Der König auf Camelot
denen die meisten auch noch unter
der Erde gelegen haben, zudem aus Gegenständen aus Stein, Metall,
Töpferscherben und Knochen, von denen viele nicht mehr sind als Bestandteile
des Mülls dieser Zeit. Holz, Leder, Tuch und die meisten organischen
Materialien sind verschwunden. Von diesen Beweisstücken her ist es oft zwar
möglich zu erklären, wie gewisse Dinge hergestellt oder gebaut wurden, in
manchen Fällen auch wann und von wem. Offen hingegen bleibt in den meisten
Fällen die Frage des Warum. Die Frage, wie Stonehenge gebaut wurde, die im
Zusammenhang mit dem Merlin-Text besonders interessant ist, läßt sich also
einigermaßen genau beantworten. Es ergibt sich dabei, daß Stonehenge eine der
bemerkenswertesten Errungenschaften prähistorischer Ingenieurkunst in Europa
darstellt.
Im Gegensatz zu den zitierten frühesten
schriftlichen Überlieferungen sagen uns die modernen Wissenschaftler, daß die
dabei benutzten Hilfsmittel vor allem menschliche Muskelkraft in Verbindung mit
den einfachsten Hilfsmitteln wie Seilen, Hebeln und Rollen gewesen sein müssen.
Die sogenannten »bluestones« von Stonehenge stammen aus dem Preseli-Gebirge des
südwestlichen Wales und von der Küste bei Milford Haven.
Vom Gebirge, wo bluestone-Felsbrocken
jeder Form und Größe an der Erdoberfläche liegen, müssen sie mit Schlitten und
Rollen bis nach Milford Haven gebracht worden sein. Dort hat man sie
wahrscheinlich auf Flössen an der Südküste von Wales entlang verschifft, um
schließlich über die Flüsse Frome und Avon bis zu der heutigen Stadt Frome in
Somersett zu gelangen. Auf den Flüssen dürfte man Boote benutzt haben, weil
Flösse in dem niedrigen Wasser auf Grund geraten wären. Dann schleppte man sie
etwa 10 km über Land bis nach Warminister in Wiltshire. Nicht weit von dort
befindet sich ein Ganggrab, dessen Kern aus solchem Gestein besteht, Es wurde
mit größter Wahrscheinlichkeit vor 2900 v. Chr. errichtet. Von dieser Stelle
aus verlief der Transportweg wieder über Wasser, über den Fluß Wylye bis
Salisbury und dann den Salisbury Avon hinauf nach West Amesbury. Die gesamte
Strecke beträgt 385 km.
Die sogenannten »sarsen«-Steine stammen
aus der Malborough-Niederung nahe Avebury im Norden von Wiltshire, ungefähr 30
km nördlich von Stonehenge. Bei diesen schweren Steinen wäre ein Transport auf
Wasserwegen unmöglich gewesen. Sie müssen auf Schlitten oder mit Rollen und
Seilen aus Leder oder Rinderhaaren über Land geschleppt worden sein. Dabei dürften die meisten
Bodenerhebungen bergauf und bergab nicht allzu schwierig zu überwinden gewesen
sein; nur der Redhorn Hill am Südrand des Pewsey-Tales stellt ein
beträchtliches Hindernis dar. Um einen Stein von circa 50 Tonnen Gewicht diesen
Hügel hinauf zu schaffen, müssen etwa 500 Männer nötig gewesen sein, hinzu
kamen etwa hundert weitere Arbeiter, die die Rollen vor den Schlitten auslegten
und darauf achteten, daß die Schlitten nicht nach der Seite hin ausbrachen.
Insgesamt, so schätzt man, werden für den Transport der 80 »sarsen«-Steine über
diese Entfernung über mehrere Jahre hin an die tausend Arbeitskräfte im Einsatz
gewesen sein.
Auf die komplizierte Technik des Zuhauens
und des Aufrichtens kann hier nicht näher eingegangen werden. Das bisher
Gesagte reicht hin, um deutlich werden zu lassen, daß diese Arbeiten sich nicht
zu jener Zeit abspielten, von der in den schriftlichen Überlieferungen die Rede
ist. Und doch könnten Zusammenhänge bestanden haben. Auf den Randsteinen der im
Boynetal gelegenen Hügelgräber Knowth, Dowth und Newgrange, deren Entstehungsdaten
sich mit einer bestimmten Periode der Bautätigkeit in Stonehenge decken, finden
sich Ornamente, die man lange Zeit als abstrahierte Abbildungen einer frühen
weiblichen Gottheit zu deuten geneigt war; nach noch nicht abgeschlossenen, neueren
Forschungen aber könnte es sich auch um das Maßsystem einer prähistorischen
Geometrie handeln. Trifft dies zu, so hätten wir hier die Formeln eines
Wissenspotentials, das später vergessen wurde.
In dem Text von Wace könnte sich also
ausdrücken, daß Merlin jemand war, der sich an jener nicht näher lokalisierten
Quelle im Inneren von Wales dieses uralte technologische Wissen angeeignet
hatte und die Briten damit verblüffte.
Die Assoziationskette, über die Wace zu
seiner Darstellung kam, kann aber auch anderer Art sein. Nach einer von Gerald
S. Hawkins aufgestellten Theorie, die allerdings bei den Archäologen auf
starkes
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