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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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schließlich klar. Er sah
Lanzelot mit unerwarteter Würde an.
    »Und
auch Ihr gebt acht, Sir Lanzelot«, sagte er ruhig. »Ich weiß, Ihr seid der
beste Ritter der Welt; aber gebt acht, wenn Ihr für die falsche Seite kämpft.
Gott möcht’ für die Gerechtigkeit einen Schlag austeilen, Sir Lanzelot.«
    Der
wahre Liebhaber der Königin biß die Zähne zusammen. »Das müssen wir Gott
überlassen«, sagte er.
    Dann
fügte er, recht armselig, hinzu: »Was mich angeht, so sage ich klipp und klar,
daß keiner dieser verwundeten Ritter in der Kammer der Königin war. Und wenn
Ihr darum kämpfen wollt, werde ich mit Euch kämpfen.«
    Lanzelot
schlug sich insgesamt dreimal für die Königin: zuerst in dem guten Kampf mit
Sir Mador, dann in diesem recht zweifelhaften Wortgefecht mit Sir Meliagrance,
und schließlich in einem Streit, der ganz und gar unrecht war – und jeder Kampf
brachte sie dem Untergang näher.
    Sir
Meliagrance warf seinen Handschuh zu Boden. Er war so von der Wahrheit seiner Behauptung
überzeugt, daß er halsstarrig wurde, wie es in heftigen Auseinandersetzungen
geschehen kann. Er war eher bereit zu sterben, als einen Rückzieher zu machen.
Lanzelot nahm den Handschuh – was anders hätte er tun sollen? Alle begannen,
sich mit den Formalitäten einer Herausforderung zu beschäftigen: die
Fehdehandschuhe wurden mit Petschaften gesiegelt, und dann einigte man sich auf
ein Datum. Sir Meliagrance wurde zusehends ruhiger. Jetzt, da er in der
Maschinerie des Rechtsverfahrens gefangen war, hatte er Zeit zu überlegen, und
seine Überlegungen bewegten sich, wie gewöhnlich, in der entgegengesetzten
Richtung. Er war ein widerspruchsvoller Mensch.
    »Sir
Lanzelot«, sagte er, »da wir den Kampf festgelegt haben, werdet Ihr mir bis
dahin doch nichts Heimtückisches antun?«
    »Natürlich
nicht.«
    Lanzelot
blickte ihn mit ehrlichem Erstaunen an. Im Herzen war er wie Arthur. Stets
brachte er sich in Ungelegenheiten (indem er, zum Beispiel, die Orkneys bei
Westminster aushob), weil er die Bosheit der Welt unterschätzte.
    »Werden
wir bis zum Kampfe Freunde sein?«
    Der
alte Kämpe verspürte den wohlvertrauten Anfall von Scham. Er mußte mit diesem
Manne kämpfen, weil er etwas gesagt hatte, was der Wahrheit entsprach.
    »Ja«,
sagte er begeistert, »Freunde.«
    Von
Gewissensbissen geplagt, ging er auf Meliagrance zu.
    »Dann
haben wir bis dahin Frieden«, sagte Meliagrance beruhigt. »Alles offen und
ehrlich. Würdet Ihr gern meine Burg besichtigen?«
    »In
der Tat.«
    Meliagrance
führte ihn durch die ganze Burg, von einem Raum zum anderen, bis sie zur Kammer
mit der Falltür kamen. Das Brett rollte, und die Falle ging auf. Lanzelot fiel
sechzig Fuß tief und landete auf weichem Stroh im Verlies. Dann ordnete
Meliagrance an, daß man eines der Pferde verstecke, und ging zur Königin
zurück, um ihr mitzuteilen, daß ihr Kämpe vorausgeritten sei. Da Lanzelots
Neigung zu abrupten Aufbrüchen bekannt war, klang die Geschichte nicht
unwahrscheinlich. Meliagrance schien dies der beste Weg, dafür zu sorgen, daß
Gott in diesem Kampf nicht die falsche Seite wähle – denn Meliagrance war
seiner Sache ebenfalls nicht sicher.
     
     
    KAPITEL 44
     
     
    Die zweite
Rechtsentscheidung durch Kampf war ebenso sensationell wie diejenige mit Mador.
Wieder kam Lanzelot erst im allerletzten Augenblick, und diesmal war’s noch
knapper. Sie hatten auf ihn gewartet und ihn aufgegeben und Sir Lavine
überredet, statt seiner zu kämpfen. Sir La-vine ritt bereits in den Ring, als
der große Mann angaloppiert kam, und zwar auf einem Schimmel, der Meliagrance
gehörte. Er war bis zum Morgen im Verlies gefangen gewesen – als das Mädchen,
das ihm sein Essen brachte, ihn schließlich in Abwesenheit ihres Herrn
freiließ, zum Dank für einen Kuß. Dieser Kuß hatte ihn komplizierte Skrupel
gekostet, am Ende jedoch hatte er ihn für vertretbar gehalten.
    Meliagrance
ging beim ersten Angriff zu Boden und wollte nicht wieder aufstehen.
    »Ich
ergebe mich«, sagte er. »Ich bin erledigt.«
    »Steht
auf, steht auf. Ihr habt überhaupt noch nicht gekämpft.«
    »Werd’
ich nicht«, sagte Sir Meliagrance.
    Lanzelot
stand über ihm und war verwirrt. Wegen der Sache mit dem Pferd und wegen des
Verrats mit der Falltür hatte der Mann eine gehörige Tracht Prügel verdient.
Andrerseits war seine Anschuldigung im Grunde richtig, und der Gedanke, ihn zu
töten, behagte Lanzelot nicht.
    »Gnade«,
sagte Sir Meliagrance.
    Lanzelot
blickte zum

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