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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Alphagus gekämpft, den er tötete, nachdem er diese Wunden empfangen hatte:
drei am Kopf, vier am Leib und an der linken Hand. Nun war aber die Mutter des
toten Alphagus eine spanische Hexe gewesen, und die hatte Sir Urre aus
Ungarland mit einem Fluch belegt, dergestalt, daß keine seiner Wunden jemals
heilte. Fortwährend mußten sie bluten, bis der beste Ritter der Welt sie mit
seinen Händen heile und ihn erlöse.
    Diesen
Sir Urre aus Ungarland hatte es von Land zu Land getrieben – vielleicht litt er
an einer Art Bluterkrankheit – , immer auf der Suche nach dem besten Ritter,
der ihm helfen würde. Am Ende hatte er den Kanal überquert und dies fremde
Nordland erreicht. Alle hatten ihm überall erzählt, daß Lanzelot seine einzige
Chance sei, und schließlich hatte er sich dann zu ihm aufgemacht.
    Arthur,
der von jedem stets das Beste dachte, war sicher, daß Lanz den Bann brechen
werde, doch hielt er’s für fair, wenn jeder Ritter der Runde seine Chance
bekäme. Vielleicht steckte irgendwo im Verborgenen eine Fürtrefflichkeit, wie
man’s ja schon erlebt hatte.
    Die
Hofgesellschaft hielt sich zu der Zeit in Carlisle auf, um Pfingsten zu feiern,
und dort wurde beschlossen, daß alle sich auf der Stadtwiese treffen sollten.
Sir Urre wurde auf einer Bahre herbeigetragen und auf ein goldbezogenes Kissen
gelegt, und der Heilungsversuch sollte beginnen. Einhundertundzehn Ritter –
vierzig waren auf Questen unterwegs – umgaben ihn, aufgestellt in Reih und
Glied, mit ihren besten Kleidern angetan. Teppiche waren ausgerollt, und für
die großen Damen hatte man Zelte errichtet. Arthur liebte seinen Lanzelot so
sehr, daß er ihm für die alles krönende Großtat eine prächtige Kulisse schaffen
wollte.
    Dies
ist das Ende des Buchs über Sir Lanzelot; wir begegnen ihm darin nun zum
letzten Mal. Er hielt sich in der Rüstkammer der Burg versteckt, von wo aus er
insgeheim das Feld überschauen konnte. Es hingen reichlich Lederzügel in der
Kammer, ordentlich aufgereiht zwischen Sätteln und Zaumzeug. Er hatte
festgestellt, daß sie kräftig genug waren, ihn zu tragen. Hier wartete er nun,
verborgen, und betete, daß es irgendeinem – Gareth vielleicht? – gelingen möge,
schnell das Wunder zu vollbringen. Wenn nicht, dann sollten sie ihn übersehen,
seine Abwesenheit nicht bemerken.
    Mancher
mag es reizvoll finden, der beste Ritter der Welt zu sein. Doch sollte man
bedenken, daß der Titel verteidigt werden muß. Man sollte an die Prüfungen
denken, an die wiederholten, unbarmherzigen, skandalumwitterten Prüfungen, die
Tag für Tag zu bestehen sind – bis zu jenem sichern Tag der Niederlage. Man
sollte an den guten Grund des Versagens denken, den man fünfundzwanzig Jahre
lang zu verbergen versucht, unbedingt geheimhalten will. Man stelle sich vor,
daß man jetzt vor das größte und ehrenwerteste Publikum treten muß, das sich
denken läßt, um eine öffentliche Schaustellung seiner Sünde zu bieten. Alle
erwarten von einem, daß man siegt, und dabei steht die Niederlage schon fest:
der Betrug wird offenbar, der ein Vierteljahrhundert lang geübt worden ist, und
alle werden sogleich die Ursache erkennen – jenen Grund der Schande, den man
vor sich selbst geheimzuhalten versucht hat und der, wenn er sich im stillen
Kämmerlein bemerkbar machte, einen selbst zu einer Kopfbewegung des
Abschütteins veranlaßte. Die Wunder, die man vor so langer Zeit vollbringen
wollte, können nur von jenen vollbracht werden, die reinen Herzens sind. Die
Menschen draußen warten auf dieses Wunder, weil man sie in dem Glauben gelassen
hat, man sei reinen Herzens – und nun geht es, nach Verrat und Ehebruch und
Mord, ins helle Tageslicht hinaus zum Ehren-Test.
    Lanzelot
stand in der Rüstkammer, bleich wie der Tod. Er wußte, daß Ginevra draußen war,
und auch sie war blaß. Er verschränkte die Finger und blickte auf die kräftigen
Zügel und betete so innig, wie er nur konnte.
    »Sir
Servause le Breuse!« riefen die Herolde, und Sir Servause trat vor, ein Ritter,
der auf der Liste der Konkurrenten tief unten stand. Er war ein scheuer Mann,
der nur an Naturgeschichte interessiert war und in seinem ganzen Leben noch mit
niemandem gekämpft hatte. Er ging zu Sir Urre hinüber, der von der vielen
Behandlung schon ächzte, und kniete nieder und tat sein Bestes.
    »Sir
Ozanna le Cure Hardy!«
    So
ging es die ganze Liste der Einhundertundzehn hinab, deren klangvolle Namen von
Malory in der richtigen Reihenfolge aufgeführt werden,

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