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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Königin, als
Lanzelot noch in der Vorburg raste und nach der Königin verlangte.
    »Was
ist denn nun los?« fragte Ginevra und blickte auf den sonderbaren, gewöhnlichen
Mann nieder, der ihr zu Füßen lag. Ihr Blick war seltsamerweise nicht ohne
Zuneigung. Aber schließlich ist es ein Kompliment, aus Liebe geraubt zu werden,
besonders dann, wenn alles gut ausgeht.
    »Ich
ergebe mich, ich ergebe mich!« rief Sir Meliagrance. »Oh, ich ergeb’ mich Euch,
liebe Königin. Rettet mich vor diesem Sir Lanzelot!«
    Ginevra
sah strahlend schön aus. Vielleicht lag’s am Maien, vielleicht an dem
Kompliment, das der Ritter ihr gemacht hatte, vielleicht aber auch an einer
freudvollen weiblichen Ahnung. Auf jeden Fall war sie glücklich und ihrem
Entführer nicht gram.
    »Nun
wohl«, sagte sie wohlgelaunt und überlegen. »Je weniger Aufsehen dies macht,
desto besser ist’s für meinen Ruf. Ich werde versuchen, Sir Lanzelot zu
beruhigen.«
    Sir
Meliagrance seufzte erleichtert auf, so daß er fast schon pfiff.
    »Recht
so, recht so«, sagte er. »Bloß die Leut’ kein’ Fehltritt wissen lassen, ehern,
ehem. Bitte um Vergebung. Würd’s Eurer gnädigen Majestät gefallen, die Nacht
auf Meliagrance Castle zuzubringen, wenn Ihr Sir Lanzelot beruhigt habt – Euern
verwundeten Rittern zuliebe?«
    »Das
weiß ich nicht«, sagte die Königin.
    »Ihr
könntet alle des Morgens gehn«, drängte Sir Meliangrace, »und wir könnten die
ganze Geschichte begraben. Das war’ doch ganz or’ntlich. Ihr könntet ja sagen,
Ihr wärt zu Besuch hier gewesen.«
    »Nun
wohl«, sagte die Königin und ging zu Lanzelot hinunter, während Sir Meliagrance
sich den Schweiß von der Stirne wischte.
    Er
stand im Inneren Hof und rief seinen Gegner. Als Ginevra ihn sah, und als er
sie sah, da ging der Funke zwischen ihren Augen hinundher, noch ehe sie ein
Wort sprachen. Es war, als hätte es Elaine und die Grals-Queste nie gegeben.
Soweit wir das beurteilen können, hatte sie ihre Niederlage akzeptiert. Er muß
in ihren Augen gesehen haben, daß sie ihm nachgab, daß sie ihm zugestand, er
selbst zu sein – seinen Gott zu lieben und zu tun, was ihm behagte – , solange
er nur Lanzelot blieb. Sie war wieder heiter und bei Verstand. Sie hatte ihre
krankhaft besitzheischende Haltung aufgegeben und freute sich, ihn am Leben zu
sehen, was immer er auch tun mochte. Sie waren wieder jung – waren wieder die,
deren Blicke sich magnetisch angezogen hatten, damals, vor so langer Zeit, in
der rauchigen Halle von Camelot. Und indem sie sich ehrlichen Herzens
unterwarf, hatte sie den Kampf unabsichtlich gewonnen.
    »Was
soll denn all der Aufruhr?« fragte die Königin.
    Sie
sprachen in spielerischem Tonfall. Ihre Liebe war zurückgekehrt.
    »Das
könnt Ihr wohl fragen.«
    Alsdann
fügte er, vor Zorn rot anlaufend, hinzu: »Er hat mein Pferd totgeschossen.«
    »Dank
Euch fürs Kommen«, sagte die Königin. Ihre Stimme war sanft. Sie war so, wie er
sie zuerst gehört hatte. »Dank Euch, daß Ihr so schnell und so mutig kamt. Aber
er hat sich unterworfen, und wir müssen ihm vergeben.«
    »Es
war schandbar, mein armes Pferd zu morden.«
    »Wir
haben uns geeinigt.«
    »Hätt’
ich gewußt, daß Ihr Euch einigen würdet«, sagte Lanzelot, leicht eifersüchtig,
»dann hätte ich mich nicht fast totgehetzt.«
    Die
Königin nahm seine Hand. Den Stulphandschuh hatte er ausgezogen.
    »Bedauert
Ihr’s«, fragte sie, »daß Ihr Euch so gut geschlagen habt?«
    Er
schwieg.
    »Ich
mache mir nichts aus ihm«, sagte die Königin und errötete leicht. »Ich hab’ mir
nur gedacht, es wäre besser, wenn’s nicht zu einem Skandal käme.«
    »Mir
ist an einem Skandal genausowenig gelegen wie Euch.«
    »Ihr
müßt tun, was Ihr für richtig haltet«, sagte die Königin. »Kämpft mit ihm, wenn
Ihr wollt. Die Wahl liegt ganz allein bei Euch.«
    Lanzelot
sah sie an.
    »Madam«,
sagte er, »wie’s Euch beliebt, so soll mir’s recht sein. Und was Euch recht
ist, soll mir belieben.«
    Wenn
er bewegt war, fiel er stets in die Erhabenheit der Hochsprache zurück.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    KAPITEL 43
     
     
    Die verwundeten
Ritter wurden im Vorraum auf Tragbahren gelegt. Das innere Gemach, in dem
Ginevra schlief, hatte ein Fenster mit Eisenstäben. Glas gab es nicht. Lanzelot
hatte im Garten eine Leiter entdeckt, die für seine ……- Zwecke lang genug war –
und die Königin wartete, obwohl sie keine Verabredung getroffen hatten. Als sie
sein zerknittertes Gesicht am

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