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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Mißtrauen stößt, könnte es sich bei Stonehenge auch um ein
astronomisches Observatorium gehandelt haben, mit dessen Hilfe Menschen der Frühzeit
die Aussaattermine für ihre Ernten bestimmten.
    Von hier aus wiederum besteht ein
Zusammenhang mit der Mythe vom vergehenden und heraufziehenden Jahr, in dem die
dreigestaltige »Weiße Göttin« eine wichtige Rolle spielt. Ein solcher Kult
reicht in die Periode vor den keltischen Einwanderungswellen zurück, die in die
Zeit zwischen 400 v. Chr. und 45 n. Chr. fallen. Ist es nur ein Zufall, daß es
von einem walisischen Barden Heinin eine Romanze gibt, in der Merddyn (Merlin)
mit einer anderen Gestalt aus der keltischen Mythologie, mit Gwion
gleichgesetzt wird, daß dieser Gwion auf ganz ähnlich wunderbare Weise wie
Merlin in die Welt kommt und auch er, ähnlich wie Merlin, die Weisen und
Zauberer des Vortigern, eine Versammlung von Barden bei Dyganwy beschämt?
    Es sind solche Parallelen, die John Rhys
dazu rührten anzunehmen, daß Vorstellungen, die sich später mit Artus
verbanden, auch über den keltischen Gott Araius vermittelt worden sind, der zu
einem bestimmten Zeitpunkt an die Stelle von Gwydion, Sohn der Don, trat, einer
Muttergottheit, die im Gälischen zu Dana wird. Hier sind wir einer Verwandlung
vom Matriarchalischen zum Patriarchalischen auf der Spur, die sich durch den
Einfluß der Römer und des Christentums vollzogen haben könnte. Eine ähnliche Entwicklung
könnte sich, so die Theorie von Rhys, auch in Hinblick auf Merlin abgespielt
haben. Er tritt in den Artusgeschichten an die Stelle der keltischen Himmels-
und Sonnengottheit Nudd. Aus einer walisischen Triade (Spruchweisheit) wissen
wir, daß Britannien, ehe es von den Menschen besiedelt wurde, Clas Myrddin,
Myrddins Einfriedung, genannt worden ist. Das korrespondiert mit der Gewohnheit
der keltischen Iren, eine von ihnen besonders geliebte Landschaft »Rinderpferch
der Sonne« zu nennen, eine Bezeichnung, die beispielsweise auch Deidre ihrer
schottischen Heimstatt in Glen Etive gab. Nach Rhys wäre Nudd/Myrddin eine der
Gottheiten, die in Stonehenge verehrt wurden, was die spätere Überlieferung
erklären könnte, Merlin habe den Ring der riesenhaften Steine dort
aufgerichtet. Die Vorstellung von einer Gottheit Myrddin mag nach dem Aufkommen
des Christentums immer mehr verdrängt worden, jedoch nicht ganz in
Vergessenheit geraten sein.
    Bis in die christliche Zeit erhielt sich
die Überlieferung, Merlins Behausung sei aus Glas oder ein in Blüte stehender
Weißdornbusch gewesen. Er wird auch dann noch mit einer Art von Rauch oder
Nebel in Verbindung gebracht, »einem Stoff, weder Eisen noch Stahl, weder Holz
noch Stein, der im Äther keine Verbindung mit anderen Stoffen eingeht und einen
Zauber schafft, so stark und mächtig, daß er besteht, solange die Welt dauert.«
Auch hören wir, daß eine mit solchen Zauberkräften begabte Gottheit sich von
der äußersten Landspitze in Carnarvonshire aus nach Bardseys Island übersetzt.
Bei ihr sind neun Barden, die die dreizehn Schätze Britanniens bei sich tragen,
welche seitdem für die gewöhnlichen Sterblichen als verloren gelten.
    Professor Rhys stellt von dieser
Überlieferung einen Zusammenhang zu dem Bericht eines griechischen Reisenden
Demetrius her, der Britannien im ersten nachchristlichen Jahrhundert besucht
hat und von einer Insel im Westen erzählt, auf der Kronos mit den ihn
begleitenden Göttern gefangen gehalten werde.
    Vielleicht haben wir hier eine
hellenisierte Version jener keltischen Mythe vor uns, der zufolge der
Sonnengott in die westliche See abstürzt, wo er in Gefangenschaft der Mächte
der Finsternis gerät.
    Nun mag man einwenden, wer so verfahre,
vermöge alles und zugleich nichts zu beweisen. Wohl wahr. Eines aber scheint
sich aus solchen Bezügen dennoch schlüssig zu ergeben: mehr noch als bei Artur
bricht sich in der Gestalt des Merlin eine durch das Christentum verdrängte
Glaubensvorstellung prähistorischer Menschheit in Europa, deren
Überlebenschancen gerade in den von der Romanisierung nur teilweise oder
überhaupt nicht berührten Regionen am Landende (Wales und Irland) günstiger
waren als anderswo.
    Behauptet die sagenhafte Historie, Merlin
sei das Kind einer christlichen Nonne und eines Incubus (eines das Mädchen
heimsuchenden Liebhabers aus der »Anderswelt«), so bildet sie auch dabei
mythisch diesen Prozeß ab. Es ist das Verdienst Robert Graves, diesen Vorgang
unter Einbeziehung aller Indizien aus der

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