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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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ich
wußte, daß sie einfach nur die reine Wahrheit gesagt hatte. Mir war, als hätte
sie mir das letzte Stück meines Herzens zerbrochen. Da bin ich dann von
Percivale fortgeritten, um mit meiner Verwundung allein zu sein, wie ein Tier.
Percivale schlug mir vor, etwas zu unternehmen; aber ich habe nur gesagt: ›Tue,
wie Dir beliebt.‹ Ich bin in trüber Stimmung fortgeritten, beklommen und
benommen, um einen Ort zu finden, wo ich mit meinem Kummer für mich sein
konnte. Schließlich ritt ich zu einer Kapelle und hatte das Gefühl, wieder
wahnsinnig zu werden. Wißt Ihr, Arthur, ich hatte eine schwere Last auf der
Seele, und der Gedanke, ein berühmter Kämpfer zu sein, machte das irgendwie ein
bißchen wett, und als es damit nun vorbei war, da schien es, als sei mir nichts
mehr geblieben.«
    »Euch
ist alles geblieben. Ihr seid immer noch der beste Kämpfer der Welt.«
    »Das
Merkwürdige war, daß die Kapelle keine Türe hatte. Ich weiß nicht, ob es meine
Sünden waren oder das furchtbare Gefühl, vernichtet zu sein, jedenfalls konnte
ich nicht hineingehn. Ich habe draußen auf meinem Schild geschlafen und
geträumt, ein Ritter käme und nähme meinen Helm weg und mein Schwert und mein
Pferd. Ich versuchte aufzuwachen, aber ich konnt’s nicht. Meine ganze
ritterliche Habe wurde mir weggenommen, und ich konnte nicht aufwachen, weil
mein Herz voll bitterer Gedanken war. Eine Stimme sagte, daß ich keine
Verehrung mehr genießen würde, nie mehr – aber ich habe nur gegen die Stimme
rebelliert, und als ich erwachte, waren meine Sachen fort. – Arthur, wenn es
mir nicht gelingt, Euch jene Nacht verständlich zu machen, dann werdet Ihr den
Rest nicht verstehn. Statt Schmetterlinge zu fangen, habe ich meine Kindheit
damit zugebracht, alles zu lernen, was ich brauchte, um Euer bester Ritter zu
werden. Hernach war ich böse, aber ich hatte etwas. Ich war so stolz, im
Herzen, weil ich wußte, daß ich den Durchschnitt weit überragte. Es war ein
unedles Gefühl, ich weiß. Aber ich hatte sonst nichts, auf das ich hätte stolz
sein können. Zuerst hatte ich mein Wort und meine Wunder verloren, und jetzt,
in dieser Nacht, von der ich erzähle, war auch dies hin. Als ich aufwachte und
merkte, daß meine Waffen fort waren, bin ich betäubt umhergeirrt. Es ist
ekelhaft, aber ich habe geheult und geflucht. Zu jener Zeit begannen sie, mich
zu zerbrechen.«
    »Mein
armer Lanz.«
    »Es
war das beste, was geschehen konnte. Am Morgen, wißt Ihr, hörte ich die Vögel
singen – und das heiterte mich auf. Komisch, von einem Schwärm Vögel getröstet
zu werden. Als ich klein war, hatte ich nie die Zeit, mich um Vogelnester zu
kümmern. Ihr hättet gewußt, was das für Vögel waren, Arthur, aber ich konnte
sie nicht bestimmen. Da war ein ganz kleiner mit hochgestelltem Schwanz, der
sah mich an. Er war ungefähr so groß wie das Rädchen an den Sporen.«
    »Vielleicht
war’s ein Zaunkönig.«
    »Gut,
nehmen wir’s an. Zeigt Ihr mir morgen einen? Was diese Vögel mich sehen
lehrten, da mein schwarzes Herz es nicht alleine sehen konnte, war dies: wenn
ich gestraft wurde, dann wegen meiner eigenen Natur.
    Was
den Vögeln geschah, lag in der Natur der Vögel. Sie lehrten mich sehen, daß die
Welt schön ist, wenn man selber schön ist, und daß man nichts bekommt, wenn man
nichts gibt. Und man muß geben, ohne etwas dafür bekommen zu wollen. So habe
ich denn die Niederlage durch Galahad und den Verlust meiner Rüstung
akzeptiert; und in einem lichten Augenblick ging ich los und suchte einen
Beichtiger, um nicht mehr schlecht zu sein.«
    »Alle
Ritter«, sagte Arthur, »die zum Gral kamen, waren so klug, vorher zu beichten.«
    »Ich
hatte vormals nie eine rechte Beichte abgelegt. Fast mein ganzes Leben habe ich
in Todsünde gelebt. Dieses Mal jedoch habe ich alles gebeichtet.«
    »Alles?«
fragte die Königin.
    »Alles.
Wißt Ihr, Arthur, ich hatte mein Leben lang eine Sünde auf dem Gewissen, die
ich keinem erzählen zu können glaubte, weil…«
    »Ihr
braucht sie uns nicht zu erzählen«, sagte die Königin, »wenn’s Euch schmerzlich
ist. Schließlich sind wir nicht Eure Beichtiger. Es genügt, daß Ihr sie dem
Priester gestanden habt.«
    »Ja,
laßt sie in Frieden«, sagte der König beipflichtend. »Auf jeden Fall hat sie
einen feinen Sohn geboren, der den Gral erreicht zu haben scheint.«
    Er
spielte auf Elaine an.
    Lanzelot
blickte, schmerzdurchzuckt, von einem zum anderen und ballte die Fäuste. Alle
drei verhielten den

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