatte eine jähe Bewegung gemacht.
    »Ich
bin nicht auf die Burg gegangen«, sagte er sanft, »weil ich einen Unfall hatte.
Mir ist etwas widerfahren, das außerhalb meiner Pläne lag, und danach habe ich
mich dem Schicksal überlassen.«
    »Was
war das für ein Unfall?«
    »Eigentlich
war’s gar kein Unfall. Es war der erste Verweis, der mir zuteil wurde und für
den ich dankbar bin. Ihr müßt wissen, daß ich ein Großteil von Gott reden
werde, und dies ist ein Wort, das unfromme Menschen so abstößt, wie ›verdammt‹
und dergleichen die Frommen beleidigt. Wie sollen wir da verfahren?«
    »Nehmt
einfach an, wir wären die Frommen«, sagte der König, »und erzählt weiter von
Euerm Unfall.«
    »Ich
ritt mit Sir Percivale, als wir auf meinen Sohn stießen. Er hat mich bei der
ersten Tilte aus dem Sattel gehoben. Mein eigener Sohn!«
    »Ein
Überraschungsangriff«, sagte Arthur schnell.
    »Es
war eine faire Tilte.«
    »Natürlich
wolltet Ihr Euern Sohn nicht besiegen.«
    »Ich wollte ihn besiegen!«
    Ginevra
sagte: »Jeder hat einmal Pech.«
    »Ich
bin gegen Galahad angeritten mit allem Können, das mir zur Verfügung stand, und
er hat mich aus dem Sattel gehoben, wie’s kaum einer schöner fertiggebracht
hat. – Eigentlich«, so fügte Lanzelot mit einem grotesken Grinsen hinzu,
»könnte ich sogar sagen: er hat mich ausgehoben, wie es überhaupt keiner jemals
fertiggebracht hat. Das erste, was ich empfand, war Verblüffung. Erst später
wurde etwas anderes daraus.«
    »Was
habt Ihr getan?«
    »Ich
lag auf der Erde, und Galahad hielt sein Pferd neben mir an, ohne ein Wort zu
sagen. Da kam eine Frau herbei, die als Klausnerin in einer Einsiedelei lebte,
nahe beim Kampfplatz. Sie machte einen Hofknicks und sagte: ›Gott sei mit Euch,
bester Ritter der Welt‹.«
    Lanzelot
blickte auf den Tisch und wischte mit der Hand über das Tafeltuch. Dann
räusperte er sich und sagte:
    »Ich
habe aufgeschaut, um zu sehn, wer da zu mir sprach.«
    König
und Königin warteten.
    Lanzelot
räusperte sich neuerlich. »Versteht mich recht«, sagte er, »ich versuche, Euch
meine geistige Verfassung zu schildern, nicht mein Abenteuer. Da kann ich also
nicht bescheiden sein. Ich bin ein schlechter Mensch, das weiß ich, aber mit
den Waffen war ich immer gut. Es war mir manchmal ein Trost in meiner
Schlechtigkeit, zu glauben – zu wissen, daß ich der beste Ritter der Welt war.«
    »Ja,
und?«
    »Nun,
die Dame sprach nicht zu mir.«
    Schweigend
verdauten sie diese Eröffnung und beobachteten ein Zittern an seinem rechten
Mundwinkel.
    »Galahad?«
    »Ja«,
sagte Sir Lanzelot. »Die Dame sah an mir vorbei und meinte meinen Sohn Galahad.
Der zog alsbald im Handgalopp ab. Gleich darauf entfernte sich auch die Dame.«
    »Wie
kann man etwas so Abscheuliches sagen!« rief der König aus. »Was für eine
bodenlose Unverschämtheit! Sie hätte die Peitsche verdient!«
    »Es
stimmte.«
    »Aber
herzukommen und Euch das ins Gesicht zu sagen!« rief Ginevra aus. »Und
außerdem: nach einem einzigen Fall…«
    »Sie
hat ausgesprochen, was Gott ihr aufgetragen hatte. Sie war eine heilige Frau,
versteht Ihr? Aber zu der Zeit konnte ich’s noch nicht begreifen. – Jetzt bin
ich viel reifer«, fügte er rechtfertigend hinzu, »doch damals konnte ich’s
nicht ertragen. Mir war, als hätte man mir. meine Stütze weggenommen; und

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